Naturschutzgroßprojekt Hannoversche Moorgeest - Minister Hans-Heinrich Sander provoziert

Foto: Torfstich
Regenerierender Torfstich mit Torfmoosteppich im Bissendorfer Moor. Foto: Region Hannover, Körner
Foto: Torfmoos
Torfmoose - der Stoff aus dem die Moore sind! Die obersten Zentimeter der Torfmoose leben und wachsen, darunter sterben Teile ab und werden zu Torf. Foto: Region Hannover, Körner

Ob sein Auftritt im T-Shirt "Atomkraft-Kerngesund" vor Schacht Konrad, die Zerschlagung der Fachbehörde für Naturschutz, die Forderung nach mehr Kleientnahme im Deichvorland des Nationalparks Wattenmeer oder die sinnlose Abholzaktion in der niedersächsischen Elbtalaue - wohl kaum ein Umweltminister kann auf ein vergleichbar langes umweltpolitisches Sündenregister zurückblicken wie der Freidemokrat Hans-Heinrich Sander. Sein jüngster Coup, in der heißen Phase des Landtagswahlkampfs: Der 63jährige gelernte Landwirt erklärte kurz vor den Landtagswahlen mehrfach das Naturschutzgroßprojekt "Hannoversche Moorgeest" für gestorben und mutmaßte auf Informationsveranstaltungen, dass das Projekt offenbar über die Köpfe der Betroffenen hinweg voran getrieben werde. Doch die Äußerungen erwiesen sich neuerlich als die Polemik eines Uninformierten, der vor allem dem Naturschutz gerne Knüppel zwischen die Beine wirft. Denn weder ist das Projekt "Hannoversche Moor­geest" gestorben, noch sind die Interessen der ortsansässigen Landwirte und Grundstückseigentümer zu irgendeinem Zeitpunkt der Planung aus dem Blickfeld geraten.

Nach einer fast zehnjährigen Vorplanungsphase erfolgte der offizielle Startschuss für das Naturschutz-Großprojekt Ende 2006 mit Zustimmung und finanzieller Beteiligung des Landes Niedersachsen. An der Übergabe des Bewilligungsbescheides durch den seinerzeitigen Präsidenten des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, an den Regionspräsidenten Hauke Jagau nahm auch Umwelt-Staatssekretär Christian Eberl teil, der das Projekt offiziell begrüßte und zusicherte, das Land werde seinen Verpflichtungen als Projektpartner nachkommen.

Jagau betonte bereits auf diesem Festakt im Schloss Landestrost, die sozioökonomischen Rahmenbedingungen des Projektes nicht aus dem Blick zu verlieren, was nichts anderes heißt, als den dort ansässigen landwirtschaftlichen Betrieben das Wirtschaften auch weiterhin zu ermöglichen oder Alternativen dazu aufzuzeigen. "Der verantwortliche Umgang mit unserer Natur wird in erster Linie durch die Bevölkerung vor Ort getragen", sagte Jagau. Die Region Hannover als Träger des Projektes informierte denn auch auf zwei Informationsveranstaltungen im Mai und Juni 2007 betroffene und interessierte Bürgerinnen und Bürger und forderte sie zur aktiven Mitarbeit am Projekt auf. Es wurden sechs Arbeitskreise unter anderem zu den Themen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz ins Leben gerufen, die für alle Interessierten offen sind und im Frühjahr 2008 erstmalig zusammenkommen. Darüber hinaus fand mittlerweile die erste Sitzung der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe mit Kommunen und Interessenverbänden statt.

Nasse Keller oder Wertverluste für Gebäude und Grundstücke muss also niemand befürchten, genauso wenig wie landwirtschaftliche Betriebe um ihre Existenz bangen müssen. Eventuell erforderliche Flurneuordnungen oder Änderungen in der Vorflut werden nur im Einvernehmen mit den Beteiligten erfolgen. Wo es noch Informationsdefizite oder Vorbehalte gibt, ist sensible Überzeugungsarbeit und fundiertes Argumentieren erforderlich. Von dem neuen Umweltminister erwartet der BUND fachliche Kompetenz, sachliche Information und Engagement für die Sache. Statt selbstherrlicher und uninformierter Querschüsse sollte sich der Umweltminster am Rat der Fachleute orientieren. Die neue Landesregierung ist nun am Zug, das zerbrochene Porzellan wieder zu kitten

Dr. Reinhard Löhmer
Stellvertretender BUND-Landesvorsitzender

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Hannoversche Moorgeest

Niedersachsen gehört zu den moorreichsten Gebieten Deutschlands. Hier war nach dem Ende der letzten Eiszeit neben der Ausbreitung der Wälder die Moorbildung landschaftsbestimmend. Von den ursprünglich vorhandenen 250.000 Hektar Hochmoor sind heute jedoch nur noch zehn Prozent in naturnahem Zustand. Das 5.505 Hektar große Projektgebiet der "Hannoverschen Moorgeest" berührt in der Region Hannover die Städte Langenhagen, Garbsen, Neustadt und die Gemeinde Wedemark. Es umfasst das Otternhagener, Helstorfer, Bissendorfer und das Schwarze Moor. Diese vier Moore haben laut Moorschutzprogramm einen hohen Naturschutzwert und wurden deshalb im Dezember 2006 auch in das "Bundesförderprogramm für gesamtstaatlich repräsentative Naturschutzgroßprojekte" aufgenommen. Initiatorin und Trägerin des Projektes "Hannoversche Moorgeest" ist die Region Hannover. Bund (70 Prozent), Land (20 Prozent) und Region (10 Prozent) teilen sich die Kosten für die zunächst dreijährige Planungsphase bis 2009. Daran schließt sich eine siebenjährige Umsetzungsphase (2009 - 2016) an.

Ziel der Maßnahmen ist es, in einem Kerngebiet von rund 2900 Hektar die hochmoortypischen Wasserstände wieder herzustellen, damit hier die Moore wieder wachsen und die typischen Lebensräume mit ihren Pflanzen und Tieren dauerhaft geschützt sind. Randsümpfe und extensiv genutztes Feuchtgründland sollen die Übergänge zu landwirtschaftlichen Nutzflächen bilden. Dazu sind möglicherweise auch Flur- und Vorflutneuordnungen erforderlich.

Weitere Informationen unter www.moorgeest.de



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