Mit Beginn der Industrialisierung der Landwirtschaft setzte ein schleichender Rückgang der Arten- und Sortenvielfalt bei Kulturpflanzen ein. In den letzten Jahrzehnten haben sich große Öl- und Chemieunternehmen in den Saatgutmarkt eingekauft. Die Konzentrationsprozesse und die modernen Züchtungsmethoden beschleunigen den dramatischen Verlust alter Landsorten und regionaler Sortenvielfalt, unwiederbringlich.
Im Gegensatz zu den gängigen, modernen F1-Hybridsorten können altbewährte Gemüse durch Samen sortenrein im eigenen Garten vermehrt werden. Sie besitzen gute Eigenschaften für Privatgärtner, wie Robustheit, ein weites Erntefenster und Unabhängigkeit von schnellwirkenden mineralischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln.
Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) erhält, vermehrt und verbreitet die Vielfalt alter Gemüsesorten und übt Einfluss auf die politischen Entscheidungsprozesse aus. Viele BUND-Mitglieder unterstützen diese Ziele: Die BUND-Gruppen Hannover und Salzgitter veranstalten beispielsweise Tomaten- und Pflanzenbörsen. Dass gerade historische Sorten besonders gesund sind, zeigt das Apfelallergie-Projekt des BUND Lemgo.
Es gibt viele gute Gründe dafür, sein Saatgut im Garten selbst zu gewinnen. Sie erleben den gesamten Kreislauf der Pflanze von der Aussaat über die Ernte bis zur Saatgutgewinnung mit und lernen die Vielfalt in Form, Farbe, Geschmack und Nutzung der alten Sorten kennen. Es ist der Beginn einer Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit. Eigenes Saatgut von Selbstbestäubern wie Tomaten, Bohnen, Erbsen und Salat zu gewinnen, ist gar nicht so schwierig. Für die Vermehrung von fremdbestäubenden Arten ist etwas mehr Wissen vonnöten. Kenntnisse können durch Kurse, im Internet oder durch einschlägige Literatur erworben werden.
Die Samen alter und samenfester Sorten sind im Handel kaum noch zu erhalten. Sie finden sie in der Online-Saatgutliste des VEN, auf Saatgutbörsen, bei gut sortierten Samenhändlern oder privaten Anbietern. Infos unter www.nutzpflanzenvielfalt.de
Susanne Goroll