Expo ante Portas

Jahrelang hat der BUND gegen die Expo 2000 in Hannover gewettert. Ökologisch unverantwortlich, mit den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung nicht zu vereinbaren, unzeitgemäß sei sie, um nur einige Beispiele für die Attacken gegen die Großveranstaltung zu nennen. Nur wenige Tage vor der Eröffnung stellt sich raus:

Es wird gar nicht so schlimm. Das jedenfalls behaupten die Expo-Manager. Was davon zu halten ist, beschreibt Robert Exner.

Alles wird gut - Die Expo wird ein riesiges Ökomeeting! Noch ehe die Weltausstellung in Hannover überhaupt ihre Pforten geöffnet hat, vermeldet die zuständige Pressestelle bereits "Expo 2000 erfolgreich im Umweltkonzept".

Was macht sie bloß so öko-optimistisch? Etwa die Tatsache, dass es nun doch noch gelungen ist, Mehrwegbecher für die Expo-Getränke zu organisieren? Oder gar die 570 Tonnen CO2, die Dank Expo-Solaranlage eingespart werden sollen?
Glaubt man der Expo-GmbH, sind dies Indizien dafür, "dass die Durchführung einer ressourcenschonenden Veranstaltung auch bei der Expo 2000 möglich ist".

Aber seien wir ehrlich. Dass Softdrinks jetzt auch neben Einwegflaschen verstärkt in Mehrweg-Bechern serviert werden sollen und die Zukunftsschau Expo damit nach langen Querelen beinahe das Niveau von Stadtfesten und Weihnachtsmärkten erreicht, ist in erster Linie auf die schlechte Publicity zurückzuführen, für die die Expo-Cola-Dose gesorgt hatte. Und die vermeintliche CO2 Einsparung? Was sind schon 570 Tonnen im Vergleich zu über 100.000 Tonnen CO2, die die 40 Millionen erwarteten Expo-Besucher allein bei der An- und Abreise in die Luft blasen? Kein Grund also für überschwengliche Vorfreude.

Die Expo wird nicht öko! Im Gegenteil, hier wird ökologisch bedenklichen Projekten und Unternehmen eine Werbeplattform geboten und der Öffentlichkeit gleich eimerweise Sand in die Augen gestreut: Unverdächtig wird beispielsweise der umstrittene Atomforschungsreaktor FRM 2 aus Garching präsentiert: "Bei dem Projekt 'Forschung mit Neutronen - Nutzung für die Medizin in Diagnose und Therapie' geht es nicht um die Problematik der Kernspaltung oder der Energiegewinnung, sondern um die konkrete Nutzung der Neutronen in der Medizin", versucht der Leiter der dezentralen Expo-Projekte, Christian Ahrens, besorgte Anfrager zu beruhigen.

Expo-Geschäftsführerin Birgit Breuel versicherte der bayerischen SPD-Vorsitzenden Renate Schmidt sogar, das Projekt sei beispielhaft geeignet, "das Thema Ethik der Technik" zu diskutieren. Der Atomreaktor als humanitäres Vorhaben? Das ist Augenwischerei. Medizinisch lässt sich der Reaktor wohl nicht rechtfertigen, denn die Forschung für diesen Zweck macht nur einen Bruchteil des gesamten FRM 2-Programms aus. Strahlenmediziner beurteilen den Reaktor, der mit waffenfähigem Uran 235 betrieben werden soll, sogar als therapeutische Notlösung.

Die Expo fördert also nicht die Medizinpolitik, sondern mit der Medizin als Vorwand die Atompolitik.
Eine Unterstützung, die sich Expo-Weltpartner Siemens, der für rund eine Milliarde Mark auch den Forschungsreaktor bauen will, sicherlich gern gefallen lässt. Um Kritikern etwas entgegenhalten zu können, wird noch schnell eine Solaranlage installiert und versucht, die Öko-Scheinheiligkeit der Expo zu wahren.

Die Expo kommt - der Exner geht!
"Zehn Jahre Expo-Diskussion sind genug."
Robert Exner, Expo-Experte beim BUND zieht sich deshalb mit seiner Familie während der Weltausstellung auf die britische Insel zurück.

"Der BUND hat eigentlich alles zur Expo gesagt. Viele unserer Bedenken sind tatsächlich eingetreten oder werden noch wahr werden", so Exner.
"Die Expo war immer als Prestigeobjekt politisch gewollt. Daran haben auch die vielen Personal- und Finanzskandale nichts geändert." Der BUND-Landesvorstand hatte schon vor einiger Zeit beschlossen, die Informationsaktivitäten gegen die Expo zurückzufahren. "Daher ist es konsequent, wenn die Welt nach Hannover kommt, dass wir hinaus in die Welt gehen", meint Exner.

Robert Exner

Foto: Robert Exner


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