BUND-Kreisgruppe Holzminden kritisiert Landkreis - Geländefahrer gefährden wertvolles FFH-Gebiet


Foto: Geländewagen im Matsch - Frontansicht

Foto: Verdreckter Wagen in der Natur
Mit Vollgas durch Matsch und schwieriges Gelände – Fahrspaß dieser Art im „Freizeitpark Mammut“ hat Naturschützer aus Stadtoldendorf im Weserbergland auf den Plan gerufen. Foto: D. Loock

Seitdem der Landkreis Holzminden Ende 2007 den Betrieb des so genannten Offroad-Parks auf einem rund 100 Hektar großen Gelände südlich von Stadtoldendorf genehmigt hat, trüben Schlammmassen nicht nur das Mittelgebirgsflüss­chen Lenne, sondern auch das Verhältnis zwischen der BUND-Kreisgruppe Holzminden und dem amtlichen Naturschutz. „Der Landkreis hätte die Genehmigung für den Betrieb des Offroad-Parks in dieser Form nie erteilen dürfen“, kritisieren Detlef Loock von der BUND-Kreisgruppe Holzminden und Willibald Burda, Vorsitzender des Fischereivereins Eschershausen.

Hintergrund des Streites sind die durch den Offroad-Betrieb entstehenden Schlammeinträge in einen Abschnitt der Lenne, der als Naturschutz- und als FFH-Gebiet (Nr. 391) einen besonderen rechtlichen Schutz genießt. „Typisch für diesen Teilbereich der Lenne ist sauerstoffreiches und klares Wasser und ein lockerer und grobkörniger Boden am Grunde des Baches“, erklärt Loock. Geschützte Leitart für diesen Lebensraum sei die Mühlkoppe – ein gefährdeter Süßwasserfisch, der nur im klaren und kalten Wasser im Oberlauf von Fließgewässern lebt. „Auch Forelle, Eisvogel und Wasseramsel sind hier in der Lenne heimisch.“


Damit könnte es bald vorbei sein, wenn die Kiesbetten der Lenne weiter im Schlamm versinken. Ursache ist der vor allem am Wochenende stattfindende Fahrbetrieb im „Freizeitpark Mammut“, der ausgerechnet im südlichen Wassereinzugsgebiet der Lenne im Bereich wertvoller Quellbiotope liegt. „Die Geländewagen wühlen den tonigen und lehmigen Boden auf, der dann vor allem bei Regen über kleinere Zuflüsse in die Lenne geschwemmt wird.“ Nach Ansicht des BUND-Vertreters sind diese Stoffeinträge in ein streng geschütztes FFH-Gebiet ganz klar ein Straftatbestand. „Denn für die empfindlichen Klarwasser-Arten wie Mühlkoppe und Forelle bedeutet die allmähliche Verschlammung der Lenne früher oder später das Aus.“ Die Landkreisverwaltung bagatellisiere den Schaden und schaue der Zerstörung der geschützten Lebensräume tatenlos zu. „Es ist völlig unverständlich, warum die Fachbehörde hier ihre Aufgaben nicht wahrnimmt“, ärgert sich Loock.


Foto: Brauner Heidelbach
Braun statt klar: Der Heidelbach (rechts) mündet im März 2009 schlammbeladen in die noch klare Lenne (links) und zerstört damit den Lebensraum der Mühlkoppe. Fotos: D. Loock

Auch der Wasserexperte des BUND-Landesverbandes Moritz Busse hält die Genehmigung des Offroad-Parks in dieser Form für rechtswidrig und das Genehmigungsverfahren für höchst zweifelhaft. „Der Landkreis Holzminden hat auf ein Planfeststellungsverfahren und auf die vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung der Anlage verzichtet, obwohl der Fahrbetrieb mitten durch die Quellhorizonte der Lenne-Zuflüsse geht“, kritisiert Busse. Die Schädigung der geschützten Arten durch die Schlammeinträge wäre leicht zu überprüfen gewesen, meint der Biologe. „Nun verstößt der laufende Betrieb klar gegen das Verschlechterungsverbot nach FFH- und der Wasserrahmenrichtlinie.“ Von 100 möglichen Standorten in der Region für einen Offroad-Park sei dieser der denkbar schlechteste.


Als besonders frustrierend empfindet Loock, dass der niederländische Betreiber des Offroad-Parks gerichtlich angeordnete Maßnahmen zur Reduzierung der Schlammeinträge bislang nicht umgesetzt hat. Denn bereits im September 2008 kam es vor dem Landgericht Hildesheim zu einem Vergleich zwischen dem Fischereiverein Eschershausen und dem Offroad-Park-Betreiber Jeroen Jansen, der dem Betreiber unter anderem den Bau einer Entschlammungsanlage auferlegte. „Diese Anlage gibt es jetzt zwar, sie ist aber mit einem Rohrdurchlass des Zyklonfilters von gerade mal sechs Zentimetern viel zu klein ausgelegt und funktioniert nicht“, beklagt Loock. Auch auf weitere zugesagte Schritte wie die Schotterung der Schlammlöcher und der Fahrstrecken, den Bau von Absetzbecken oder die Einstellung des Fahrbetriebes in einem Moorwaldstück wartet der BUND bisher vergebens. „Wir haben mehrfach versucht, den Landkreis dazu zu bewegen, seiner Behördenpflicht nachkommen und die Versäumnisse aufzuarbeiten“, erklärt BUND-Experte Busse. „Wenn der Landkreis sich wie bisher total verweigert, bleibt uns nur noch der rechtliche Weg, diese Zerstörung zu stoppen.“





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