David McAllister über den Ausstieg aus der Atomenergie und 50 Jahre BUND - „Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien“

Es kommen neue Töne vom niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU): Der einstige Befürworter der Kernenergie plädiert nach der Atomkatastrophe von Fukushima und nach den Wahlergebnissen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz für einen schnelleren Ausstieg aus der Atomkraft. Niedersachsens ältester Atommeiler, das AKW Unterweser, ist im Rahmen des dreimonatigen Atom-Moratoriums seit dem 18. März für den Sicherheitscheck vom Netz und bleibt möglicherweise für immer abgeschaltet. Zwei weitere niedersächsische Atomkraftwerke, Lingen und Grohnde, könnten jedoch nach dem derzeitigen Fahrplan noch bis zum Jahr 2034 bzw. 2032 weiter laufen. Sabine Littkemann fragt, wie ernst es David McAllister mit dem Atomausstieg ist.


Foto: Niedersächsischer Ministerpräsident David McAllister

BUND: Herr Ministerpräsident, die im vergangenen Jahr beschlossene Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke beschert einem heute 30-jährigen Niedersachsen noch fast bis zu seiner Rente ein Leben mit dem Atom­risiko – demnach darf das AKW Grohnde bis zum Jahr 2032 und das AKW Lingen bis 2034 weiterlaufen. Wie passt das zu dem von Ihnen nun geforderten beschleunigten Atomausstieg?

McAllister: Mein Ziel ist ein größerer politischer und gesellschaftlicher Konsens in der Energiepolitik. Dazu brauchen wir einen schnelleren als bislang vorgesehenen Ausstieg aus der Kernenergie und einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Jedes Kernkraftwerk wird jetzt hinsichtlich der Anfälligkeit für Kernschmelzunfälle überprüft. Welche Kernkraftwerke nach Auslaufen des Moratoriums dann tatsächlich vom Netz genommen werden müssen, hängt vom Ergebnis dieser sicherheitstechnischen Überprüfung ab.

BUND: Kommt jetzt auch Gorleben auf den Prüfstand? Soll der Salzstock Gorleben weiterhin auf seine Eignung als nationales Atommüll-Endlager untersucht werden, ohne dass über eine ehrliche bundesweite Endlagerdebatte auch alternative Gesteinsformationen und Standorte etwa in Süddeutschland betrachtet werden?


McAllister: Gorleben muss ergebnisoffen zu Ende erkundet werden. Wenn sich der Salzstock als nicht geeignet erweist, muss spätestens dann nach anderen Lösungen für die Entsorgung der hochradioaktiven Abfälle gesucht werden. Auf diese Möglichkeit sollte der Bund vorbereitet sein und sowohl die wissenschaftliche Erforschung anderer Endlagermedien wie Tonstein und Kristallin, aber auch alternativer Optionen zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle forcieren.

Mit zwei Endlagerstandorten und einem Erkundungsstandort trägt Niedersachsen bereits eine große Last. Für den Fall einer Prüfung alternativer Entsorgungsmöglichkeiten zu Gorleben setzt sich die Landesregierung dafür ein, dass auch die anderen Länder in die Pflicht genommen werden.


BUND: In puncto Regenerative Energien hat Niedersachsen seine großen Potentiale bereits bewiesen – Probleme zeigen sich bei den nötigen Leitungstrassen. Wie wollen Sie den Umstieg auf Erneuerbare Energien gestalten?


McAllister: Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien. Bereits jetzt ist Niedersachsen führend. Die Off­shore-Windenergie hat ein riesiges Potential. Der Ausbau unserer Höchstspannungsnetze ist mittlerweile zur Achillesferse unserer Industriegesellschaft geworden. Ohne einen beschleunigten Netzausbau wird der notwendige Umbau in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung nicht funktionieren.

Niedersachsen hat als erstes Bundesland die Erdverkabelung im Höchstspannungsnetz ermöglicht. Der Bundesgesetzgeber ist diesem Ansatz gefolgt und hat für die großen drei Pilotstrecken in Niedersachsen die Erdverkabelung in der Nähe von Wohnbereichen vorgesehen. Die Mehrkosten für die Erdverkabelung werden bei den Pilotstrecken gesetzlich anerkannt und stellen kein Hinderniss für die Übertragungsnetzbetreiber dar. Es ist nun Aufgabe der Netzbetreiber nachzuweisen, dass sie über größere technische Fähigkeiten verfügen, als eine Freileitungstrasse zu planen.


BUND: Der BUND Niedersachen wird dieses Jahr 50 Jahre alt – ein Grund zur Freude auch für Sie?


McAllister: Nach einem halben Jahrhundert des Wirkens für den Umwelt- und Naturschutz kann der BUND Niedersachsen auf eine beachtliche Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die Arbeit der vielen engagierten ehrenamtlichen Mitglieder und der kompetenten hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdient besondere Anerkennung. Für das Land Niedersachsen wünsche ich dem BUND Landesverband weiterhin viel Erfolg bei allen Aktivitäten und freue mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

 



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