Internationales Workcamp im Hochmoor: Elf Jugendliche aus fünf Nationen köpfen Birken um die Wette

Foto: Moorfrosch und Mensch
Moorfosch und Mensch beäugen sich skeptisch. Erst Minuten später hüpft das Tier vom Handschuh des Franzosen Roman Doublet. Fotos: I. Schweneker, M. Rospek
Foto: Moorfrosch auf der Hand

Was treibt elf Jugendliche aus Frankreich, Tschechien, Weißrussland, Japan und Deutschland dazu, ihre Sommerferien in einem einsamen, niedersächsischen Hochmoor zu verbringen?

Und was macht am Arbeitseinsatz in Gummistiefeln und Regenjacke Spaß?

Wer diese Fragen beantwortet haben wollte, musste im August im Neustädter Moor bei Wagenfeld-Ströhen nach den Fahrrädern der 17-bis 26-Jährigen Ausschau halten. Drei Wochen lang beteiligten sich die Jugendlichen an einem Workcamp im Naturschutz, gemeinsam organisiert vom BUND-Projekt Diepholzer Moorniederung, von der Diakonie Freistatt und vom Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst.

Vom Wiesenweg geht es an wassergefüllten Torfstichen und ertränkten Birken vorbei auf eine Art Hochplateau. Der Boden federt unter den Füßen, an einigen Stellen verschwindet schon einmal der Schuh im glucksenden Grund. Nasse Füße und Hosenböden gehören zur Arbeit im Moor dazu, lautet wenig später der Kommentar aus der Gruppe. Die jungen Männer und Frauen machen es sich nach fünf Stunden Arbeit mit Astscheren zwischen buschigen Moorgräsern gemütlich. Auf 40.000 Quadratmetern Moorfläche dürfen sie die Birkensprösslinge köpfen, weil die ausgewachsenen Birken dem Moor zuviel Wasser entziehen. Außerdem müssen Schafwege gesichert werden.

Das strengt an: Roman Doublet liegt in seiner grünen Schäferskluft sogar bäuchlings in der Landschaft. Der junge Franzose spricht kein Wort Deutsch oder Englisch, sorgt mit seinen Aktionen trotzdem immer wieder für gute Laune. Gerade ist ihm ein kleiner Moorfrosch in die Fänge geraten: Minutenlang starrt das Tier den Franzosen an. Die Tschechin Lucka Juzkova macht derweil Bekanntschaft mit einem achtbeinigen Moorbewohner: Eine kapitale Spinne lässt sich aus ihrem Haar in Richtung Gesicht herab.

Als sich das Kreischen gelegt hat, entleert sich prasselnd eine dunkle Regenwolke auf die Menschen - unbekümmert werden Regencapes ausgewickelt und übergestreift. Zweimal am Tag sei das ganz normal, meinen die Workcamper. Roman Floront versichert mit einer Portion Galgenhumor, der Regen sei es überhaupt, der ihn aus Frankreich nach Deutschland gelockt hätte. Aber wie alle ist er tief beeindruckt vom Moor mit seinen Pflanzen und Tieren: Seltene rote Torfmoose sind gesichtet worden, Wollgras, Sonnentau, Moos- und Rauschbeere sind den jungen Leuten nun bekannt.

Roman will Ubersetzer werden und hat für seinen Vornamensvetter die Dolmetscherrolle übernommen: "Wir hätten uns auch für ein Workcamp in Sachen Archäologie entscheiden können, aber die Umweltarbeit war uns beiden lieber." Die beiden 17-Jährigen hatten Camps in Frankreich oder Deutschland zur Auswahl. Fernweh und Unifrust haben die japanische Studentin Shino Kijima in die Diepholzer Moorniederung geführt. Für das Camp entschied sie sich, um von Anfang an mit vielen jungen Leuten in Kontakt zu kommen. Ähnlich sieht es die Tschechin Lucka: "Ich wollte neue Leute kennenlernen, in der Natur sein und meine Deutsch- und Englischkenntnisse verbessern."

Geschlafen und gelebt wird in einer schlichten Unterkunft nahe der Moorschäferei. Ökologisch einwandfreie Lebensmittel haben die Teamerinnen Katrin Landgraf und Claudia Holbe teils mitgebracht, teils versorgt man sich von Biobauern in der Nähe. Bis zu 30 Kilometer legen die Jugendlichen per Rad und Tag zurück.

Arbeitslohn gibt's keinen für den beherzten Einsatz im Moor, dafür aber freie Unterkunft und Verpflegung. Und eine Menge fürs Herz: "Es macht riesigen Spaß, die Leute sind motiviert und wir haben eine Menge geschafft", meint Karsten Gerloff, Zivildienstleistender des BUND-Projektes. Und vielleicht gibt es auch die ein oder andere internationale Affäre...

Volker Kölling, Imke Schweneker
Kontakt per e-mail: BUND-Projekt.Diepholzer-Moor@bund.net



  • Direkt zur Online-Spende, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Direkt zum Online-Antrag, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Folge uns auf facebook
  • Newsletter abonnieren

Die Wildkatze braucht Mäuse...

Jetzt BUND-Mitglied werden

Das Miteinander von Menschen und Bienen – werden Sie jetzt BUND-Mitglied und erhalten Sie für kurze Zeit den Bestseller-Roman als Dankeschön!

Jetzt Mitglied werden!

Beobachtungstipp

Jahresbericht 2016

Agrarbündnis Niedersachsen

aktion-moorschutz.de/

Give me Moor!

Suche