"Die Zeit ist reif" - BUND-Konzept zur naturnahen Flußumgestaltung auf Erfolgskurs

Foto: W. Oppel und U. Krause

Gebt den Flüssen wieder mehr Raum dies ist eine alte Forderung von Natur- und Umweltschützern. Spätestens seit der Hochwasserkatastrophe von 1997 finden sie damit auch bei Politikern und Fachleuten immer öfter Gehör. Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, daß begradigte, ausgebaute und von ihrer Aue abgeschnittene Flüsse nicht der Weisheit letzter Schluß sein können. Das gilt nicht nur für die großen Ströme wie Oder, Elbe und Rhein. Auch die zahlreichen kleineren, oft nur regional bekannten Flüsse und Flüsschen sind über weite Strecken zu biologisch verarmten Abflußrinnen verkommen. Ein solcher Fluß ist die Vechte, ein Fließgewässer 2. Ordnung, das sich durch den Landkreis Grafschaft Bentheim im äußersten Westen Niedersachsens windet. Auf einem sieben Kilometer langen Flußabschnitt zwischen Schüttorf und Nordhorn soll hier wieder die Natur zu ihrem Recht kommen, und das im Einklang mit den örtlichen Landwirten und der Bevölkerung. Walter Oppel und Udo Krause, Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Grafschaft Bentheim, haben ein ökologisches Entwicklungskonzept für den Fluß vor ihrer Haustür vorgelegt, das Schule machen könnte.

Die BUND-Kreisgruppenvorsitzenden Walter Oppel und Udo Krause wollen wie hier an der Vechte unterhalb von Schüttorf breite Uferrandstreifen, Gehölze und natürliche Uferabbrüche zulassen.

"Alles begann vor etwa fünf Jahren, als wir uns vom BUND mit der Situation der Vechte-Altarme in der Grafschaft befaßten", erzählt der 49jährige Lehrer Walter Oppel. "Da kam uns die Idee, für einen ganzen Flußabschnitt einmal modellartig die Entwicklung aus unserer Sicht zu skizzieren."

Die heute intensiv landwirtschaftlich genutzte Vechteaue sollte von Anfang an mit in die Uberlegungen einbezogen werden. Um eine Ahnung davon zu bekommen, wie sich das Vechtetal in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat, studierten die beiden BUND-Aktiven Oppel und Krause zunächst alte Karten und Luftbilder.

"Da standen uns erst einmal die Tränen in den Augen", sagt Udo Krause, so unglaublich sei der Verlust alter Natur- und Kulturlandschaft. "Dann haben wir uns Abschnitt für Abschnitt überlegt, welchen Flußzustand wir heute unter den modernen Bedingungen wieder verwirklichen können und wollen." Denn eines sei klar: "Die Zeit kann man nicht zurückdrehen, eine reine Urlandschaft mit großen Auwäldern wird es nicht mehr geben."

Stattdessen streben Oppel und Krause ein klein strukturiertes Mosaik unterschiedlicher Lebensräume für den Vechteabschnitt zwischen Nordhorn und Schüttorf an.

Das Spektrum der Biotope soll von extensiv genutzten Wiesen und Weiden über Hecken bis hin zu naturnahen Auwald- und Sumpfflächen reichen. Die Vechte darf sich dann ihre Ufer innerhalb festgesteckter Grenzen wieder selber gestalten können, Steilwände und Uferabbrüche inclusive. "Wir haben uns an der Landschaft orientiert, wie sie sich vor etwa 80 bis 100 Jahren hier in der Region darstellte", erklärt der Kreisgruppenvorsitzende Oppel seinen "Roten Faden" für das Entwicklungskonzept, das die BUND-Kreisgruppe nun bald auch publik machen möchte. Warum jetzt erst?

"Uns war es wichtig, daß unsere Vorschläge durchdacht, schlüssig und mit allen Beteiligten abgestimmt sind, bevor wir mit ihnen an die Öffentlichkeit gehen", erklärt Oppel die außergewöhnlich lange Vorarbeit.

Im vergangenen Jahr stellten die beiden Flußvisionäre aus Schüttorf ihre Pläne schließlich dem Landkreis vor und rannten zu ihrem eigenen Erstaunen offene Türen ein.

"Wir hatten das Gefühl, daß der Landkreis regelrecht auf ein solches Konzept gewartet hat", glaubt Walter Oppel.

"Die Zeit ist einfach reif für neue Denkansätze." Auch die Städte Nordhorn und Schüttdorf hätten großes Interesse an der naturnahen Umgestaltung der Vechteaue gezeigt.

Der Landkreis hat mittlerweile eine Naturschutzstiftung ins Leben gerufen. Sie soll über einen sogenannten Öko-Pool größere Flächen für den Naturschutz auch in der Vechteaue bereitstellen. Schon heute liegen einige Grünlandbereiche der Vechteaue in öffentlicher Hand, für die Umsetzung des BUND- Entwicklungskonzeptes reichen diese winzigen Trittsteine allerdings nicht aus.
Für die Verbreiterung von Uferrandstreifen, für die Extensivierung von Äckern, für Wiedervernässung und Auwaldpflanzungen werden dringend weitere Flächen benötigt.

Oppel und Krause sind optimistisch und üben sich in Geduld. "Unser Konzept ist langfristig angelegt und soll im Konsens mit den Menschen hier verwirklicht werden." Damit sind vor allem die Landwirte gemeint, deren Flächen im Visier der Naturschützer liegen. Die erste Resonanz der Landwirte war ermutigend: Nicht wie befürchtet mit totaler Ablehnung, sondern lediglich mit kritischen Anmerkungen hätten die meisten auf das Konzept reagiert, sagt Oppel. "Wir arbeiten nicht gegen die Landwirte", betont auch Krause.

"Wir haben unser Ziel erreicht, wenn sie bei der Pflege der Auenflächen mitmachen." Uberhaupt brauche man starke Verbündete, wenn ein solches Projekt erfolgreich sein solle. "Der Heimatverein und selbst Jäger und Angler unterstützen uns ohne Wenn und Aber", sagt Krause. Und jüngst hätten auch Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes in Meppen um einen gemeinsamen Spaziergang an der Vechte gebeten, um Pflegemaßnahmen im Bereich von Uferrandstreifen zu diskutieren.

Sabine Littkemann

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Friedrich-Kröner-Str. 8,
48465 Schüttorf,
Tel.: 05923/4161



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