Seit Monaten sorgt das als Atommüllendlager genutzte ehemalige Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel für Schlagzeilen. Was der bisherige Betreiber des so genannten Forschungsbergwerks, das Helmholtz-Zentrum München (HZM) seit Jahren wusste, aber der Öffentlichkeit verschwieg: Das Lager ist undicht. Seit 1988 dringen erhebliche Mengen Wasser in das Bergwerk ein, in dem rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall lagern, darunter über 100 Tonnen Uran und mehr als 10 Kilo hochgiftiges Plutonium. Dadurch entstehende radioaktiv verseuchte Salzlaugen stellen eine Gefährdung von Mensch und Umwelt dar, die nicht nur den BUND entsetzt. Auch die Politik hat reagiert: Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, der schimpfte, Asse II sei löchrig wie ein Schweizer Käse, und Bundesforschungsministerin Annette Schavan entschieden am 4. September, dass anstelle des HZM, das dem Forschungsministerium unterstellt ist, künftig das Bundesamt für Strahlenschutz für das Atommülllager Asse II zuständig sein soll. Renate Backhaus, Atomexpertin und frühere BUND-Landesvorsitzende, begrüßte den Betreiberwechsel, der auch bedeutet, dass Asse II nicht mehr wie bislang nach Bergrecht sondern nach dem strengeren Atomrecht geführt wird. "Mit dieser Entscheidung ist man den Forderungen des BUND und anderer Atomkraftgegner gefolgt. Die Schließung von Asse II unter der Aufsicht des Bundesamtes für Strahlenschutzes gewährleistet eine größere Sicherheit für die Bevölkerung!"
Der BUND Niedersachsen fordert nun volle Aufklärung und Transparenz in einem rechtlich einwandfreien Verfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit und der Naturschutzverbände. "Wir brauchen nun eine ergebnisoffene umfassende Ermittlung und Bewertung verschiedener Varianten zur Schließung der Anlage", sagt Stefan Ott vom BUND Landesverband Niedersachsen. Dazu zähle auch die Option, alle Abfälle oder Teile davon zu bergen und an anderer Stelle sicherer zu entsorgen. Am Ende müsse sich das Schließungskonzept durchsetzen, das die langfristige Sicherheit der Menschen und der Biosphäre am ehesten gewährleiste. "Dabei müssen die Kosten zweitrangig sein!" Außerdem zeige das Desaster um Asse II, dass derzeit nicht einmal die Endlagerung mittel- und schwach radioaktiver Abfälle beherrschbar sei. Eine Diskussion über die Verlängerung der Laufzeiten bundesdeutscher Atomkraftwerke, die laufend weiter große Mengen hoch-, mittel und schwachradioaktiver Abfälle produzierten, verbiete sich deshalb. Atomexpertin Backhaus fordert aus den Erfahrungen mit der Asse auch Konsequenzen für das Vorgehen in Gorleben: "Die Fixierung auf Salzstöcke als Endlager war, wie wir erwartet haben, nicht belastbar. Niemand kann sich jetzt noch einer bundesweiten vergleichenden Suche nach einem geeigneten Endlager verweigern - selbstredend unter Einbeziehung auch anderer Gesteine!"