25 Jahre Niedersächsisches Moorschutzprogramm

Stand des Moorschutzes in Niedersachsen aus Sicht eines Umweltverbandes
(nach den Moorschutzprogrammen I (1981), II(1986) und III (1994)


  1. Die industrialisierte Abtorfung auf „nicht-kultivierten“, d.h. mehr oder weniger naturnahen Hochmoorflächen ist mit dem MSP I geregelt worden. Die Abtorfungen dauern an, z.T. bis in das Jahr 2040 hinein ( auch auf Landesflächen! ).
    Das beinhaltet eine grundsätzliche naturschutzfachliche Problematik (Beseitigung von Lebensraum, Störung von Lebensgemeinschaften etc.).
    Industrieller Torfabbau erfordert eine kontinuierliche Kontrolle der Abbauauflagen sowie die anschließende (Wieder-) Herrichtung der Flächen zur Renaturierung, d.h. eine konsequente Einhaltung der behördlichen Genehmigungen.
    Diese Aufgabe wird von den Genehmigungsbehörden (Landkreise) nicht überall mit gleicher „Qualität“ wahrgenommen ( vorbildlich: Landkreis Diepholz ). 
  2. Es gibt zwischenzeitlich eine Reihe von renaturierten Flächen, die sich sehr unterschiedlich entwickeln. Ob eine Entwicklung zurück in Richtung Hochmoor möglich ist, kann zurzeit niemand prognostizieren.
    Aus ökologischer Sicht wäre es für manche Flächen besser gewesen wäre, wenn es keinen Abbau gegeben hätte. 
  3. Der Bedarf an Torfsubstraten insbesondere im Erwerbsgartenbau ist ungebrochen. Ersatzstoffe werden nach wie vor in zu geringem Maße beigemengt. Der Umstieg auf Ersatzsubstrate ist nicht gelungen ( Qualitätsmängel, problematische Inhaltsstoffe, zu hohe Preise etc.).
    Auch die Verbraucher haben nicht mitgezogen!
    Da der Bedarf an „homogenen Substraten“ groß ist, werden heute auch Hochmoor-Grünland-Flächen zur Abtorfung beantragt und frei gegeben, was aus biologischer Sicht nicht unproblematisch ist.
    Weiterhin wächst die Menge des Import von Torf (z.B. aus dem Baltikum).
    Das wiederum bedeutet, dass dort Moore zerstört werden, die in aller Regel einen sehr viel höheren ökologischen Wert haben als unsere eigenen, zumeist degenerierten Moore! 
  4. Im Moorschutz ist in Niedersachsen in den vergangenen 25 Jahren einiges erreicht worden. Fast 30 Millionen EURO sind investiert worden. Das Moorschutzprogramm war richtig und wichtig.
    Die Arbeit ist aber noch nicht getan!
    Zweieinhalb Jahrzehnte sind nämlich für die Entwicklung/Wiederherstellung von Lebensräumen fast gar nichts.
    Von der Erfassung der biologischen/ökologischen Substanz, über die Ausweisung von Naturschutzgebieten, die Erarbeitung von Pflege- und Entwicklungsplänen, der Durchführung z.B. von wasserrechtlichen Verfahren über die Überzeugung der örtlichen Bevölkerung von der Wichtigkeit des Moorschutzes bis hin zur Ausführung der Maßnahmen vergeht naturgemäß viel Zeit.
    In allen Naturräumen mit Mooren gibt es heute Beispiele für eine erfolgreiche Moorschutzarbeit und das sowohl vom hauptamtlichen, als auch vom ehrenamtlichen Naturschutz.
    Ein Beispiel erfolgreicher, gemeinsamer Arbeit, bei dem auch der BUND integriert ist bzw. vielfältige Naturschutzaufgaben mit finanzieller Unterstützung des Landes übernommen hat, ist die „Diepholzer Moorniederung“.
    Aber auch hier ist die Instandsetzung erst in einem Moor abgeschlossen, in vier weiteren ist die Pflege weit gediehen, in 11 Mooren ist bisher wenig oder gar nichts geschehen.
    In anderen Naturräumen sieht es, was den Moorschutz anbelangt, eher schlechter aus. 
  5. Die Biotopschutzmaßnahmen in den Hochmooren haben dem Birkhuhn nicht mehr helfen können. Es ist aus allen Hochmoorlebensräumen verschwunden.
    Große Mühe hat auch der Goldregenpfeifer.
    Für andere Moorbewohner ( Watvögel, Libellen, Schmetterlinge ) haben sich die Bedingungen dagegen durchaus verbessert.
    Der Kranich ist in vielen vernäßten Mooren zum Brutvogel geworden. Als Durchzug- und Rastgebiet mit über 30 000 Individuen hat die „Diepholzer Moorniederung“ in jüngerer Zeit eine wachsende Bedeutung bekommen. 
  6. Durch die Kultivierung/Entwässerung von Hoch- und(!)Niedermooren sind in Europa in den vergangenen Jahrhunderten (und auch heute noch!) riesige Mengen des Treibhausgases CO2 freigesetzt worden. Das CO2 aus den Mooren schlägt für Niedersachsen mit ca.6% Anteilen zu Buche.
    Der Hintergrund ist nachfolgender:
    Im Hoch-und Niedermoor liegt organische Substanz normalerweise unter Wasser und damit unter „Sauerstoffabschluß“. Moore gelten daher als Stoffsenken.
    Nach Entwässerung kann Sauerstoff die organische Substanz mineralisieren und CO2 wird frei!).

    Der CO2-Ausstoß wird durch den Torfabbau forciert. Der Prozeß läuft aber auch ab in degenerierten Mooren, die nicht oberflächennah wieder vernäßt sind. Hier werden jährlich ein bis zwei Zentimeter Torf mineralisiert (Torfschwund).
    CO2 in der Atmosphäre trägt zur Klimaerwärmung bei.
    Aus Sicht des Klima-/Umweltschutzes kann die Forderung daher nur lauten, soviel Torfe wie möglich wieder zu vernässen, um der Zersetzung Einhalt zu gebieten oder
    Moorschutz ist Klimaschutz.

gez. Dr. Reinhard Löhmer / Juni 2006
( stellvertr. Vorsitzender )



  • Direkt zur Online-Spende, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Direkt zum Online-Antrag, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Folge uns auf facebook
  • Newsletter abonnieren

Die Wildkatze braucht Mäuse...

Jetzt BUND-Mitglied werden

Das Miteinander von Menschen und Bienen – werden Sie jetzt BUND-Mitglied und erhalten Sie für kurze Zeit den Bestseller-Roman als Dankeschön!

Jetzt Mitglied werden!

Beobachtungstipp

Jahresbericht 2016

Agrarbündnis Niedersachsen

aktion-moorschutz.de/

Give me Moor!

Suche