BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Burg Lenzen - eine Chronik*

808

Fränkisch-sächsische Truppen errichten auf der Lenzen gegenüberliegenden Elbseite das fränkische Kastell Castrum Hohbuoki (heute Höhbeck).

1768

Das Amt Lenzen wird aufgelöst, die Burg wird von König Friedrich dem Großen veräußert. Es schließt sich eine Phase von häufig wechselnden Erbpachten und Privatbesitzen an, die Burganlagen werden entsprechend oft saniert und verändert.

vor 850

Slawen bauen die hölzerne Wehrburg Lunzini (Lenzen) im Stammesgebiet der Linonen, vermutlich zum Schutz vor den Franken.

1931

Im erstklassigen Zustand geht die Burg in den Besitz der Architektenfamilie Renner über.

929

Die Slawen verlieren die große 'Schlacht von Lenzen', die Burg gerät unter deutsch-sächsische Vorherrschaft. In diesem Zusammenhang wird Burg Lenzen zum ersten Mal vom fränkischen Geschichtsschreiber Widokind von Corvey als sogenannte 'Königsburg Lenzen' schriftlich erwähnt.

1945-49

Die Burg wird als Entbindungsheim genutzt.

983

Ein großer Slawenaufstand beendet die deutsch-sächsische Vorherrschaft östlich der Elbe.

1953

Die Burg wird durch eine Enteignungsverfügung der DDR-Behörden Eigentum des Volkes.

1147

Der große Wendenfeldzug unter dem askanischen Markgrafen Albrecht dem Bären beendet die slawische Herrschaft in der Prignitz. Die deutsche Kolonisation beginnt, und es entsteht die Mark Brandenburg.

1959

Die Scheune wird zum Heimatmuseum umgebaut.

12.Jh

Auf dem slawischen Burgwall von Lenzen wird eine deutsche Burg errichtet, zum Teil bereits mit festen Mauern. Ihre Lage macht Burg Lenzen zu einem begehrten Pfand und Lehen, dessen Lehnsherren je nach Kriegsglück wechseln. So gerät sie im 13. Jh unter anderem in den Besitz der deutschen Adelsfamilie Edle Gans zu Putlitz.

1959-93

Die Burg wird Parteiveteranenheim "Edwin Hörnle".

14. Jh

Die Burg ist von starken Mauern und einem Graben umgeben, der über eine Zugbrücke überquert wird. Weitere Gebäude sind ein gewölbter Torturm, der Hauptturm und ein Haupthaus. Machtkämpfe und Raubrittertum bestimmen die Besitzerwechsel. Gegen Ende des Jahrhunderts leben die Raubritter von der Kapellen auf der Burg.

1993

Leonie Kreckel, geborene Renner, schenkt die Burg dem BUND, Landesverband Niedersachsen.

1398

Herzog Albrecht von Mecklenburg beendet das raubritterische Treiben auf Burg Lenzen, sein Heer zerstört dabei allerdings die Burg.

1996

Der Verein "Trägerverbund der Burg Lenzen (Elbe)" wird gegründet. Der BUND erarbeitet ein umfassendes Sanierungskonzept für die Burg, die ein Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation werden soll.

15./16.Jh

Die Burg wird renoviert, um 1478 hat sie sechs Häuser, eine Kapelle und den Burgturm. Amts- und Hauptmänner verwalten nun von Lenzen aus das 'Amt' für ihre Landesherren, das jedes Jahr neu vergeben wird.

1999

Der Burgberg ist mit einer Stützmauer stabilisiert. Der klassizistische Teepavillon wird renoviert.

ca. 1700

Amtmann Schultze lässt die Burgmauern sprengen, das Burgtor wird abgetragen.

2001/02

Alle Gebäude werden renoviert, außerdem ein neues Gästehaus gebaut. Bei Unterkellerungsarbeiten stoßen Archäologen auf die Reste der slawischen Königsburg Lunzini.

1725

Generalfeldmarschall Möllendorf lässt aus den Steinen der Burgmauer das barocke Amtshaus errichten. Der Turm erhält eine neue Haube, der Burggraben wird zugeschüttet.


*ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Foto: Jens May

Zwei Fragen an den für Lenzen zuständigen Gebietsarchäologen Jens May vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum in Wünsdorf

Welche Bedeutung haben die archäologischen Funde auf Burg Lenzen?

Die Funde aus der slawischen Periode sind von großer landesgeschichtlicher und wissenschaftlicher Bedeutung. Für Burg Lenzen liegen ungewöhnlich viele schriftliche Überlieferungen vor - dieser günstige Umstand ist auf die exponierte strategische Lage der Burg an der Elbe zurückzuführen. Fast 400 Jahre lang markierte die slawische "Königsburg Lenzen" eine ständig umstrittene Grenze zwischen dem fränkisch-deutschen Reich auf der einen und der slawischen Machtsphäre auf der anderen Seite. Die ausgezeichnete schriftliche Quellenlage steht im krassen Widerspruch zur archäologischen Quellensituation in Brandenburg und speziell in der Prignitz, wo bislang weder unbefestigte slawische Siedlungen noch Burgwälle gegraben worden sind.

Das wenige, was wir über die Zeit vom 8. bis Mitte des 12. Jahrhunderts wissen, beruht auf archäologischen Oberflächenfunden. Im Vergleich zum Forschungsstand anderer Regionen wie etwa der Lausitz oder dem benachbarten Mecklenburg muss deshalb die slawische Periode in der Prignitz aus archäologischer Sicht als "dark age" bezeichnet werden. Auf Burg Lenzen kommen jetzt Häuser und Befestigungen ans Tageslicht, die wir mit Hilfe der so genannten Jahrringchronologie in vielen Fällen auf das Jahr genau datieren können. Die Funde bringen uns die slawische Alltagskultur näher als die schriftlichen Quellen.

Stimmt es, dass die slawischen Anlagen relativ unversehrt unter der mittelalterlichen und der neuzeitlichen Bebauung des Lenzener Burgwalls liegen?

Ja. Die Erhaltungsbedingungen für Holz und andere organische Materialien waren bereits in zwei Meter Tiefe außerordentlich gut. Man muss sich das so vorstellen: Der Lenzener Burgwall ist eine künstliche Erhebung von fast zehn Metern Höhe und einem Durchmesser am Grund von rund 90 Metern. Die slawischen Schichten liegen innerhalb dieses Burgberges ganz unten - die Wenden haben sich hier im neunten Jahrhundert auf einer flachen Sandinsel niedergelassen und einen Burgwall errichtet. Der wurde nach Bränden und Zerstörungen immer wieder erneuert, dabei wurden die Fundamente einfach immer wieder zugeschüttet. Weil man früher den Bauschutt nicht abtransportierte, sind so Burgwälle und später auch Städte förmlich nach oben gewachsen. Auf diesem slawischen Wall haben deutsche Adlige im 12. Jahrhundert eine Burg errichtet. Auch die mittelalterlichen Schichten der Burg liegen heute im Hügel verborgen, bis in etwa zwei Meter Tiefe. Darunter liegen die slawischen Schichten, in Tiefen zwischen zwei und neun Metern. Was wir heute auf dem Burgberg sehen, sind Gebäude aus der Neuzeit, unter anderem aus dem Spätbarock. Nur der Burgturm ist ein mittelalterliches Relikt aus dem 13. Jahrhundert.

Lit

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Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/42001/burg_lenzen_eine_chronik/