BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Klimaschutz und Bodenfruchtbarkeit- Von alten Völkern für unsere Zukunft lernen

Bei Workshops im Bildungszentrum Ith gediehen die Pflanzen durch Terra-Preta-Schwarzerde wunderbar. Fotos: Heise/Bildungszentrum Ith

 

Wenn auf magerem Boden in Südniedersachsen Tomatenpflanzen 2,70 Meter hoch werden, Rosen viermal im Jahr blühen und Gurken, Mais und Zucchini ausgezeichnet gedeihen, denken die meisten als erstes an Gewächshäuser, viel Kunstdünger oder Unkrautvernichtungsmittel. Doch eine Mischung aus Kompost, Dung, Holzkohle und Tonscherben – genannt „Terra Preta“ (portugiesisch für schwarze Erde) – sorgt für diese wunderbare Bodenfruchtbarkeit im heimischen Garten. Solche besonderen Böden kommen in teils meterdicken Schichten in prähistorischen Siedlungsgebieten in Amazonien und Afrika vor, wo Ackerbau betrieben wurde.


Warum sollten wir uns nicht das Wissen dieser Völker wieder zunutze machen und verbreiten? Denn Terra Preta hat neben der Steigerung der Fruchtbarkeit um bis zu 80 Prozent noch einen immensen Vorteil: Pro Hektar kann der Ausstoß von Kohlendioxid um 50 Tonnen reduziert werden, das in der Erde gebunden bleibt. Außerdem entstehen keine anderen klimaschädigenden Gase wie Methan oder Lachgas.

 

Bei Workshops im Bildungszentrum Ith gediehen die Pflanzen durch Terra-Preta-Schwarzerde wunderbar. Fotos: Heise/Bildungszentrum Ith
Bei Workshops im Bildungszentrum Ith gediehen die Pflanzen durch Terra-Preta-Schwarzerde wunderbar. Fotos: Heise/Bildungszentrum Ith

BUND-Aktive aus Hameln-Pyrmont und der Kreisgruppe Region Hannover haben deshalb ein Projekt gestartet, mit dem sie viele Menschen über den Nutzen von Terra Preta informieren und zeigen wollen, wie man diese Erde im eigenen Garten nutzen kann. Sie setzen auf regionale Stoffstromkreisläufe und sind im Gespräch mit Abfallentsorgern, der Landwirtschaftskammer und den Kommunen, die mithelfen können, die Terra-Preta-Kulturtechnik zu nutzen. Die Projektmitarbeiter halten Vorträge, veranstalten Workshops und informieren auf Gartenschauen. Auch Freilandfeldversuche gehören dazu – mit guten Ergebnissen:


Auf dem BUND Nutzpflanzen-Vielfalt-Acker in Pattensen/Jeinsen wuchsen alte Maissorten, Bohnen, Zucchini und Kürbisse in einer noch nie dagewesenen Größe und Vitalität. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstif- tung fördert das Projekt, das in einer zweiten Stufe ab 2014 auf ganz Niedersachsen ausgedehnt werden soll.


Rainer Sagawe

So funktioniert Terra Preta

Das Geheimnis ist belebte und gesättigte Pflanzenkohle. Pflanzliche Abfälle, Dung und Milchsäurebakterien werden mit Holzkohlenstaub gemischt und einige Wochen unter Luftabschluss fermentiert. Dabei werden die Stoffe umgewandelt – Vergleichbares verrichtet Sauerteig beim Brotbacken. Die feinen Poren der Pflanzenkohle bilden eine große Oberfläche, sind Speicher für Wasser und Nährstoffe, werden von Mikroorganismen besiedelt, das gesamte Bodenleben wird intensiviert. Die Ausscheidungen der vielen Bodenlebewesen werden leichter von den Pflanzen aufgenommen als von außen zugeführter Dünger.


Mehr Informationen: www.region-hannover.bund.net

 

Kontakt:

Sibylle Maurer-Wohlatz

Tel. (0511) 66 00 93

E-Mail: bund.hannover@bund.net

 

Zurück zum Inhalt des BUNDmagazins 4/2013

Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/42013/klimaschutz_und_bodenfruchtbarkeit_von_alten_voelkern_fuer_unsere_zukunft_lernen/