Massive fachliche und methodische Mängel in den Planunterlagen haben sich nach Einschätzung der BUND-Landesverbände Niedersachsen und Hamburg und der Bürgerinitiative Bützfleth im Verlauf des viertägigen Erörterungstermins zum Bau des geplanten 8oo Megawatt-Kohlekraftwerkes in Stade-Bützfleth offenbart. So war der Antragsteller, der belgische Energiekonzern Electrabel, im Juni diesen Jahres nicht in der Lage, Aussagen über die zu erwartende Beeinträchtigung der Elbe durch Kühlwassereinleitungen zu machen. Eine wissenschaftliche Abschätzung der zusätzlichen Sauerstoffzehrung durch den Kraftwerksbetrieb fehlte komplett und bei Fragen zur Ausbreitung von Kühlwasserfahnen in der Elbe konnten Widersprüche in den Unterlagen nicht erläutert werden. Fachlich bedenklich ist zudem die gutachterliche Prognose der Feinstaubbelastung durch die geplante offene Kohlehalde.
Aus Sicht des BUND ist das geplante Kohlekraftwerk in Stade-Bützfleth mit einem Ausstoß von über 4,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ohnehin ein gigantischer Klimakiller. Die Energieeffizienz ist nicht Stand der Technik, da keine Kraftwärmekopplung vorgesehen ist. "Dass nun auch bei entscheidenden Fragen der Umweltverträglichkeit des Kraftwerks massive Kenntnislücken auftauchen, zeigt, dass sich Electrabel weder um den Klimaschutz sorgt noch den Schutz der Elbe und der Anwohner ernst nimmt", kritisierte Monika Niemeyer von der BUND-Kreisgruppe Stade die vorgelegten Planungsunterlagen im immissionsschutzrechtlichen Verfahren. Niemeyer weiter: "Auf dieser Grundlage kann wohl kaum eine Genehmigung für das Kraftwerk erteilt werden."
Im Auge hat der BUND auch den neuen so genannten Wärmelastplan. Dieser soll die von 1973 stammende Vereinbarung der an der Elbe gelegenen Bundesländer ersetzen. Darin muss nach Auffassung des BUND die Kühlwasserentnahme von Kraftwerken so begrenzt werden, dass Sauerstoffdefizite in den Sommermonaten sicher vermieden werden.