Der Zugang zu sauberem Trinkwasser wird das Problem des 21. Jahrhunderts. Darüber sind sich alle Zukunftsforscher einig. Experten der Weltbank gegen davon aus, dass im Jahre 2025 zwei Drittel der Menschheit keinen Zugang zu Trinkwasser besitzen werden. Wir in Niedersachsen werden nicht damit gemeint sein - also was geht uns das an?
Wer einmal im Mittelmeerraum im Urlaub war, das wilde Osteuropa erkundet oder andere Regionen der Welt bereist hat, wird festgestellt haben, dass wir hinsichtlich der Trinkwasserversorgung in paradiesischen Zuständen leben. Wo ist es schon so ohne weiteres möglich, einfach den Wasserhahn aufzudrehen und klares, schmackhaftes und unbelastetes Wasser zu trinken, das aus regionalen Brunnen gefördert wurde?
Dies für uns noch Selbstverständliche werden wir in Zukunft sichern und verteidigen müssen.
Denn was in 20 Jahren Umweltbewegung an Standards etabliert wurde wie die Minimierung der Chlorung, der Austausch problematischer Rohrmaterialien wie Asbest und Blei, Grundwasserschutz durch Kooperation mit Landwirten und durch die Förderung der ökologischen Landwirtschaft - all das wird leicht wieder verloren gehen, wenn es nicht mehr bezahlbar ist.
Liegen wir in Niedersachsen noch bei einem Gesamtwasserpreis (Trinkwasser + Abwasser) von circa sechs Mark, werden in Ostdeutschland schon ohne weiteres zehn bis zwölf Mark pro Kubikmeter bezahlt.
Viele Kommunen liebäugeln aufgrund der enormen Erhaltungsinvestitionen für das Verteilernetz und das Entsorgungsnetz mit einer Liberalisierung des Wassermarktes. Mit der Veräußerung der kommunalen Wasserversorgung könnten die städtischen Haushalt kurzfristig saniert werden.
Und für die Kunden könnten - wie beim Telefonieren erfolgreich vorgeführt - die Preise fürs Wasser fallen.
Multis wie VIVENDI und SUEZ LYONNAISE DES EAUX aus Frankreich, die heute zusammen schon fast 160 Millionen Menschen mit Wasser versorgen, stehen bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Aber wer kontrolliert diese Konzerne? Die Aktionäre - und die sind eher an den Dividenden oder am Shareholder-value interessiert als an den Umweltstandards.
Sicherlich ist eine Effizienzsteigerung im Wasserver- und entsorgungsbereich möglich und notwendig - aber muss dazu gleich das Lebensmittel Nummer Eins einer demokratischen Kontrolle entzogen werden?
Die Auseinandersetzung um die Liberalisierung des Wassermarktes wird viele Menschen und den Arbeitskreis Wasser in Zukunft beschäftigen. Wir werden für die Einhaltung der Umweltstandards, für eine regionale Wasserversorgung und einen sparsamen Umgang mit unseren Wasservorräten kämpfen.
Alle Wasserfreunde in Niedersachsen fordern wir auf, sich mit den Fragen bekannt zu machen. Schon bald kann das Problem auch in Ihrer Stadt akut werden.
Mit dem Erscheinen dieses BUND-Magazins können Sie über die Homepage www.bund-niedersachsen.de (nach Anmeldung) auf Informationen zum Thema Wasser zugreifen und mit diskutieren. Wir wollen weg von der "Hannover-Zentriertheit" des Arbeitskreises. Im Zeitalter der schnellen Medien ist es möglich, dass BUND-Freunde von Emden bis Göttingen, von Lüchow bis Osnabrück mit dabei sind, ohne dass sie erst ins Auto oder in den Zug steigen müssen.
Anlässe für persönliche Treffen wird es weiter geben, auf Veranstaltungen und bei konkreten Problemen vor Ort.
Die Privatisierung der Wasserversorgung wird nur ein Thema des Arbeitskreises sein - aber vielleicht das Wichtigste.
Die Homepage liefert Informationen zu interessanten Veranstaltungen und wird sich darüberhinaus keinem Thema verschließen, das Wasserfreunde in Niedersachsen diskutieren wollen. Also nicht nur ins Freibad springen, sondern auch auf die Seite des AK Wasser!
Gerd Wach, Arbeitskreissprecher Wasser