Niedersächsisches Grundwasser in kritischem Zustand

Karte über den chemischen Zustand der Grundwasserkörper Niedersachsens nach Wasserrahmenrichtlinie
Karte über den chemischen Zustand der Grundwasserkörper Niedersachsens nach Wasserrahmenrichtlinie

Um das niedersächsische Grundwasser ist es nicht gut bestellt. Für rund sechzig Prozent der Grundwasseroberfläche Niedersachsens wird der aktuelle Nitrat-Grenzwert nach Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) überschritten. Das ist das Ergebnis einer detaillierten Dokumentation für Niedersachsen, die das Niedersächsische Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vorgelegt hat. Von den Nitratbelastungen besonders betroffen sind die Grundwasserkörper der norddeutschen Tiefebene. „Die flächenhafte intensive Landwirtschaft hat hier durch jahrzehntelange Überschussdüngung zu einem erheblichen Eintrag von Stickstoffverbindungen ins Grundwasser geführt“, beklagt Moritz Busse, Referent für Gewässerökologie beim BUND Landesverband Niedersachsen und Sprecher des Wassernetzes Niedersachsen/Bremen. Diese Belastungen wieder zu reduzieren sei ein langwieriger Prozess, da die natürliche Verweildauer gelöster Substanzen im Grundwasser meist mehrere Jahre betrage.

„Der nächste Schritt müsste nun sein, Maßnahmen zu planen und umzusetzen, um diese gesundheitsgefährdenden Belastungen bis zum Jahr 2015 deutlich zu reduzieren“, fordert Busse von der Landesregierung. Das sieht zumindest das geltende Wasserrecht vor, das die Erreichung der Grenzwerte bis zum Jahr 2015 für alle Grundwasserkörper vorschreibt. „Trotz des alarmierenden Grundwasserzustandes sieht das Land jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf, ganz im Gegensatz zu anderen Bundesländern“, kritisiert Busse.

In seinen aktuellen Bewirtschaftungsplänen habe das Land vollständig auf konkrete Schritte zur Reduzierung der Grundwasserbelastung verzichtet. Stattdessen seien pauschal für sämtliche Wasserkörper Fristverlängerungen bis 2020 beantragt worden.

Der Rixförder Graben bei Fuhrberg ist durch Grundwasserentnahmen der Stadtwerke Hannover trocken gefallen. Wird es so in Zukunft im Sommer in vielen Gebieten Ostniedersachsens aussehen? Bild: G. Wach
Der Rixförder Graben bei Fuhrberg ist durch Grundwasserentnahmen der Stadtwerke Hannover trocken gefallen. Wird es so in Zukunft im Sommer in vielen Gebieten Ostniedersachsens aussehen? Bild: G. Wach

Der Biologe weist auf ein weiteres Problem in der niedersächsischen Wasserlandschaft hin. „Zum Zustand unserer Grundwasservorräte gehört auch die - noch - vorhandene Menge“, erklärt der Biologe. Während das Land Niedersachsen in seinen Plänen einen „guten mengenmäßigen Zustand des Grundwassers“ für das gesamte Bundesland feststellt und daher keinen Handlungsbedarf sieht, kommt eine Studie des Wassernetzes Niedersachsen/Bremen der Umweltverbände zu einem ganz anderen Ergebnis: Vielerorts fallen die Grundwasserstände kontinuierlich. Der Hydrogeologe Christian Kelterborn hat für das Wassernetz vor allem Grundwasserkörper der östlichen Lüneburger Heide untersucht, wo durch intensive Feldberegnung erhebliche Grundwassermengen entnommen und in der Landwirtschaft eingesetzt werden. „Von insgesamt 24 untersuchten Grundwasserkörpern zeigten 13 Pegel stark fallende oder fallende Trends“, erläutert Kelterborn. „Im Extremfall kann es durch die Absenkung des Grundwasserstandes zum Trockenfallen von Bachläufen kommen.“ Nicht nur Bäche und Flüsse würden durch fallende Grundwasserstände verändert; auch andere grundwasserabhängige Ökosysteme wie Bruchwälder, Niedermoore und Quellsümpfe könnten empfindlich beeinträchtigt werden oder sogar ganz verschwinden. „Die prognostizierten Klimaveränderungen werden das Problem über die nächsten Jahrzehnte zusätzlich verschärfen“, fürchtet Busse. Die Gewässerexperten mahnen daher ein Umdenken im Umgang mit dem Grundwasser an. So müssten im Bereich der Landwirtschaft endlich längst vorhandene nachhaltige Bewässerungstechniken zum Einsatz kommen. „Vor allem in Gebieten mit trockenen Sandböden, in denen ein großer Bewässerungsaufwand bei gleichzeitig knappen Grundwasserressourcen betrieben werden muss, sollte die Wirtschaftsweise extensiviert werden“, fordert Busse. In akut betroffenen Regionen sei es außerdem notwendig, Maßnahmen für eine verstärkte Grundwasserneubildung zu ergreifen z. B. durch den Ersatz der Nadelbäume durch Laubwald und überflüssige Trockenlegungen durch Entwässerungsgräben zurückzunehmen.


S. Littkemann



  • Direkt zur Online-Spende, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Direkt zum Online-Antrag, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Folge uns auf facebook
  • Newsletter abonnieren

Die Wildkatze braucht Mäuse...

Jetzt BUND-Mitglied werden

Das Miteinander von Menschen und Bienen – werden Sie jetzt BUND-Mitglied und erhalten Sie für kurze Zeit den Bestseller-Roman als Dankeschön!

Jetzt Mitglied werden!

Beobachtungstipp

Jahresbericht 2016

Agrarbündnis Niedersachsen

aktion-moorschutz.de/

Give me Moor!

Suche