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Meyer-Werft macht vor kranker Ems nicht Halt

Trauriger Rekord: Beim Thema Gewässergüte ist die Ems heute das Schlusslicht unter Deutschlands Flussmündungen. Und dies nicht etwa, weil hier Fabriken giftige Abwässer einleiten, sondern weil fern von der Küste riesige Kreuzfahrtschiffe gebaut werden.

Neue Pläne: "Land unter" im Vogelschutzgebiet


Doch jetzt werden schon wieder neue Forderungen der Meyer-Werft laut. Und diesmal geht es auch den Vögeln an den Kragen. Seit Monaten tagt im Auftrag des Landes eine Arbeitsgruppe unter dem harmlos klingenden Titel "Aktivitäten zur Flexibilisierung des Sommerstaus". Dahinter verbirgt sich der Wunsch der Meyer-Werft, die Ems für die Überführung der großen Luxusliner auch in den Sommermonaten uneingeschränkt aufstauen zu dürfen. Bisher ist dies von Mitte März bis Mitte September nur unter der Beachtung von Auflagen möglich. Während ein Einstau im Winter über 52 Stunden mit einer Einstauhöhe von 2,70 Meter über Normalnull (NN) gestattet ist, gibt der Planfeststellungsbeschluss zum Emssperrwerk vor, dass in den Sommermonaten die Ems mit Hilfe des Sperrwerks nur 12 Stunden lang auf 1,75 m über NN gestaut werden darf. Diese Beschränkung des Sommerstaus hat ökologische Gründe. In den als EU-Vogelschutzgebieten ausgewiesenen Vordeichsländern entlang der Ems sollen die Vögel bei Brut und Aufzucht ihrer Jungen geschützt werden. Bei einem Sommereinstau von 2,70 m über NN wäre zwischen den Deichen "Land unter": Fluchtunfähige Jungvögel zahlreicher geschützter Arten, wie z.B. Uferschnepfe, Rotschenkel und Kiebitz würden jämmerlich ertrinken. Außerdem besteht bei einem längeren sommerlichen Einstau bei hohen Temperaturen die Gefahr, dass die ohnehin schon niedrigen Sauerstoffwerte im stehenden Gewässer noch weiter fallen und damit unter die für Fische lebensnotwendigen Werte.

Sommerdeiche? Schildbürgerstreiche!


Um die vollständige Überflutung der Ländereien zu verhindern, kam die Arbeitsgruppe unter Leitung von Landrat Hermann Bröring (Emsland) auf eine Idee, die den Bürgern von Schilda Konkurrenz machen könnte: Sommerdeiche sollen errichtet werden, die die Europäischen Vogelschutzgebiete mit ihren Deichvorländern von der Ems trennen. Doch der Bau von Sommerdeichen wäre ein erheblicher und absurder Eingriff. Denn es sind gerade die offenen Übergänge vom Gewässer über Watten zu den Salzwiesen, die die Uferlebensräume der Flussmündung für die Avifauna so wertvoll machen. Und die periodischen Überflutungen in Herbst und Winter sind das Lebenselixier für Abertausende von Rastvögeln, die sich im Winter auf den Vorländereien niederlassen. Sommerdeiche sind da fehl am Platz.

BUND: Das Ende der Fahnenstange ist erreicht


Der BUND lehnt die neuen Pläne ab. Denn noch im Rahmen des Verfahrens zum Emssperrwerk wurde vor Gericht gutachterlich bekundet, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Werft auch dann gesichert sei, wenn die größten der Schiffe nur im Winter zur Nordsee gebracht werden könnten. Wenn die Werft entgegen ihrer damaligen Worte heute meint, den Reedereien auch sommerliche Lieferungstermine versprechen zu müssen, dann sollte sie sich angesichts der von der Werft maßgeblich verursachten Umweltschäden an der Ems ihrerseits einmal flexibel zeigen.

Vera Konermann

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Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/42007/meyer_werft_macht_vor_kranker_ems_nicht_halt/