Rammschlag mit Mißtönen - Bau des Emssperrwerkes hat begonnen

Foto: Rammschlag
Hup- und Pfeifkonzerte begleiteten die Ansprache des ehemaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder. Im Hintergrund das Schiff der Umweltverbände "Heike". Ganz rechts im Bild der niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner. Foto: B. Fokken

Der Bau des umstrittenen und vom BUND kritisierten Emssperrwerkes hat begonnen. Die Bezirksregierung Weser-Ems hat die Baugenehmigung trotz der über 1500 Einwendungen im Planfeststellungverfahren am 25. August offiziell erteilt und gleichzeitig den sofortigen Vollzug der Baumaßnahme angeordnet.
Obwohl daraufhin gegen das Projekt Emssperrwerk bei Gandersum mehrere Klagen beim Verwaltungsgericht Oldenburg eingingen, gab der jetzige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit dem ersten Rammschlag am 17. September diesen Jahres das Startsignal für die Bauarbeiten.

 

Mit lautstarkem Protest von Schiffen aus und an Land hat der BUND gemeinsam mit den Umweltverbänden NABU, WWF und LBU gegen den "Todesstoß für die Ems" demonstriert.

BUND protestiert auf der "Heike"
An den Protestaktionen gegen das Emssperrwerk beteiligten sich neben den großen deutschen Umweltverbänden auch niederländische Naturschutzverbände, die "Dyklopers", die Bürgerinitiative Gandersum, die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Gandersum sowie einige Fischer, Bauern und Binnenschiffer.

Die offiziellen Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung waren an Bord des Vergnügungsschiffes "Warsteiner Admiral" geladen und machten auf ihrer Fahrt von Emden aus startend bei Gandersum am Rammponton fest. Derweil "umzingelten" die Sperrwerksgegner und Naturschützer mit Fischkuttern und Booten das Geschehen - der BUND auf der "Heike" aus Jemgum. Die von Gerhard Schröder und dem ehemaligen Bundesinnenminister Rudolf Seiters gehaltenen Reden wurden von den umliegenden Booten aus durch das Hupen der Schiffshörner, Pfeifkonzerte und Zurufe begleitet. Schröder drückte den roten Knopf und der erste 25m lange Stahlpfahl wurde in den Emsgrund gerammt.

Während die "Warsteiner Admiral" weiter emsaufwärts fuhr und den geladenen Gästen Aal, Lachs und Krabben gereicht wurden, zog auf Gandersumer Seite ein Trauerzug über den Deich. Am Ufer der Ems wurde von der Bürgerinitiative Gandersum ein Sarg mit der Aufschrift "in nur 13 Jahren vom lebenden Fluß zum toten Meyer-Kanal" zu Wasser gelassen - ein symbolisches Begräbnis der Ems.

Projekt der ökonomischen und ökologischen Unvernunft
Offiziell ist von einem Sperrwerk zum Schutz vor möglichen Sturmfluten die Rede. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, daß das Bauwerk in erster Linie dazu dient, die notwendige Wassertiefe zur Uberführung von Kreuzfahrtschiffen der Meyer-Werft von Papenburg nach Emden herzustellen. Das Küstenschutzargument ist vorgeschoben, um eine Finanzierung dieser Staufunktion aus öffentlichen Mitteln zu ermöglichen.
Schlimm ist, daß Millionen Mark von Steuerngeldern geopfert werden, ohne die Arbeitsplätze in Papenburg tatsächlich zu sichern. Denn mittel- bis langfristig wird die Werft nur an einem Standort am tiefen Fahrwasser konkurrenz- und zukunftsfähig bleiben.

Aus ökologischer Sicht gibt das Emssperr- und -stauwerk dem noch lebendigen Fluß endgültig den Rest. Das Bauwerk zerschneidet den zusammenhängenden Flußlebensraum und raubt der Ems ihre natürliche Dynamik. Der gigantische Baukörper wird mitten in ein international bedeutsames EU-Vogelschutzgebiet hineingebaut. Brut- und Rastgebiete weltweit seltener und geschützter Vogelarten, wie Nonnengans, Großbrachvogel, Kampfläufer, Goldregenpfeifer, Säbelschnäbler, Rohrweihe und Blaukehlchen werden durch Uberbauung unwiederbringlich vernichtet und angrenzende Gebiete durch Störwirkungen bei Bau, Anlage und Betrieb des Sperrwerks dauerhaft beeinträchtigt.

BUND klagt gegen den Planfeststellungsbeschluß
Der BUND Niedersachsen hat gemeinsam mit dem NABU und mit Unterstützung des WWF am 16. September Klage gegen den Planfeststellungsbeschluß zum Bau des Emssperrwerkes beim Verwaltungsgericht Oldenburg eingereicht. Der BUND hofft auf einen Vorabbeschluß des Gerichtes, mit dem der bereits begonnene Bau vorläufig gestoppt werden könnte.

Vera Konermann

Nähere Informationen über die Klage gegen den Planfeststellungsbeschluß erhalten Sie auch in unseren Pressemitteilungen. Der Pressemitteilung vom 22.10.98 sind die Klageschriften als Download-Möglichkeit beigefügt.



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