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Umweltministerium fordert Umweltverträglichkeitsprüfung für Gipsabbau am Lichtenstein

Foto: Schluchtwald
Schluchtwald am Lichtenstein
Foto: Gipsabbau
Gipsabbau am Lichtenstein

Schon lange währt in Niedersachsen am Südrand des Harzes der Nutzungskonflikt zwischen gipsabbauender Industrie und Naturschutz. Genau dort, wo der komplette karsttypische Formenschatz (Höhlen, Erdfälle, Dolinen) zutage tritt und die gipskarsttypische Fauna und Flora einen herausragenden Naturschutzwert hat, da fressen sich Steinbrüche, in denen die Rohstoffindustrie Naturgips abbaut, in die Landschaft. Zogen in den letzten Jahren beim Streit um den Gipskarst die Umwelt- und Naturschutzbelange bei den Gipsabbauverfahren stets den Kürzeren, zeigen sich aufgrund der aktuellen Entwicklung nun rosa Streifen am Horizont.

Trotz der erheblichen Umweltbeeinträchtigungen, die der Tagebau durch die vollständige Zerstörung von Natur und Landschaft hervorruft, wurden in der Vergangenheit von den für die Genehmigung zuständigen Behörden keine Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) für den Gipsabbau durchgeführt. Dies fordert jedoch die UVP-Richtlinie der Europäischen Union seit ihrem Inkrafttreten im Juni 1988 für solche Eingriffe.

Aber nicht nur die fehlende Umweltverträglichkeitsprüfung, sondern vor allem die Art der Genehmigungsverfahren für den Gipsabbau hat es Umweltinteressen bisher schwer gemacht. So werden die Abbauten im vereinfachten Verfahren nach § 19 Bundes-Immissionsschutzgesetz erteilt. Es steht zwar in dem Ermessen der Behörden, die Verbände im Einzelfall anzuhören, dies ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Verbandsbeteiligung gemäß § 29 Bundesnaturschutzgesetz bzw. § 60 Nds. Naturschutzgesetz.

In Folge dessen hatten Naturschutzvereine und Bürger bislang also kaum eine Möglichkeit, ernsthaft und wirkungsvoll Einfluß zu nehmen.

 

Doch jetzt deutet sich eine Wende an. Sie wurde ausgelöst zum einen durch ein vom BUND Niedersachsen angestrengtes Beschwerdeverfahren bei der Europäischen Kommission. Zum anderen haben der BUND Niedersachsen, die Naturfreunde Göttingen und die Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen Widerspruch gegen die im Juni 2000 erfolgte Genehmigung des Gipsabbaus in den sogenannten Forstabteilungen 5 und 6 am Lichtenstein bei Osterode am Harz eingelegt.

Nun hat das Niedersächsische Umweltministerium reagiert und die Behörden angewiesen, für die bereits erteilte Abbaugenehmigung am Lichtenstein eine Umweltverträglichkeitsprüfung nachzuholen. Genauso soll im Rahmen eines anstehenden Genehmigungsantrages der Firma Rigips für den Abbau der Forstabteilung 8 am Lichtenstein eine UVP durchgeführt werden. Damit wird der Öffentlichkeit nun endlich die Möglichkeit eingeräumt, die Antragsunterlagen einzusehen und schriftlich dazu Stellung zu nehmen. Es besteht damit die Hoffnung, daß die Genehmigungsverfahren nun auf eine Ebene gehoben werden, die den Umweltverbänden größere Mitwirkungsrechte beschert.

Der BUND möchte alle am Schutz der Gipskarstlandschaft Interessierten darauf hinweisen, daß nun die Gelegenheit zur Stellungnahme wahrgenommen werden kann und sollte. Die Unterlagen lagen im Rathaus der Stadt Osterode bis Mitte November zur Einsichtnahme aus und können bei Interesse in der Landesgeschäftsstelle des BUND angefordert werden.

Schriftliche Stellungnahmen betreffend die Forstabteilung 8 am Lichtenstein können bis 3. Dezember diesen Jahres der Stadt Osterode zugesandt werden.
Für die Forstabteilung 5 und 6 am Lichtenstein ist die Stellungnahme bis zum 29. November an das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Göttingen zu
richten.

Bei weiteren Fragen hierzu können Sie sich gerne an Vera Konermann, BUND-Landesgeschäftsstelle, wenden.

Vera Konermann

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Veranstaltungstip:

Die Gesellschaft zur Förderung des Biosphärenreservates Südharz e.V. (GFB) bietet in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Osterode geführte Wanderungen durch den Gipskarst an. Am 4. Februar 2001 geht es zum Sachsenstein - eine Winterlandschaft im Gipskarst. Treffpunkt ist um 13.00 Uhr am Bahnhof Neuhof bei Bad Sachsa. Führung: Ursula Schäfer aus Göttingen. Am 15. April 2001 führen Rainer und Christel Völker aus Uftrungen (Sachsen-Anhalt) zum Alten Stolberg, Deutschlands größtem Gipskarstgebiet.

Treff ist um 10.30 am Parkplatz Heimkehle (Schauhöhle) zwischen Uftrungen und Rottleberode.
Infos und Anmeldung:
GFB
Düna 9a
37520 Osterode
Tel.: 05522/71036
oder unter www.karstwanderweg.de

Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/42000/umweltministerium_fordert_umweltvertraeglichkeitspruefung_fuer_gipsabbau_am_lichtenstein/