„Mehr Raum für die Flüsse“, diesen viel zitierten Worten lässt der BUND bei Lenzen an der Elbe Taten folgen. Der seit Oktober 2005 laufende Deichrückbau auf der brandenburgischen Elbseite ist nun in die entscheidende Phase getreten: Seit Juni wird der flussnahe Altdeich auf einem sieben Kilometer langen Abschnitt an insgesamt sechs Stellen geöffnet – damit ist die Verbindung zwischen Fluss und Aue wieder hergestellt und ein freier Zu- und Abfluss des Wassers gewährleistet. Bagger tragen dazu den Altdeich an den bis zu 500 Meter breiten Öffnungen bis auf das Bodenniveau ab. „Das Abflussbett der Elbe erweitert sich dadurch auf eine Breite bis zu 1700 Metern“, erklärt Christian Damm, Leiter des vom BUND Niedersachsen ins Leben gerufenen Naturschutzgroßprojektes „Lenzener Elbtalaue“. Vorher sei der Flutraum bei Hochwasser stellenweise nicht einmal 500 Meter breit gewesen. „Wir geben hier der Elbe über 420 Hektar Überflutungsaue zurück!“ Diese Größenordnung beim Deichrückbau sei bislang einmalig in Deutschland. Das Projekt, das zu über 90 Prozent vom Bundesumweltministerium und vom Land Brandenburg finanziert wird, beweise außerdem, dass Naturschutz und Hochwasserschutz erfolgreich zusammen arbeiten könnten.
„Man kann hier einen Landschaftswandel von einer Agrarlandschaft hin zu einer naturnahen Auenlandschaft miterleben“, erklärt der Projektleiter. Denn zwischen dem bereits 2008 fertig gestellten, rückverlegten Neudeich und dem nun geöffneten Altdeich hat die Natur wieder die Regie übernommen. Dieser Prozess wird mit Auwaldpflanzungen und der Schaffung neuer Gewässer unterstützt. „Mit der Deichrückverlegung haben der BUND und der Trägerverbund Burg Lenzen die Grundlage dafür geschaffen, dass sich hier wieder eine dynamische Auenlandschaft entwickeln kann“, sagt Damm. Die wesentlichen Erdbauarbeiten sollen im August abgeschlossen sein. Gespannt warten die Mitarbeiter des Naturschutzprojektes nun auf das nächste Hochwasser. „Wann wir das erste einströmende Wasser feiern können, bestimmt die Elbe selbst!“