McAllister: Mein Ziel ist ein größerer politischer und gesellschaftlicher Konsens in der Energiepolitik. Dazu brauchen wir einen schnelleren als bislang vorgesehenen Ausstieg aus der Kernenergie und einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Jedes Kernkraftwerk wird jetzt hinsichtlich der Anfälligkeit für Kernschmelzunfälle überprüft. Welche Kernkraftwerke nach Auslaufen des Moratoriums dann tatsächlich vom Netz genommen werden müssen, hängt vom Ergebnis dieser sicherheitstechnischen Überprüfung ab.
BUND: Kommt jetzt auch Gorleben auf den Prüfstand? Soll der Salzstock Gorleben weiterhin auf seine Eignung als nationales Atommüll-Endlager untersucht werden, ohne dass über eine ehrliche bundesweite Endlagerdebatte auch alternative Gesteinsformationen und Standorte etwa in Süddeutschland betrachtet werden?
McAllister: Gorleben muss ergebnisoffen zu Ende erkundet werden. Wenn sich der Salzstock als nicht geeignet erweist, muss spätestens dann nach anderen Lösungen für die Entsorgung der hochradioaktiven Abfälle gesucht werden. Auf diese Möglichkeit sollte der Bund vorbereitet sein und sowohl die wissenschaftliche Erforschung anderer Endlagermedien wie Tonstein und Kristallin, aber auch alternativer Optionen zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle forcieren.
Mit zwei Endlagerstandorten und einem Erkundungsstandort trägt Niedersachsen bereits eine große Last. Für den Fall einer Prüfung alternativer Entsorgungsmöglichkeiten zu Gorleben setzt sich die Landesregierung dafür ein, dass auch die anderen Länder in die Pflicht genommen werden.
BUND: In puncto Regenerative Energien hat Niedersachsen seine großen Potentiale bereits bewiesen – Probleme zeigen sich bei den nötigen Leitungstrassen. Wie wollen Sie den Umstieg auf Erneuerbare Energien gestalten?
McAllister: Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien. Bereits jetzt ist Niedersachsen führend. Die Offshore-Windenergie hat ein riesiges Potential. Der Ausbau unserer Höchstspannungsnetze ist mittlerweile zur Achillesferse unserer Industriegesellschaft geworden. Ohne einen beschleunigten Netzausbau wird der notwendige Umbau in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung nicht funktionieren.
Niedersachsen hat als erstes Bundesland die Erdverkabelung im Höchstspannungsnetz ermöglicht. Der Bundesgesetzgeber ist diesem Ansatz gefolgt und hat für die großen drei Pilotstrecken in Niedersachsen die Erdverkabelung in der Nähe von Wohnbereichen vorgesehen. Die Mehrkosten für die Erdverkabelung werden bei den Pilotstrecken gesetzlich anerkannt und stellen kein Hinderniss für die Übertragungsnetzbetreiber dar. Es ist nun Aufgabe der Netzbetreiber nachzuweisen, dass sie über größere technische Fähigkeiten verfügen, als eine Freileitungstrasse zu planen.
BUND: Der BUND Niedersachen wird dieses Jahr 50 Jahre alt – ein Grund zur Freude auch für Sie?
McAllister: Nach einem halben Jahrhundert des Wirkens für den Umwelt- und Naturschutz kann der BUND Niedersachsen auf eine beachtliche Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die Arbeit der vielen engagierten ehrenamtlichen Mitglieder und der kompetenten hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdient besondere Anerkennung. Für das Land Niedersachsen wünsche ich dem BUND Landesverband weiterhin viel Erfolg bei allen Aktivitäten und freue mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.