Auf rund zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird in Deutschland Mais angebaut. Bisher diente Mais in Form von Körner-Mais als Konzentrat-Futter für Schweine oder in Form von Silo-Mais als Futter für Rinder und Milchkühe. In Zukunft soll Mais immer häufiger als Energiepflanze in Bio-Gasanlagen zur Bio-Strom-Erzeugung eingesetzt werden. Auch bei dieser stark forcierten, als neue Erwerbsquelle propagierten Technologie lohnt genaues Hinsehen, denn Mais ist keine Bio-Pflanze. Mais ist nach wie vor eine humuszehrende Futterpflanze, die sowohl viel Stickstoff als auch mehrere Pflanzenschutzmittelanwendungen (Herbizide) benötigt. Er ist also anders als durch seine Bewerbung suggeriert keine "low-input-Pflanze".
Der verstärkte Maisanbau ist eine Folge der intensiven Schweine-, Rinder- und Milchkuhhaltung, bei der die Tiere ganzjährig in Ställen auf Spalten-Böden stehen. Der Mais dient einerseits als hochwertiges Konzentratfutter und kann andererseits die anfallende Gülle sehr gut verwerten. Mais wurde in den letzten Jahren vorwiegend auf den schlechteren Standorten wie Sandböden und Niedermoor angebaut und verdrängte vielerorts Grünland. Die Begüllung der leichten Böden und die Umwandlung von Grünland führt zur zunehmenden Versauerung der Ackerböden, zur Verschlechterung der Niedermoorflächen und zu einer Artenverarmung infolge des großflächigen Nährstoffeintrages. Durch die weitere Ausdehnung des Maisanbaus und die Verwertung der Mais-Silage in Kombination mit Rinder- bzw. Schweinegülle für die Biogaserzeugung konserviert und legitimiert man auf lange Sicht die nicht artgerechten Haltungsbedingungen der Tiere. Außerdem sind die herkömmlichen Mais-Sorten nur bedingt geeignet als Rohstoff für die Biomasse-Nutzung. Es wird deshalb international daran gearbeitet, mit Hilfe der Gentechnik Maissorten zu züchten, die eine höhere Energieausbeute gewährleisten und resistent sind gegen die wichtigsten Mais-Herbizide. Die Ausdehnung der Maisnutzung als energieliefernde Pflanze soll die Agro-Gentechnik sozusagen salonfähig machen. Das lehnt der BUND ab. Ökostrom aus dem so gewonnenen Biogas wäre teuer erkauft durch die Verschlechterung der ackerbaulichen Praxis, des Tierschutzes und des Umwelt- und Naturschutzes.
Dr. Burkhard RoloffAgrarreferent BUND Mecklenburg-Vorpommern/NiedersachsenTel.: 0385/565470email: bund.mv@bund.net