Ausbaupläne gefährden Nationalpark Elbe

Deutschlands größte naturnahe Flußlandschaft ist trotz der 1996 von Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann und den Umweltverbänden unterzeichneten "Elbe-Erklärung" durch aktuelle Ausbaupläne massiv bedroht. In der Erklärung heißt es, daß zum Schutz der Elbe der Elbe-Seitenkanal als die "deutlich bessere Alternative" für den Gütertransport auf dem Wasserwege zwischen Magdeburg und Hamburg weiterentwickelt werden solle. Die BUND-Naturschutz-Referentin Dr. Marita Wudtke ist überzeugt, daß die Alternativen zur Elbeschiffahrt in greifbare Nähe rücken: "In drei Jahren wird die Verbesserung des Elbe-Seitenkanals durch die Erweiterung der Schleuse Uelzen und des Schiffshebewerkes in Scharnebeck abgeschlossen sein. Und in fünf Jahren steht die Oststrecke des Mittellandkanals - als Alternativstrecke zur Elbe - den modernen Großschiffen zur Verfügung." Außerdem könne die Bundesbahn ihre Transportkapazitäten zwischen Magdeburg und Hamburg von heute auf morgen verdoppeln.

Trotzdem hält das Bundesverkehrsministerium am Ausbau der Elbe fest und investiert Hunderte von Millionen Mark in Strombaumaßnahmen. "Der Parallelausbau von Elbe und Elbe-Seitenkanal ist ökologisch katastrophal und ökonomisch völlig unsinnig", ärgert sich die BUND-Naturschutzreferentin. Besonders gravierende Auswirkung auf das Ökosystem Elbe hätte der geplante, 80 Millionen Mark teure Ausbau des 13 Kilometer langen Flußabschnittes zwischen Dömitz und Hitzacker, der sogenannten "Reststrecke". Dieser Flußabschnitt zeichne sich durch eine wundervolle Stromtallandschaft mit wandernden Sandbänken, Auwäldern und Sandstränden aus, so Wudtke.
Damit könnte es bald vorbei sein: Nach über 60 Jahre alten Plänen soll der Fluß um durchschnittlich 20 Zentimeter vertieft werden, um auch bei Niedrigwasser befahrbar zu sein. "Massive Buhnen und Steinschüttungen werden das Flußbett regelrecht versiegeln," befürchtet Wudtke.

"Die geplanten Maßnahmen gefährden die stromtaltypischen Lebensräume. Dies ist weder vereinbar mit den Schutzzielen des Biosphärenreservates Flußlandschaft Elbe noch mit den Entwicklungszielen des neuen niedersächsischen Nationalparkes Elbtalaue".
Noch könne die Zerstörung verhindert werden. "Wir appellieren an das Niedersächsische Umweltministerium und die Bezirksregierung Lüneburg, sich rasch und eindeutig für den Schutz der Elbe einzusetzen", mahnt Wudtke. Bereits 1999 werde das Planfeststellungsverfahren für einen Ausbau beginnen. "Die Elbe-Erklärung muß mit Leben gefüllt werden, bevor es zu spät ist!"

lit

Nationalpark "Elbtalaue"


Der niedersächsische Nationalpark "Elbtalaue" ist seit November 1997 offiziell anerkannt und stellt die Kernzone des fünf Bundesländer übergreifenden Biosphärenreservates "Flußlandschaft Elbe" dar. Der knapp 11.000 Hektar große Nationalpark erstreckt sich zwischen Schnackenburg und Lauenburg über rund 85 Stromkilometer entlang der Elbe. Neue Leiterin der Nationalparkverwaltung mit Sitz im Alten Rathaus in Hitzacker ist Elvira Kehbein. Die 43jährige Landespflegerin war vorher im Umweltministerium für die Vorbereitung des Schutzgebietssystems im Elbetal und für den neuen Nationalpark zuständig. Ein erstes Nationalpark-Infozentrum gibt es in Bleckede.




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