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Masterplan Ems 2050 - Eine Chance für die Unterems

Seit 30 Jahren beschäftigt die Ems den BUND-Landesverband immer wieder. Die Unterems, einst die fischreichste Flussmündung Deutschlands, ist heute ökologisch in weiten Teilen ein Sanierungsfall. Der nun unterzeichnete Masterplan Ems 2050 ist eine Chance, endlich die ökologische Situation zu verbessern.

 

Für die Überführung der riesigen Kreuzfahrtschiffe wird die Ems regelmäßig aufgestaut. Foto: Jetti Kuhlemann/pixelio.de
Für die Überführung der riesigen Kreuzfahrtschiffe wird die Ems regelmäßig aufgestaut. Foto: Jetti Kuhlemann/pixelio.de

Seit 1984 wurde die Unterems massiv vertieft und begradigt, ihre Ufer wurden befestigt, Nebenarme und Überflutungsflächen eingedeicht. 2002 ging das Emssperrwerk in Betrieb, um den Fluss aufstauen zu können und so die größten der in Papenburg gebauten Kreuzfahrtschiffe zur Nordsee zu bringen. In der Unterems schwappen gewaltige Mengen biotischer Schlickschwebstoffe. Zersetzen sie sich, reduziert das den Sauerstoffgehalt im Wasser. Dadurch geht dem Fluss insbesondere im Sommer in weiten Bereichen die Luft aus. Mehrfach hat der BUND, teilweise zusammen mit WWF, Nabu und anderen, gegen die Eingriffe der letzten Jahrzehnte geklagt – keine Klage konnte letztlich gewonnen werden. Der politische Wille für den Erhalt der Meyer-Werft am Standort Papenburg setzte sich gegen alle vernünftigen Zweifel an der Zulässigkeit durch. Der jetzige beklagenswerte Zustand beruht auf Eingriffen, die nach geltendem Recht und Gesetz plan festgestellt wurden.


Erstmals stellte sich die Landesregierung 2009 der Verantwortung für die Schäden im Emsästuar: Sie prüfte die von den Umweltverbänden ins Spiel gebrachte Idee eines Kanals zwischen Papenburg und Leer, der den Schlick reduzieren sollte. Die Idee wurde von den Umweltverbänden selbst verworfen, als weitergehende Berechnungen zeigten, dass die Wirkungen eines Kanals nicht ausreichend sein würden. Daraufhin entwickelten BUND, Nabu und WWF in mehrjähriger Projektarbeit andere Maßnahmen zur Schlickreduzierung.


Die Wende kam im Frühjahr 2014, als die EU eine Vertragsverletzungsklage wegen Verstoßes gegen vier EU-Umweltrichtlinien androhte. In einer großen gemeinsamen Anstrengung wurde innerhalb eines halben Jahres ein Vertrag zwischen Bund, Land, drei Landkreisen, BUND, Nabu und WWF und der Meyer-Werft geschlossen, der seitens des Landes unkündbar ist und eine Sanierung der Unterems sichern soll: der Masterplan Ems 2050. Innerhalb von 35 Jahren werden im Emsästuar über 730 Hektar Fläche dem Naturschutz zusätzlich zur Verfügung gestellt. Verbindlich definierte Maßnahmetypen zur Sanierung der Schäden werden in Zehnjahresschritten umgesetzt. 530 Hektar werden zu ästuartypischen Lebensräumen wie Tideauwäldern, Röhrichten, Wattflächen mit Prielen und Flachwasserzonen entwickelt. Im Binnenland werden 200 Hektar Lebensraum für Wiesenvögel gesichert.


Zur sofortigen Verbesserung der ökologischen Situation werden umgehend zwei Tidepolder von je 30 bis 50 Hektar gebaut, Sommerdeiche für das Tidegeschehen geöffnet, Sieltiefs und Schöpfwerke durchgängiger für Fische gemacht, am Rysumer Nacken werden Röhrichtzonen, im Manslagter Nacken Salzwiesen entwickelt, im Binnenland noch in diesem Jahr 50 Hektar Wiesenvogellebensraum gesichert. Auf der Grundlage vertiefender Machbarkeitsstudien wird 2018 entschieden, wie man durch Steuerung der Tide die Gewässergüte verbessern kann – durch das Emssperrwerk, den Einbau einer Sohlschwelle in das Sperrwerk, den Bau von Tidepoldern oder eine Kombination dieser Maßnahmen.


Die Verwirklichung des Masterplans Ems 2050 wird insgesamt mehrere hundert Millionen Euro kosten. Für den Zeitraum bis 2018 hat das Land Niedersachsen 22 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Eine erfolgreiche Umsetzung des Masterplans kann ein positiver Präzedenzfall für die Anwendung der europäischen Wasserrahmen-, Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutz Richtlinien werden. Mit diesem Positivbeispiel ließe sich dann zeigen, dass bei vernünftigem Handeln aller Beteiligten ein Miteinander von Naturschutz und wirtschaftlicher Nutzung Wirklichkeit werden kann.


Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler


www.bund-niedersachsen.de/ems


 

 

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Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/22015/masterplan_ems_2050_eine_chance_fuer_die_unterems/