Es gibt viele Gründe, ein Praktikum bei einem Natur- und Umweltschutzverband zu machen - die Aussichten auf üppige Bezahlung und viel frische Luft zählen wohl eher nicht dazu. Statt dessen der Einsatz für eine gute Sache, engagierte Leute, berufliches Fortkommen und nicht zuletzt eine Studienordnung, die ein Praktikum vorschreibt. Wir wollten es etwas genauer wissen und befragten zwei junge Frauen im Anschluss an ihr Praktikum in der BUND-Landesgeschäftsstelle in Hannover nach ihren Erfahrungen. Hilke Prange, 28 Jahre alt, studiert an der Fachhochschule Bremen im 7. Semester "Technische und Angewandte Biologie" mit der Spezialisierung Umweltbiologie. Gesa Obsen, 22 Jahre alt, studiert an der Universität Hannover im 5. Semester Landschafts- und Freiraumplanung. Beide haben ein achtwöchiges Praktikum beim "Wassernetz Niedersachsen/Bremen" absolviert. Das umweltverbände-übergreifende Projekt zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist beim BUND Landesverband angesiedelt und wird von Diplom-Biologe Gerd Wach geleitet.
Wie seid ihr beide zum BUND gekommen?
Gesa: Kommilitoninnen von mir haben auch schon ein Praktikum beim BUND gemacht. Außerdem arbeitet meine Tante beim BUND in Schleswig-Holstein.
Hilke: Während meines Auslandssemesters letztes Jahr hatte ich mich schon mit der Wasserrahmenrichtlinie befasst. Ich fragte einen meiner deutschen Dozenten, ob er eine Möglichkeit weiß, wo ich mit dem Thema im Raum Bremen/Hannover weitermachen kann. Er hat mir den Kontakt zu dem Ingenieurbüro aquaplaner in Hannover-Linden hergestellt und die haben mich dann an das Wassernetz weitergeleitet.
Was waren eure Aufgaben?
Gesa: Ich habe ein Seminar vorbereitet, die Internetseite des Wassernetz aktualisiert und eine Gesetzessammlung zusammengestellt, die sich mit dem Thema "Beteiligung der Öffentlichkeit" in der Umweltgesetzgebung befasst. Ich konnte eigenständig arbeiten und blieb von typischen Praktikantenarbeiten wie Kopieren weitgehend verschont.
Hilke: Neue "Leuchttürme" finden, also Leute, die sich in den Einzugsgebieten von Elbe, Weser, Ems und Vechte als ehrenamtliche Gewässerexperten engagieren können und als Ansprechpartner für Naturschützer da sein sollen. Ich habe die Internetseite und die Präsentation des Wassernetz ausgebaut und Internetrecherche betrieben.
Was hat euch das Praktikum gebracht?
Gesa: Ich habe einiges über Themen, von denen ich vorher gar nichts wusste - zum Beispiel die Wasserrahmenrichtlinie - gelernt. Das hilft mir sicher im weiteren Verlauf meines Studiums. Außerdem habe ich einen Eindruck von der Arbeit eines Naturschutzvereins erhalten.
Hilke: Durch das Praktikum habe ich mehr über Natur- und Umweltschutz in Niedersachsen und Bremen erfahren. Gerade bei der "Leuchtturmsuche" haben sich zum Teil sehr interessante Gespräche ergeben. Ich habe mitbekommen, wie ein solches Projekt aufgebaut und finanziert wird und ich habe weitere Berufserfahrung und Kenntnisse über die Wasserrahmenrichtlinie gesammelt. Ich will mich weiter mit dem Thema befassen.
Was wünscht ihr euren Nachfolgern und Nachfolgerinnen?
Gesa: Ich wünsche meinen Nachfolgern, dass sie auch mal weg vom Schreibtisch kommen, aber wann hat man das schon bei einem Bürojob wie diesem?
Hilke: Dass es sich um ein unbezahltes Praktikum handelt, war klar. Es wäre gut gewesen, mal öfter aus dem Büro raus zu kommen, aber diese Art von Arbeit findet nun mal mehr drinnen statt.
Könnt ihr ein Praktikum beim BUND weiter empfehlen?
Gesa: Ja.
Hilke: Ja.
Die Fragen stellte Sabine Littkemann
