Flughafen Hannover-Langenhagen: Nachtflugerlaubnis bis 2019 verlängert - BUND kritisiert: Keine Nachtruhe für lärmgeplagte Anwohner

Noch unter der Leitung des jetzigen Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler (FDP) gab das niedersächsische Wirtschaftsministerium den ungezügelten Nachtflugwünschen des Flughafens Hannover-Langenhagen Vorrang vor der Gesundheit der Anwohner.

Weiterhin dürfen Flugzeuge in Hannover-Langenhagen rund um die Uhr starten und landen. Als eine seiner letzten Amtshandlungen als niedersächsischer Wirtschaftsminister verlängerte der FDP-Senkrechtstarter Philipp Rösler im Oktober vergangenen Jahres die Betriebsgenehmigung des Flughafens für weitere zehn Jahre – inklusive der höchst umstrittenen Nachtflug­erlaubnis. Damit hat sich der heutige Bundesgesundheitsminister Rösler über alle Argumente und Einwände von Fluglärmkommission, Anliegergemeinden und Umweltverbänden hinweg gesetzt und für die vielen betroffenen Anwohner erhebliche gesundheitliche Folgeschäden riskiert.

Foto: Nachtflüge: Anwohner leiden für wirtschaftliche Interessen . Foto: Schubalu (Pixelio)
Nachtflüge: Anwohner leiden für wirtschaftliche Interessen . Foto: Schubalu (Pixelio)

Die um den Flughafen liegenden Gemeinden Isernhagen, Langenhagen und Garbsen sowie die Fluglärmkommission haben die umfassende Nachtflugerlaubnis für den Flughafen Langenhagen abgelehnt. Anliegergemeinden fordern eine Kernruhezeit zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens, wie sie auch an anderen deutschen Flughäfen üblich ist. Weiter forderten die Gemeinden eine Begrenzung der Betriebserlaubnis auf fünf Jahre, um neue Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung rechtzeitig berücksichtigen zu können.

Doch schon heute beweist die aktuelle Studienlage: Fluglärm macht krank, nächtlicher Fluglärm unter Umständen sogar schwer krank. Die medizinischen Befunde aus zahlreichen Studien sind eindeutig: Schon ab vergleichsweise geringen Flug­lärmbelastungen von einem mittleren Dauerschallpegel von 40 Dezibel an steigt das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen deutlich und stetig. Besonders gefährlich wird es, wenn auch nachts geflogen wird: Je lauter der Krach, desto höher der Blutdruck, lautet die Formel und das auch, wenn die Menschen schlafen. Das Ohr schläft nie! Mit dem erhöhten Blutdruck steigt auch das Risiko für Schlaganfälle oder Herzerkrankungen. Sogar Krebs als Folge von Schlafentzug und nächtlichem Lärmstress wird unter Wissenschaftlern diskutiert.


Aber auch tagsüber müssen die Flughafenanlieger leiden. Kommunikationsstörungen bei An- und Abflügen sind an der Tagesordnung, vom ungestörten Aufenthalt im Freien kann oft nicht die Rede sein, lärmempfindliche Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen oder Kindergärten können nur mit Einschränkungen arbeiten. Gesetzlich geforderte Lärmaktionspläne sollen Abhilfe schaffen – aber wie soll das gehen angesichts solcher politischer Entscheidungen?


Nicht nur das FDP-gelenkte Wirtschaftsministerium hat die zahlreichen und schwerwiegenden Hinweise und Forderungen nicht berücksichtigt. Selbst die rot-grün regierte Landeshauptstadt hat sich als Flughafen-Anteilseignerin im Aufsichtsrat des Flughafens aus „wirtschaftlichen Erwägungen“ nicht gegen diese weitgehende Regelung zu Lasten der Anwohner ausgesprochen und der Verlängerung der Nachtflugerlaubnis zugestimmt. Vor allem mit wirtschaftlichen Anforderungen des Luftfrachttrans­ports argumentiert der Flughafenbetreiber. Aber andere deutsche Flughäfen sind auch mit einer ernsthaften Nachtflugregelung wirtschaftlich erfolgreich. Das Absurde der Argumentation: Auf dem Flugplatz Langenhagen werden von 100.000 Tonnen Frachtumschlag nur rund fünf Prozent (!) als Luftfracht transportiert, der Rest wird über die Straße abgewickelt. Entgegen den offiziellen Verlautbarungen geht es wohl mehr um den Charterflug, der Billigflieger mitten in der Nacht auf die Reise schickt. Der Flughafen wirbt weiter aggressiv um Billigflieger und Billigflug-Airlines.


Während alle Welt über den drohenden Klimawandel und über die dringend notwendigen Veränderungen unseres ressourcenintensiven Lebensstils spricht und die rot-grüne Ratsmehrheit zu Recht ihre Umweltzone in Hannover verteidigt, kümmert es die Hauptstädter offensichtlich nicht, wenn über dem Nachbarort Langenhagen und den umliegenden Gemeinden die Flugzeuge bis zur Erreichung der Reiseflughöhe und bei der Landung die äquivalente Schadstoffmenge von mehr 40.000 VW-Golf-Fahrzeugen ausstoßen.


Carl- Wilhelm Bodenstein-Dresler
Geschäftsführer des BUND Landesverband Niedersachsen



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