BUND-Jahresvertreterversammlung 1998 - "Biologischer Standort Deutschland"

Foto: Prof. Berndt Heydemann
Engagiert sich für den "Biologischen Standort Deutschland": Prof. Berndt Heydemann

"Die derzeitige Debatte um die Standortfrage Deutschland wird fast ausnahmslos von wirtschaftlichen Denkansätzen bestimmt." Das ist die Einschätzung von Prof. Berndt Heydemann, Leiter der Forschungsstelle für Ökosystemforschung und Ökotechnologie an der Universität Kiel. Eingeschränkt durch diese "Scheuklappen" werde "das wichtigste Fundament der Wirtschaft", nämlich die natürlichen Lebensgrundlagen übersehen oder ausgeblendet.

Mit seinem Vortrag über den biologischen Standort Deutschland am Vorabend der BUND-Jahresdelegierten-
versammlung in Göttingen versuchte der Kieler Wissenschaftler ökologische Argumente in die ökonomisch geprägte Diskussion hineinzubringen. Ungewöhnlich für einen Naturwissenschaftler und Naturschützer, sich dabei marktwirtschaftlicher Begriffe zu bedienen. Oder bestätigt sich damit nur die These von der Wirtschaftsdominanz?

In den Elfenbeinturm der Wissenschaft hat sich Heydemann nie zurückgezogen. Schon früh versuchte er naturwissenschaftliche Erkenntnisse in die Politik einfließen zu lassen. Konsequent war deshalb die Entscheidung, als Umweltminister von 1988 bis 1994 die Naturschutzpolitik in Schleswig-Holstein selbst mitzugestalten.
Eindrucksvoll rechnete Heydemann vor, daß die natürlichen Standortfaktoren Leistungen erbringen, die Marktpreise erzielen können. Rund 56.000 Mark seien die Gratisleistungen eines Hektars Buchenbestand wert.

Soviel würden technische Lösungen kosten, wenn der Wald nicht mehr die Sauerstoffüberproduktion, die Bindung des Klimagases Kohlendioxid und die Filterung der Luft durch die Blätter übernehmen könnte. Bezogen auf die Bundesrepublik erreichten allein die natürlichen Leistungen des Standortfaktors "Wald" die Größenordnung des bundesdeutschen Bruttosozialproduktes von über drei Billionen Mark im Jahr, sagte Heydemann.
Rund 90.000 "Betriebstypen", wie der Kieler Ökologe die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten in Deutschland bezeichnet, arbeiteten in diesem biologischen System.

Zehn Prozent der ursprünglich vorhandenen Arten aber sei in Deutschland bereits ausgestorben und 50 Prozent ständen auf den Roten Listen, die Heydemann als "Konkurs-Vorwarnlisten" bezeichnete.
Sie zeigten, daß nicht nur die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, sondern auch die ökonomische und soziale Stabilität in Deutschland gefährdet sei.

Robert Exner



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