Plastikmüll ist aber nicht vordringlich ein ästhetisches Problem. Jährlich gelangen etwa 6,4 Millionen Tonnen Müll in die Meere, davon ca. 20.000 Tonnen in die Nordsee. Ein Großteil davon besteht aus Plastik. Die Plastikabfälle kommen von Land, sowie auch von See und treiben Jahre bis Jahrhunderte an der Wasseroberfläche und in der Wassersäule. Von der gesamten Müllmenge im Meer landen nur 15 Prozent wieder an der Küste und schätzungsweise 70 Prozent sammeln sich auf dem Meeresboden. Wenn man bedenkt, wie viel Müll an den Stränden gefunden wird, ist die Vorstellung erschreckend, welche Mengen sich dann auf dem Meeresgrund befinden müssen.
Durch die Sonnen- und Wellenenergie zerfällt das Plastik zwar, doch wird dadurch das Problem nicht gelöst – ganz im Gegenteil! Beim Zerfall von Plastik in immer kleinere Partikel (so genanntes Mikroplastik) werden zum einen giftige Zusatzstoffe aus dem Plastik freigesetzt, zum anderen wirken die Teilchen wie Magnete für Umweltgifte. Die giftigen Plastikkörner werden von kleinen Meerestieren, z. B. Fischen oder Muscheln, mit Nahrung verwechselt. Über die Nahrungskette reichern sich diese Giftstoffe immer weiter an und können letztendlich bei uns auf dem Teller landen. Mikroplastikpartikel gelangen übrigens auch über unsere Abwässer ins Meer. Kunststofffasern von Outdoor- oder Funktions-Bekleidung werden bei jedem Waschgang in die Flüsse und schließlich in die Meere gespült. Inzwischen sind solche Fasern auch im Gewebe von Miesmuscheln gefunden worden.
Auch größere Abfälle aus Plastik haben dramatische, sichtbare Folgen. Unzählige Tiere verheddern sich in abgerissenen Fischereinetzen oder verwechseln die im Meer schwimmenden Plastikteile mit Nahrung. Weltweit sterben jährlich schätzungsweise eine Million Vögel und 100.000 Meeressäuger durch Strangulation, an plastikgefüllten Mägen oder abgetrennten Gliedmaßen. Es wird also höchste Zeit, die Vermüllung der Meere zu stoppen!
Nadja Ziebarth