Um die Vernetzungspläne voranzutreiben, wurden vom BUND über das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ Fördermittel für ein neues Teilprojekt namens „Wildkatzensprung – Wiedervernetzung der Wälder Deutschlands“ beantragt. Das Bundesamt für Naturschutz ist um Unterstützung des Projektes mit rund 3,75 Mio. Euro angefragt. Gemeinsam mit weiteren Fördermitteln, unter anderem von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, sowie eigenem finanziellen Einsatz stehen dem BUND Niedersachsen bis Ende 2015 rund 400.000 Euro zur Verfügung.
Erster Schwerpunkt beim Projekt „Wildkatzensprung“ ist die Umsetzung von Wanderkorridoren in sechs Bundesländern innerhalb der nächsten drei Jahre. In Niedersachsen liegt der Fokus auf dem Landkreis Hildesheim. In dessen südlichen Waldgebieten wurden in den letzten Jahren wiederholt Wildkatzen gesichtet, die auf der Suche nach neuen Lebensräumen vermutlich aus dem Harz eingewandert sind. Leider sind die als Wildkatzenlebensraum geeigneten Waldgebiete im Landkreis momentan noch durch Ackerschläge und Straßen voneinander isoliert. Die hochwertigen Böden in der Region werden intensiv landwirtschaftlich genutzt und weisen einen sehr geringen Strukturreichtum auf. Die Schaffung der Wanderkorridore stellt hier eine besondere Herausforderung dar, die durch eine intensive und frühzeitige Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft und der Jägerschaft bewältigt werden soll.
Ziel ist es, eine stabile Wildkatzenmetapopulation in den vernetzten Waldgebieten der Region zu etablieren, die zudem mit den schon vorhandenen Populationen im Harz und Solling verbunden werden soll.
Ein weiterer wichtiger Projektbaustein ist ein umfassendes Monitoring der Wildkatzenbestände und der Aufbau einer bundesweiten Gendatenbank. In zehn Bundesländern sammeln Experten und Ehrenamtliche des BUND Haarproben von Wildkatzen an dafür ausgebrachten Lockstöcken. Die genetische Analyse der Haarproben liefert wertvolle Informationen über die Tiere, ihre Herkunft und die Lebensräume verwandter Tiere und wird wesentlich dazu beitragen, die Vernetzungspläne zu verbessern. Im Solling werden auf einer Fläche von 15 x 15 Kilometer Haare gesammelt, Ehrenamtliche und Revierförster der Niedersächsischen Landesforsten betreuen insgesamt 50 Lockstöcke. Die Analyse im Senckenberg Institut wird zeigen, welche Wildkatzen sich im Solling tummeln, wie sie sich von anderen Wildkatzen in Deutschland unterscheiden und welche Wanderungen sie hinter sich haben.
Alle Projekte werden vor Ort von intensiver Öffentlichkeitsarbeit begleitet, um die Bevölkerung und Verantwortliche in Politik und Behörden auf die Pilotprojekte aufmerksam zu machen und so weitere Waldvernetzungen anzustoßen.
Charlotte Dietrich und Janina Philipp
Internet: www.bund-niedersachsen.de/wildkatze