Nach 3000 Jahren Metallgewinnung wurde 1988 der Bergbau im Nordharz eingestellt. Doch für die Umwelt hat er bis heute gravierende Folgen: Die Flusslandschaften des Harzvorlandes bis hin nach Bremen sind mit Schwermetallen belastet. Denn bei der Gewinnung und Verarbeitung von Metall wurden jahrhundertelang Böden durch Schwermetalle wie Zink und Cadmium verseucht. Und das Niederschlagswasser, das durch die Halden strömt, in denen die Abfallprodukte der Hütten lagern, nimmt Schwermetalle auf und transportiert sie zur Oker.
Die Böden der Flussauen zwischen Vienenburg am Harz und Müden an der Aller sind durch regelmäßige Überschwemmungen belastet. „Selbst im Bremer Hafenschlick können noch Harzer Schwermetalle nachgewiesen werden“, sagt Robert Slawski, der sich für die BUND-Kreisgruppe Braunschweig des Themas angenommen hat. „Die Cadmium-Werte betragen das 1000- bis 10.000-fache der Konzentration im Wasser.“ Allerdings fehle bis heute – außer im Landkreis Goslar – eine genaue Flächenerfassung.
Besonders problematisch ist, dass die Schwermetalle auf Dauer nicht in den Böden der Okeraue bleiben. „Durch Flussbegradigungen und Auen-Entwässerung wurden Grünlandstandorte im ehemaligen Überschwemmungsbereich in Acker umgewandelt. Die Schwermetalle können so auch in die menschliche Nahrungskette gelangen“, warnt Slawski. Besonders kritisch sei der Anbau von Weizen, der z.B. Cadmium in erheblichem Maße anreichert.
Auf Nachfrage bei verschiedenen Behörden enthüllte sich eine völlig unzureichende Überwachungspraxis. Nach Stichproben in den Jahren 2008 und 2009 mussten 20 Prozent der Chargen von Brotgetreide zu Viehfutter herabgestuft werden. „Doch inzwischen wird trotz der bekannten Probleme kaum kontrolliert“, kritisiert Slawski.
Die Schwermetall-Belastung der Okeraue stellt ein so großes Problem dar, dass eine kleinräumig-kommunale Behandlung nicht ausreicht. Während die Landesbehörden von „diffusen Einträgen“ ausgehen, zeigt eine BUND-Modellrechnung, dass rund die Hälfte der Giftfracht aus dem Haldenbezirk Goslar-Oker stammt. „Die Landesregierung muss sich dort dringend um eine Sanierung bemühen“, fordert Slawski. Und er geht noch weiter: Der Ackerbau in der Okeraue müsse eingestellt werden. „Die Aue müsste mit standortgerechten Auwäldern wiederbegrünt werden. So könnte sich das Schadensgebiet in ein positives Beispiel für Renaturierung verwandeln.“
Robert Slawski, Dr. Eva Goclik, Dr. Friedhart Knolle