BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


FFH-Gebiete: BUND-Vorschläge auf der Landesliste

Foto: Gipskraut
Vom Gipsabbau bedroht: Kriechendes Gipskraut auf den Gipsklippen des Sachsensteines bei Bad Sachsa. Foto: S. Röhl

Das Niedersächsische Umweltministerium hat die Liste der 70 vorgeschlagenen FFH-Gebiete um 19 weitere ergänzt. Viele der neu in die Diskussion gebrachten Flächen sind bereits als Naturschutzgebiete gesichert. Das mit 17 Hektar kleinste Gebiet ist das Amphibienbiotop Friedeholzer Schlatt im Landkreis Diepholz, wo vom Aussterben bedrohte Kammmolche zu Hause sind.

Zusätzlich kamen auch knapp 1.500 Hektar Buchenwälder und Kalk-Magerrasenflächen im Landkreis Göttingen auf die Liste.

Zu den neu aufgenommenen Gebieten zählten vom BUND vorgeschlagene Moorgebiete wie das Rehdener Geestmoor und das Renzeler Moor im Landkreis Diepholz und auch Hainsimsen-Buchenwälder in den Landkreisen Harburg und Lüchow-Dannenberg.

Es ist ein Erfolg für das ehrenamtliche Engagement, dass der überwiegende Teil der neuen Gebietsvorschläge mit mehr als 6.000 Hektar Fläche auf den BUND zurückgehen!

In zwei Arbeitskreisen wurden alle 89 Vorschläge dann im Oktober von den niedersächsischen Umweltverbänden, Kommunalen Spitzenverbänden, Behörden, Wirtschaft und Landwirtschaft ausführlich diskutiert.

Dabei kam es unter anderen zum Konflikt mit der Rohstoffindustrie, die in unzähligen Gebieten versucht, die vorgesehenen Gebietsabgrenzungen klein zu diskutieren. Ginge es nach den Vorstellungen der Unternehmen, würde von vielen schützenswerten Naturgebieten häufig nur Flickwerk übrig bleiben.

 

Das Neuenburger Holz bei Varel im Landkreis Friesland ist ein Beispiel für diese Kontroverse: Das 529 Hektar große Areal ist nach Auskunft des Umweltministeriums das größte und für den Naturschutz wertvollste Laubwaldgebiet in der Ostfriesischen Geest. In der waldärmsten Region Deutschlands stellen vor allem die altehrwürdigen Eichen im Zentrum des Neuenburger Holzes eine Besonderheit dar. Seit 150 Jahren werden dort Maßnahmen zum Schutz der Bäume durchgeführt. Nach dem Willen der Ziegelindustrie sollen aus diesem geschlossenen Gebiet fast zweihundert Hektar herausgeschnitten werden, damit die Ziegeleien direkt bis an den Neuenburger Urwald Lehm abbauen können.

Aus Naturschutzsicht sind die landesweiten Begehrlichkeiten der Bodenabbauindustrie nicht zu akzeptieren: "Häufig gibt es umweltfreundliche Alternativen zu den Naturrohstoffen: Kies lässt sich zum Teil durch aufgearbeiteten Bauschutt ersetzen, Naturgips durch Gips aus den Rauchgasentschwefelungsanlagen der Kraftwerke", erklärt die BUND Naturschutzexpertin Dr. Marita Wudtke die Haltung des BUND. "Für seltene Tiere und Pflanzen und eine naturnahe Landschaft gibt es keinen Ersatz."

Deutschland ist wie Frankreich und Irland mit seinen Meldungen sehr im Rückstand.

Die Europäische Union hat deshalb gedroht, die Auszahlung von EU-Fördermitteln zu blockieren. Die niedersächsische Landesregierung will nun die vollständige Landesliste früher als geplant schon im November an die Bundesregierung melden.

Robert Exner

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Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/41999/ffh_gebiete_bund_vorschlaege_auf_der_landesliste/