BUND sperrt sich gegen Emsstauwehr

Foto: Oriana
Februar 1995: Das Kreuzfahrtschiff "Oriana" wird auf der Ems in die Nordsee überführt. Foto: R. Exner
Karte: Emsstauungen

Wird die Ems zum Stausee? Nach jahrelangen Baggereinsätzen zur Flußvertiefung wird nun ein Emsstauwehr geplant. Vorgeschichte und Hintergründe zur aktuellen Diskussion an der Ems beleuchtet BUND-Sprecher Robert Exner.

Ohne Bagger geht es scheinbar nicht. Seit über hundert Jahren wird an der Ems zum Wohle von Werften und Schifffahrt gebaggert und gebuddelt. Schon 1892, beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals, rückte man dem Fluß zu Leibe: Emsschleifen bei Rhede und Tunxdorf wurden durchstochen, die Häfen von Papenburg, Leer und Emden ausgebaut.

Auf der Wasserstraße vom Ruhrgebiet zur Nordsee kam ein neuer Schiffstyp ins Emsland: Der eiserne Dortmund-Ems-Kanal-Schleppkahn, über 60 Meter lang, rund 8 Meter breit, verdrängte die traditionellen flachen Pünten, die mit nur 25 Metern Länge und fünf Metern Breite den Tieflandfluß auch ohne Ausbau befahren konnten. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Größe der Schiffe stetig zu. Ständig paßte man die Ems dem neuen Trend an.

Demnächst will man in Papenburg noch größere Luxusliner mit 130.000 Tonnen vom Stapel lassen und da der Fluß kaum noch tiefergelegt werden kann, soll ein gewaltiges Bauwerk die Ems stauen und das nötigeWasser unter den Kiel der Meyer-Dampfer bringen. Seit 1983 kommen die Bagger kaum mehr zur Ruhe und graben sich Schritt für Schritt tiefer in das Flußbett. 7,30 Meter beträgt die derzeitige Emstiefe, ursprünglich lag sie bei knapp drei Meter.

Was um die Jahrhundertwende Kaiserreich und Industriebaronen an Rhein und Ruhr diente, nutzt heute nur noch einem einzigen Schiffbaubetrieb in Papenburg: Die Meyer-Werft baut 70 Kilometer von der Küste entfernt Ozeanriesen, die durch das Nadelöhr Ems gebracht werden müssen. Nur die Bagger ermöglichen die Durchfahrt.

Sperrwerk oder Stauwehr?

Am 14. November letzten Jahres überraschten Werftchef Bernard Meyer und der Niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder die Öffentlichkeit durch ihre gemeinsame Ankündigung, daß ein Emsperrwerk gebaut werden müsse. Damit soll die Schiffbaufirma flott für die Zukunft gemacht werden, denn der Weltmarkt verlangt nach größeren Kreuzfahrtriesen.

Ob Sperrwerk oder Stauwehr ist nicht nur eine sprachliche und juristische Spitzfindigkeit, sondern hat erhebliche finanzielle Nebenwirkungen: Sperrwerke dienen dem Schutz vor Sturmfluten, sind also von allgemeinem öffentlichen Interesse. Eine Stauanlage hingegen soll den Wasserspiegel anheben. Doch vom Ems-Anstau hat nur Meyer einen Vorteil. Da eine direkte Subventionierung der Werft jedoch gegen EU-Wettbewerbsbedingungen verstößt, deklariert man das milliardenteure Emsstauwehr kurzerhand als Küstenschutzmaßnahme, also als Sperrwerk, und kann so sogar noch mit finanzieller Unterstützung durch Bonn rechnen.

Der BUND und andere Umweltverbände sehen etliche Gründe, die gegen das Emsstauwehr bei Gandersum sprechen: Dort liegen unter der Ems fünfzehn Meter dicke Lauenburger Tonschichten, die als tückischer Baugrund von Wasserbauexperten gefürchtet werden. Die Verbände befürchten gravierende Umweltauswirkungen, wenn die Ems auf 2,70 Meter über den normalen Wasserspiegel angestaut wird: Salzwasserlebewesen, die mit der Flut aus der Nordsee in den Unterlauf gelangen, wird beim Herablassen der Stautore der Rückweg abgeschnitten. Das steigende Wasser der Ems zerstört Vogelgelege im Deichvorland. Dadurch droht auch ein Verlust sogenannter Süßwasserwattflächen, die auf der Roten Liste gefährdeter Lebensräume stehen.

Beim Öffnen der Tore strömen zwanzig Millionen Kubikmeter Stauwasser in den Dollart. Niemand kann voraussagen, wie sich dieser Süßwasserschwall auf die Lebewesen in der Nordseebucht auswirken wird. Niemand weiß,welche Turbulenzen diese Flutwelle auslösen kann.

"Eems Speerwark"

Die Umweltverbände sehen im geplanten Stauwehr einen Widerspruch zu internationalen Vereinbarungen: Den Ems-Dollart-Vertrag haben Deutschland und die Niederlande geschlossen, um das gezeitenbeeinflußte Emsmündungsgebiet, das sogenannte Ems-Dollart-Ästuar, zu Gunsten der Natur zu entwickeln. Ein Stauwehr jedoch bedeutet das Ende für diesen seltenen Naturraum, denn damit ginge der notwendige freie Austausch zwischen Meer und Flußmündung zumindest zeitweise verloren. Deutsche und niederländische Umweltverbände versuchen jetzt gemeinsam, in der Arbeitsgruppe "Eems Speerwark" die ökologischen Besonderheiten des Emsmündungsgebietes zu retten.

Geht es nach den Zeitvorstellungen der offiziellen Planungsgruppe aus Behördenvertretern, soll mit dem Riesenbauwerk bereits im nächstenJahr begonnen werden. Dann kommen an der Ems die Bagger wieder zum Großeinsatz, um Deiche zu verlängern, Zufahrtsstraßen zu bauen und ein Stauwehr zu errichten, das mit einer Schiffsdurchfahrt von sechzig Metern Breite einzigartig auf der Welt ist.

Uns interessiert Ihre Meinung: Wie stehenSie zum geplanten Bau eines Emssperrwerkes? Schreiben Sie uns - BUND LV Niedersachsen ( BUND.NDS@bund.net ); wir werden Ihre Argumente sammeln und in der N&U Niedersachsen Regionalbeilage vorstellen!



  • Direkt zur Online-Spende, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Direkt zum Online-Antrag, Foto: eyewire / fotolia.com
  • Folge uns auf facebook
  • Newsletter abonnieren

Die Wildkatze braucht Mäuse...

Jetzt BUND-Mitglied werden

Das Miteinander von Menschen und Bienen – werden Sie jetzt BUND-Mitglied und erhalten Sie für kurze Zeit den Bestseller-Roman als Dankeschön!

Jetzt Mitglied werden!

Beobachtungstipp

Jahresbericht 2016

Agrarbündnis Niedersachsen

aktion-moorschutz.de/

Give me Moor!

Suche