BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Zum Wegspülen zu schade: Wasser sparen und Nährstoff-Rückgewinnung auf Burg Lenzen

Logo: SWAMP

Einmal spülen und weg ist die Pipi - wie es auf dem stillen Örtchen auch ökologischer gehen kann, soll ein Demonstrationsprojekt der Europäischen Union im zukünftigen Zentrum für Auenökologie und Besucherinformation auf Burg Lenzen zeigen. Denn Urin ist zu wertvoll, um ihn einfach mit viel Wasser in die nächste Kläranlage zu spülen: 85 Prozent des vom Menschen ausgeschiedenen Stickstoffs und 60 Prozent des ausgeschiedenen Kaliums und Phosphors befinden sich im Urin. Damit wird der sterile Harn zu einem idealen Flüssigdünger für Landwirte.

Bei einem getrennten Sammeln des Urins - der so genannten Urin-Separation - wäre außerdem der aufwendige Bau dritter Reinigungsstufen in den Kläranlagen, die der Stickstoff- und Phosphoreliminierung dienen, überflüssig.

Gleichzeitig würde sich die energieintensive Produktion von Stickstoffdünger und der bergmännische Abbau von Phosphor und Kalium bei direktem Recycling des Urins in die Landwirtschaft meßbar reduzieren.

In der Theorie sind die Vorteile für die Umwelt überzeugend, aber bei der Umsetzung sind einige Probleme zu lösen.

So sind zum Beispiel die Speicherung des Urins und seine Ausbringung zu organisieren und die Akzeptanz dafür bei Behörden und Landwirten, aber auch bei der Bevölkerung herzustellen. Denn leider wird das allgemein verbreitete Verfahren, sämtliche Abwässer vermischt über das Toilettenfallrohr abzuführen, meist nicht in Frage gestellt.
Dabei ist die Idee, den nährstoffreichen Urin getrennt aufzufangen und zu nutzen, schon sehr alt. In Skandinavien werden seit etwa 20 Jahren so genannte Urin-separierende Toiletten gebaut und im privaten Bereich eingesetzt.

Auf Burg Lenzen werden nun zumindest die männlichen Besucher Urinale kennenlernen, die ganz ohne Wasserspülung auskommen. Deren Abläufe sollen nach einer halbjährigen Speicherung in einem Tank als Pflanzendünger genutzt werden können.

Mit der Urinwiederverwendung ist aber nur der spektakulärste Teil des Projektes SWAMP beschrieben, das für Sustainable Water Management and Wastewater Purification in Tourism Facilities, also für ein nachhaltiges Wasser- und Abwassermanagement in Tourismusbetrieben steht.
Das von der Europäischen Union finanzierte und von den Ingenieurbüros PRO-ENERGIE aus Osnabrück und AWA aus Uelzen durchgeführte Vorhaben schließt vor allem ein ehrgeiziges Wassersparprogramm auf Burg Lenzen ein.

Es zeichnet sich durch wassersparende, aber gleichzeitig komfortable Armaturen in den Gästezimmern und durch insgesamt 23 neu entwickelte Vakuumtoiletten der Firma ROEDIGER aus.
Diese Vakuum-WCs (die auch in modernen Zügen eingesetzt werden) kommen mit nur einem Liter Wasser pro Spülgang aus. Die Abwässer müssen anschließend in der Kläranlage Lenzen gereinigt werden. Konzentrierte Toilettenabwässer von Vakuumtoiletten eröffnen aber auch die Möglichkeit, dass sie zusammen mit organischen Abfällen in Fermentern ausfaulen und dabei Biogas-Methan, also Energie erzeugen können. Der Rückstand ist wiederum ein geschätzter Dünger in der Landwirtschaft.

Gerd Wach
Sprecher des BUND Arbeitskreis Wasser, Projektleiter SWAMP

Burg Lenzen ist nur eines von 13 Demonstrationsanlagen des SWAMP-Projektes, das Lösungen für ein nachhaltiges Wasser- und Abwassermanagement in Hotels, Feriensiedlungen, Campingplätzen, Gasthäusern, Berghütten und Freilichtmuseen in Deutschland, Lettland, Österreich und Italien zeigt. Nähere Informationen sind über die Website www.swamp-eu.org abrufbar.

Zurück zum Inhalt

Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/32002/zum_wegspuelen_zu_schade_wasser_sparen_und_naehrstoff_rueckgewinnung_auf_burg_lenzen/