Energieversorgung 2050 - Ein Leitbild für die Energiewende in Niedersachsen

Bürgersolaranlagen auf öffentlichen Dächern. Der BUND Stade zeigt wie es funktionieren kann. Foto: Christian Schmidt
Bürgersolaranlagen auf öffentlichen Dächern. Der BUND Stade zeigt wie es funktionieren kann. Foto: Christian Schmidt

Angesichts der Diskussion um die Nutzung erneuerbarer Energien und dem unbestrittenen Ziel des mittelfristigen Ausstiegs aus fossilen und atomaren Energienträgern stellt sich die Frage, wie so ein alternatives Szenario aussehen kann. Der Arbeitskreis Energie hat ein Modell für die Versorgung im Jahr 2050 erarbeitet, das als Leitbild für die komplexe Energiediskussion dienen soll. Dabei wird deutlich: Eine zukunftsfähige Versorgung ist möglich - wenn es gelingt, den Verbrauch zu halbieren und deutlich mehr Strom aus Sonne und Wind zu gewinnen.

Die Energiewende bleibt ein Schlüsselthema der Umweltpolitik, wird von der Bundesregierung aber weiterhin auf die Stromerzeugung reduziert. Die Landesregierung verfolgt einen breiteren Ansatz: Der Runde Tisch Energie hat ein Szenario zur Energieversorgung 2050 erarbeiten lassen, das vollständig auf erneuerbaren Energiequellen basiert. Der BUND-Arbeitskreis Energie greift dies auf und hat mit Interessierten aus Kreisgruppen, Beirat und Vorstand ein eigenes Szenario zur Energieversorgung erarbeitet.

Es folgt dem Szenario nicht in allen Punkten und setzt z. B. deutlich geringere Werte bei Wirtschaftswachstum und Verkehrsaufkommen an. Die hohe Sanierungsrate der Gebäude ist eine ganz besondere Herausforderung: Eine Steigerung von 1,0 % auf 2,6 % pro Jahr ist erforderlich, um 2050 einen vollständig sanierten Bestand zu erreichen.

Erneuerbare Energiequellen stärker nutzen

Der verbleibende Bedarf wird zu einem Großteil durch Strom gedeckt, weil kohlenstoffhaltige erneuerbare Energieträger sehr wenig zur Verfügung stehen werdennur auf Basis von Biomasse. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Wirtschaftsdünger und biogenen Abfällen, auf Energiepflanzen kann jedoch nicht verzichtet werden. Die aus ihnen gewonnene Biomasse weist durch die Erzeugung in ökologischem Landbau deutlich geringere Erträge als heute auf und wird vor allem für zwei Anwendungen gebraucht: den Schwerlast-, Schiffsund Flugverkehr und die Prozesswärmeerzeugung bei hohen Temperaturen (was mit Solarkollektoren und Wärmepumpen nicht möglich ist).

Bei der Windenergieerzeugung an Land bestehen noch erhebliche Potenziale für neue Anlagen und das Repowering bestehender Anlagen. Die Betrachtung der gewählten Abstände (200 m zu Schutzgebieten und Wäldern, 1000 m zu Siedlungen) zeigt, dass höhere Werte zu einer einschneidenden Verringerung führen, die durch andere Energieträger ausgeglichen werden muss (z. B. Solarfreiflächenanlagen oder Bioenergie).

Die Deckung des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen sollte außerdem überwiegend dezentral geschehen, nicht zuletzt, um neue Leitungstrassen möglichst zu vermeiden.

Die komplexen Berechnungen zeigen, dass eine Reduzierung an einer Stelle einen Mehrbedarf an anderer Stelle hervorruft. Dessen müssen wir uns klar sein, wenn wir in der politischen Diskussion ernstgenommen werden wollen. Es geht also um eine langfristige Perspektive jenseits der Einzelfälle.

Michael Kralemann



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