Dicht besiedelt und hochproduktiv: das Wattenmeer

Vor der niederländischen, deutschen und südjütischen Nordseeküste erstreckt sich ein weltweit einzigartiger Lebensraum: das Wattenmeer. Hauptkennzeichen des Watts ist das Trockenfallen großer Küstenflächen beim Gezeitenwechsel: Fast lautlos läuft alle sechs Stunden die Flut auf, bei Ebbe rinnt das Wasser in den verästelten und gewundenen Prielen wieder ab. Der durchschnittliche Tidenhub beträgt an der deutschen Nordseeküste eineinhalb bis dreieinhalb Meter, im Staubereich der Flußmündungen, des Dollarts und des Jadebusens ist er noch höher.

Da der Meeresboden im Wattenmeer nur sehr flach abfällt, können sich feine Bodenpartikel wie Sande und Tone, die aus den Flüssen, aber auch aus dem Meer herantransportiert werden, sehr leicht absetzen. Vor allem die periodisch überfluteten Salzwiesen halten die Sinkstoffe sehr gut zurück und fördern auf diese Weise die vom Menschen durch sogenannte Lahnungen (Pfahlreihen) verstärkte Verlandung des Meeres.

Doch nicht nur das Wasser formt die Landschaft: Der Wind bläst den Sand der trockengefallenen Wattbereiche zu Dünen, Strandwällen und Sandbänken zusammen, hinter denen sich erneut Bodenpartikel absetzen können -
ein ewiger Wechsel aus Anlandung und Abschwemmung, aus Sedimentation und Erosion bestimmt seit Jahrtausenden das Gesicht der norddeutschen Küste.
Mit dem Gezeitenstrom setzen sich neben anorganischen Bodenpartikeln auch große Mengen organischer Schwebstoffe aus den Flüssen und dem offenen Meer im flachen Watt ab und machen es zu einem der bedeutendsten 'Stoffumschlagplätze' der Welt: Mit einer jährlichen Gesamt-Biomasseproduktion von 20 Tonnen pro Hektar übertreffen die Wattflächen zwischen Den Helder und Esbjerg jeden Landlebensraum und reichen an die Produktivität tropischer Regenwälder heran.

Das nährstoff- und planktonreiche Watt spielt denn auch im Ernährungsgefüge der Nordseefauna eine überragende Rolle. Rund 1.600 Wirbellosen-Arten besiedeln die so öde erscheinenden Wattflächen in kaum vorstellbarer Dichte (bis zu 60.000 Individuen pro Quadratmeter Schlickwatt!) und ernähren jährlich Hunderttausende von Rast- und Brutvögeln.

Mehr noch: Die unterirdischen Wattbewohner wie Pierwurm oder Miesmuschel sind durch ihre Verdauungs- und Ausscheidungsprozesse die eigentlichen Schlickbildner im Watt - ohne sie würden die feinen Schweb- und Sinkstoffe mit dem Wasser wieder abtransportiert.
Viele Fischarten verbringen ihre Kindheit in den Flachwasserzonen des Wattenmeeres (z.B. Scholle, Hering) oder halten sich zeitweise in seinen nahrungsreichen Gründen auf (z.B. Makrele, Kabeljau). Vom Fischreichtum der Nordsee lebt der Seehund, das einzige Säugetier des Wattenmeeres.
Von besonderer Bedeutung ist das Wattenmeer für den Vogelzug: Fast die gesamte Wat- und Wasservogelwelt Nordeuropas rastet oder überwintert hier und legt sich auf den weiten, trockengefallenen Wattflächen und den vorgelagerten Salzwiesen die nötigen Fettreserven für eine erfolgreiche Brut in nördlichen Gefilden zu (z.B. Ringelgans, Goldregenpfeifer, Bekassine und Eiderente).

Sabine Littkemann



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