Nicht nur Ostfriesland braucht ein neues Bahnkonzept: Wie schnelle und kundenorientierte Zugverbindungen in ländlichen Regionen aussehen könnten, wird in einer jetzt vom BUND-Niedersachsen herausgegebenen Studie am Beispiel Ostfrieslands vorgestellt. Das neue Bahnkonzept sieht vor, daß wichtige Ziele in der Region, zum Beispiel die großen Fähranleger zu den ostfriesischen Inseln, umsteigefrei an die Großstädte Hannover und Bremen angebunden werden. Dies wird möglich durch den Einsatz von Flügelzügen, zum Beispiel dem Flexliner der Firma Adtrans. Sie können im Verlauf einer Zugstrecke in mehrere kleine Zugeinheiten mit unterschiedlichen Zielorten zerlegt werden.
Auch das Umgekehrte ist möglich: Zugeinheiten aus unterschiedlichen Herkunftsorten können zu einem Zug mit gleichem Zielort wieder zusammengestellt werden. Aufwendige Rangierarbeiten werden dadurch vermieden, daß jede Zugeinheit einen eigenständigen Triebwagen darstellt, der in Minutenschnelle automatisch gekuppelt werden kann. In Dänemark hat sich die Einführung von Flügelzügen, die seit 1989 die wichtigsten Städte mit der Hauptstadt Kopenhagen verbinden, bereits bewährt. In Schweden konnten auf zwei Strecken die Fahrgastzahlen durch den Einsatz von Flügelzügen innerhalb von drei Jahren auf 147 bzw. 362 Prozent gesteigert werden!
Das Konzept des BUND sieht unter anderem vor, einen in Hannover startenden Zugverband in den Bahnhöfen Bremen, Hude und Oldenburg zu teilen ("flügeln") und so die Orte Cuxhaven, Nordenham, Wilhelmshaven/Esens und Norddeich direkt anzuschließen. In der Gegenrichtung werden die einzelnen Triebwagen nach und nach zu einem Zugverband zusammengestellt. Das Flügelzug-Konzept ist mehr als reine Zukunftsmusik: Die Niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) hat es bereits aufgegriffen und Strecken für diesen Zweck öffentlich ausgeschrieben.
BUND-Berichte 17:Ein Flügelzug-Konzept für Ostfriesland,Hannover, Oktober 1997.
