Haie haben bei vielen Menschen einen miesen Ruf, gelten sie doch immer noch als allesverschlingende Fressmaschinen, die an den Stränden auf arglos vor sich hinplätschernde Badeurlauber lauern. Filme wie „Der weiße Hai“ und sensationsgierige „Dokumentarfilme“, in denen die Tiere mit blutigen Ködern vor die Kamera gelockt werden, haben ein negatives und dabei völlig unzutreffendes Bild dieser faszinierenden Tiere gezeichnet. Denn Haie sind keine mordgierigen Bestien, sondern extrem wichtige Bestandteile des marinen Ökosystems – so auch in der Nordsee und im niedersächsischen Wattenmeer.
Insgesamt elf Haiarten kommen in der Nordsee vor, die die unterschiedlichsten Formen und Lebensweisen entwickelt haben. Dazu zählen die sanften, bis zu zwölf Meter langen Riesenhaie, die im offenen Meer Plankton aus dem Wasser filtrieren. Viel kleiner sind die gerade mal 80 cm langen, bunt gemusterten Katzenhaie, die auch im Wattenmeer vorkommen. Eine besondere Form bilden die eleganten Rochen, die eng mit den Haien verwandt sind und wie diese zur Klasse der Knorpelfische gehören, aber mit ihrer flachen Form insbesondere an ein Leben am Boden angepasst sind. So vielfältig die Formen und die Überlebensstrategien der Haie in der Nordsee auch sind, so haben die Tiere doch eines gemeinsam: Sie sind für den Menschen vollkommen harmlos und es gehört schon eine riesengroße Portion Glück dazu, sie überhaupt zu Gesicht zu bekommen.
Haie sind ein echtes Erfolgsmodell der Evolution – seit fast 400 Millionen Jahren schwimmen sie durch die Weltmeere. Auch in der Nordsee leisten sie wichtige Aufgaben im Ökosystem, zum Beispiel indem sie kranke oder geschwächte Tiere fressen. Doch obwohl die Haie für den Erhalt des empfindlichen ökologischen Gleichgewichts der Meere extrem wichtig sind, werden sie gnadenlos vom Menschen gejagt. Nach Schätzungen werden jedes Jahr weltweit bis zu hundert Millionen Haie gefangen oder enden als Beifang in den bis zu zwei Kilometer langen Schleppnetzen der Fischereiindustrie. Besonders grausam ist das so genannte „Finning“, bei dem den gefangenen Haien bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten werden, die insbesondere in Asien als Delikatesse gelten.