Antifouling

Ein ausführlicheres Hintergrundpapier des Landes-Arbeitskreises Chemie vom Januar 2015 zu Antifouling-Präparaten in Bootslacken können Sie hier ansehen und herunterladen:

Antifouling-Präparate in Bootslacken (PDF, ca. 53 KB)

Umweltfreundliche Nachfolger für Bootslacke gesucht

Ob Containerschiff oder Sportyacht – alle Schiffe haben dasselbe Problem: Algen und Muscheln überwuchern den Rumpf, je nach Gewässertyp dauert das manchmal nur wenige Tage. Die meist zentimeterdicke Schicht aus Meereslebewesen verursacht Kosten: Sie bremst das Schiff und erhöht so den Treibstoffverbrauch. Besonders unangenehm sind Seepocken. Sie sondern einen Klebstoff aus polymerisiertem Protein ab und haften sehr fest. Beim Versuch, die Seepocken vom Boot zu lösen, wird die Lackierung meist gleich mit abgerissen.

Um den Bewuchs des Rumpfs zu verhindern, greifen Bootsbesitzer und Reedereien zu Schiffsfarben mit sogenannten Antifoulings. Das sind Biozide, die Wasserorganismen in der Nähe des Schiffsrumpfs abtöten.

Grob unterscheiden kann man zwischen Hart-Antifoulings und selbstpolierenden Antifoulings. Die Hart-Antifoulings bestehen aus einer hydrophoben (wasserunlöslichen) Matrix, in die das Biozid eingelagert ist. Die toxischen Stoffe gehen aus der Matrix ins Wasser über und hinterlassen ein leeres Bindemittelgerüst. Selbstpolierende Antifoulings tragen sich während der Fahrt durch vorbeiströmendes Wasser Schicht um Schicht ab. Hier sitzt der Wirkstoff in einem hydrophilen (wasserlöslichen) Copolymer. In beiden Fällen müssen Bootsbesitzer den Anstrich regelmäßig erneuern.

Strukturformalen von Antifouling-Verbindungen: a) Tributylzinnhydrid, b) Zinkpyrithion, c) Cybutryn, d) Tolyfluanid, e) Zineb - Zeichnung: Mona Gharib
Antifouling-Verbindungen: a) Tributylzinnhydrid, b) Zinkpyrithion, c) Cybutryn, d) Tolyfluanid, e) Zineb - Zeichnung: Mona Gharib

TBT schädigte Tiere

Viele Jahre lang waren Farben mit Tributylzinnhydrid (Tributyltin, TBT) sehr verbreitet, weil sie zwischen fünf und acht Jahre lang hielten. Allerdings greift TBT in den Hormonhaushalt von Tieren ein. Dadurch entstehen zum Beispiel bei Schnecken und Austern fortpflanzungsunfähige Imposexe. Das heißt, weibliche Tiere bilden männliche Geschlechtsorgane aus und umgekehrt.

Auch wenn TBT seit 2008 in vielen Ländern verboten ist, lässt sich die langlebige Verbindung noch in Sedimenten und in Schnecken nachweisen. Zudem ist TBT beispielweise in Südamerika noch in Umlauf. Weitere Biozide in Antifouling-Anstrichen mit giftigen und umweltgefährlichen Verbindungen sind Tolyfluanid, Zineb, Cybutryn und Zinkpyrithion (siehe Abildung links).

Umweltfreundliche Alternativen?

Als Alternativen zu diesen Antifoulings gelten Kupfer und Kupferverbindungen, zum Beispiel Kupferthiocyanat, Kupferoxid und Kupferpyridin. Aus BUND-Sicht sind jedoch auch diese Stoffe keine optimale Lösung. Zwar reicht ihre Umweltgefährlichkeit nicht an TBT heran, aber auch sie sind giftig und reichern sich in der Umwelt an. Einige Länder wie Kanada und Dänemark haben deshalb auch die Verwendung von kupferhaltigen Antifoulings bereits stark eingeschränkt.
 
An Alternativen für Unterwasseranstriche wird geforscht, beispielsweise an Dünnschicht-Antifoulings mit Teflonbelag oder polymeren Beschichtungen auf Silikonbasis. Diese verhindern zwar, dass sich Organismen festsetzen – allerdings verhindert das Silikon auch das Haften von Farbe und Rostschutzmitteln. Bisher sieht es also nicht so aus, als gäbe es in nächster Zeit den „umweltfreundlichen“ Unterwasserbootslack.

Europäische Richtlinie

Die europäische Biozid-Richtlinie 528/2012 regelt die Verwendung von Biozidprodukten. Danach müssen alle Wirkstoffe registriert und zugelassen werden. Ursprünglich wollte die EU bis zum 14. Mai 2014 alle auf dem Markt verfügbaren Antifouling-Anstriche bewerten, allerdings wurde der Termin auf den 31.Dezember 2024 verschoben.



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