Helmut Schwab: "Süßwassertiere Ein ökologisches Bestimmungsbuch", Klett-Verlag Stuttgart, 1995, 320 Seiten, 500 Fotos, 160 Zeichnungen, 42,80 DM.
Wer sich als Naturforscher oder Hobbybiologe für das Leben im Bach oder See interessiert, kann inzwischen auf verschiedene populärwissenschaftliche Bücher zurückgreifen aber eben immer auf mehrere gleichzeitig, will er vor der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt unserer Binnengewässer nicht kapitulieren.
Für die Süßwassertiere an den heimischen Gewässern scheint jetzt ein Buch auszureichen. Auf 320 Seiten hat Helmut Schwab interessante und die wichtigsten Informationen über die Biologie und Ökologie unserer Süßwasserfauna vom Kleinstlebewesen bis zum Fischotter zusammengetragen.
Erstklassige Aufnahmen unterstützen dabei die Vorstellung der Arten in ihrer Lebensweise, in ihrem Lebensraum, in ihrer Bedeutung für die Lebensgemeinschaften und für den Menschen z. B. als Gewässergüte-Indikatoren (siehe D. Meyer: "Wassergütebeurteilung" unten). Auch scheute der Autor nicht, viele Insekten und andere Wirbellose auf volkstümliche Namen zu taufen, um sie so der oft unaussprechlichen wissenschaftlichen Anonymität zu entreissen.
Ein "Wildblickender Strudelwurm", eine "Köcherjungfer" oder ein "Kleinköpfiger Uferbold" stehen uns bestimmt näher als das Zoon Dugesia gonocephala.
Und noch näher kommt uns der Makrokosmos in Pfütze und Bachgrund, wenn wir etwas über das geheimnisvolle Leben des Wasserkalbes, eines wie auf einer Spindel aufgedrehten meterlangen Saitenwurms erfahren oder über unsere giftigste einheimische Spinne, der Wasserspinne, die unter der Wasseroberfläche auf Jagd geht. Das sind kleine Krimis, die die Fantasie von großen und kleinen Forschern anregen.
Das Buch ist auch eine Bestimmungshilfe. Mit einer klaren Gliederung und durch Zeichnungen, die die wesentlichen Bestimmungsmerkmale hervorheben, gelingt es schnell, ein Tier den zoologischen Ordnungen oder Familien zuzuordnen. Da aber auch dieses Buch nicht alle in Mitteleuropa vorkommenden Arten einer Tiergruppe vorstellt, bleibt immer eine Unsicherheit. Zwar sind die häufigsten ausgewählt worden, so werden immerhin von den bekannten einheimischen 50 Wasserschnecken 19 vorgestellt, von der artenreichen Insektenordnung der Käfer sind es aber nur 25 von 360.
Schränkt dieser Umstand den Nutzen des Buches kaum ein, so schmerzt schon eher, daß bei den Wirbeltieren die Auswahl auch so gering ausfällt. Für Fische, Lurche, Vögel und Säuger wird man sicherlich auf andere Werke zugreifen müssen.
Das Buch ist ein gelungener Versuch, Menschen für das Leben im Süßwasser zu interessieren.
Gerd Wach