Jürgen Trittins Wahlkreis Göttingen liegt nicht weit von Grohnde an der Weser. Dort - in der südniedersächsischen Provinz - wird nach den Befürchtungen der Bürgerinitiative (BI) Weserbergland Trittins "Atomkonsens" ein besonders langlebiges Erbe hinterlassen. Denn am Standort des 1300-Megawatt-Reaktors hat der Betreiber E.on den Bau eines so genannten dezentralen Zwischenlagers beantragt - mit dem Segen von Trittin und der gesamten Bundesregierung. Ab 2005 soll dort die Einlagerung abgebrannter Kernbrennstäbe beginnen - sobald das im Atomkonsens vorgesehene Ende der Transporte zu der Wiederaufarbeitung in Frankreich und Großbritannien in Kraft tritt.
Die Einlagerung endet entgegen allen Behauptungen wohl nicht im Jahr 2017, in dem angeblich das letzte deutsche AKW die Lichter löschen soll, denn das Zwischenlager ist überdimensioniert. Möglicherweise spekuliert E.on darauf, in Grohnde als einem der jüngsten AKW einen größeren Anteil der frei verteilbaren Strommengen, die der Industrie zugestanden wurden, zu erzeugen und dafür früher andere Standorte aufzugeben.
Ginge es dagegen nach Tausenden besorgter Bürgerinnen und Bürger, würde das AKW Grohnde spätestens im Jahr 2005 still gelegt.
Sie kritisieren, dass mit den republikweit an den AKW-Standorten geplanten Zwischenlagern das ungehemmte Anwachsen des Atommüll-Berges gefördert und die Frage der sicheren Endlagerung wieder einmal auf unbestimmte Zukunft verschoben werden soll. Knapp 10.000 Einwendungen hatte es im Genehmigungsverfahren gegeben.
Am 7. Juni prallten denn auch Welten im Erörterungstermin in der Weserberglandhalle in Hameln auf einander. Besonders erbost hat die Bürgerinitiative Weserbergland dabei das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das den Termin anberaumt hatte.
Das BfS tat alle durch sicherheitstechnische Mängel begründeten Risiken für Mensch und Umwelt die in den Einwendungen benannt wurden, grundsätzlich als irrelevant ab. Selbst der zentrale Kritikpunkt, wonach das Sicherheitskonzept allein auf der angenommenen Dichtigkeit der in der Praxis nicht geprüften Castorbehälter beruht, wurde nicht weiter vertieft.
Der nicht stoß- , druck- und sturz-getestete CASTOR V/19, in dem die Brennstäbe zwischengelagert werden sollen, sei sicher. Die schon fast zwingend folgenden Befangenheitsanträge gegen die Bundesbehörde wurden abgelehnt, was die EinwenderInnen schließlich in ihrer Einschätzung bestärkte, das nach dem politisch ausgehandelten Atomkonsens ein gesetzlich eigentlich vorgeschriebenes "ergebnisoffenes" Verfahren nicht erwartet werden könne. Eine Sprecherin der BI ist empört: "Mit dieser Bagatellisierung des Sicherheitsrisikos hat die Behörde demonstriert, dass der Mensch sein Recht auf Risikovorsorge verloren hat" sagte Carolin Schmidt-Steinmeyer. Als angeblich mündiger Bürger werde man hier zu einer Marionette in einem Puppentheater, bei dem offensichtlich ganz andere die Fäden ziehen.
lit
Kontakt:
Bürgerinitiative Weserbergland gegen Castoreinlagerung am AKW Grohnde
BI-Weserbergland@gmx.de
Boris Schwitalski, Tom Jürgens
Tel. 05157/359
Fax: 05157/378
Jeden ersten Sonntag im Monat lädt die BI zu einem Sonntagsspaziergang am AKW ein, Beginn: 14.00 Uhr.