Eine typische ostfriesische Obstwiese, das sind rund ein Dutzend hochstämmige Obstbäume in Hausnähe, unter denen früher
oft noch das Vieh weidete. Die Früchte dieses ostfriesischen "Appelhofs" dienten vor allem dem Eigenbedarf. Selbstversorung spielt heute kaum noch eine Rolle, und der Verkauf von Streuobst lohnt sich in der Regel nicht - kein Wunder also, dass immer mehr Obstwiesen und -gärten verschwinden, nicht nur in Ostfriesland.
Wo Apfel, Birne und Zwetschge dennoch überlebt haben, zeugen nicht selten vernachlässigte Bäume, unter denen das Obst massenweise vor sich fault, vom Desinteresse der Besitzer. "Das soll sich ändern", meint Lutz Mallach, Projektleiter des BUND-Projektes "Ostfriesland-Äpfel" in Aurich. Der Landschaftsplaner will für den BUND Regionalverband Ostfriesland dem lange verkannten heimischen Apfel zu einem Comeback in der Region verhelfen. In einem ungewöhnlichen Schulterschluss bemühen sich deshalb bereits seit Jahren Naturschützer und Obstliebhaber in Ostfriesland, extensiv bewirtschaftete Obstwiesen zu erhalten und neu zu schaffen.
"Denn mit den alten Obstwiesen verschwinden nicht nur viele Sorten unwiederbringlich, sondern auch die Lebensräume seltener Arten, zum Beispiel von Steinkauz, Schleiereule und Neuntöter," sagt Mallach. Seit April 2003 durchforstet der 39-jährige systematisch Ostfrieslands Obstwiesenbestände, bestimmt heimische Sorten und informiert Apfelfreunde und solche, die es noch werden wollen, über die Vorzüge der runden Frucht. Dass die Apfelbestände ohne Nutzung kaum eine Zukunft haben, weiß auch Mallach. Deshalb hat sich der BUND bereits im Jahr 2000 mit der Mosterei "Auricher Süßmost" zusammengetan und den Markennamen "Appeltuun" kreiert: "Appeltuun, das ist Apfelsaft aus ostfriesischem Mostobst, dass der BUND aus ganz Ostfriesland aufkauft und gesondert pressen lässt", erklärt Rolf Runge, Vorsitzender des BUND Regionalverbandes. "Appeltuun ist ein echter Beitrag zum Erhalt der ostfriesischen Obstkultur." Die Verwertungs- und Vermarktungmöglichkeiten für ostfriesisches Obst seien dabei noch längst nicht erschöpft.
Dieses Jahr war die Sammelaktion besonders erfolgreich: Uber 11 Tonnen Äpfel aus ganz Ostfriesland - natürlich chemisch unbehandelt und ohne Faulstellen - kamen an einem Septemberwochenende zusammen, mit tatkräftiger Unterstützung durch zahlreiche Initiativen und Vereine. An insgesamt acht Stellen in Ostfriesland sammelte der BUND das Obst ein, pro zehn Kilo Mostobst gab es einen Euro. Das Ergebnis sind rund 1600 Kisten "Appeltuun-Apfelsaft", die jetzt in verschiedenen Geschäften in ganz Ostfriesland verkauft werden. "Mit 90 Cent pro Flasche liegen wir im mittleren Preisfeld", meint Projektleiter Mallach. Der Reinerlös fließe zurück in die Pflege und den Erhalt bestehender und in die Schaffung neuer Obstwiesen. Neben "Appeltuun soll zukünftig auch sortenreiner Apfelsaft gepresst werden - "denn es gibt sehr viele Apfelsorten in Ostfriesland!"
Sabine Littkemann (lit)
Kontakt:
Lutz Mallach
BUND Regionalbüro Ostfriesland
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26581 Aurich
Tel.: 0 49 41 / 60 76 99
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Rezept: Bratäpfel
Zutaten: 1 säuerlicher Apfel pro Person, feine Haferflocken, gemahlene Haselnüsse oder Mandeln, Rosinen, etwas Zucker, Butter.
Eine feuerfeste Form mit Butter einfetten, mit einem Apfelstecher das Kerngehäuse ausstechen. Zutaten in einer Schüssel mischen. Diese Mischung in die ausgehöhlten Äpfel füllen. Auf jeden Apfel einen halben Esslöffel Butter geben. Im Backofen die Äpfel ca. 30 Minuten bei 200? C backen (und das, obwohl sie Bratäpfel heißen?). Bei Bedarf Vanillesoße, Vanilleeis oder Schlagsahne dazu reichen.