Rettet die letzten alten Wälder - Ein Plädoyer von Karl-Friedrich Weber

Foto: Kahlschlag
Kahlschläge wie hier in einem FFH-Gebiet sind immer häufiger zu sehen - verabschiedet sich die niedersächsische Landesforstverwaltung von ökologischen Grundsätzen?
Foto: Karl-Friedrich Weber

Rettet die letzten alten Wälder! Geht das überhaupt? Wohl kaum. Denn alte Wälder, die wohl wunderbarsten und vielgestaltigsten Ökosysteme Mitteleuropas, sind bis auf museale Reste verschwunden. Wir müssen dafür sorgen, dass sie neu entstehen!

Nur etwa dreieinhalb Prozent der Wälder im Niedersächsischen Landeswald sind älter als 160 Jahre. Nicht einmal ein Prozent dürfte der Anteil an der gesamten Waldfläche Niedersachsens betragen.

Wald soll älter und wertvoller werden, so ist es im "Langfristigen ökologischen Waldentwicklungsprogramm" (LÖWE) von 1991 der Niedersächsischen Landesforsten verbindlich geregelt. Wald wird aber nicht alt. Die Alters-(Reife-)phase der Eichenwälder beginnt frühestens ab 200 Jahren, die der Buchenwälder bei 180 Jahren. Dann sind sie jedoch bis auf Reste längst verschwunden. Die starken Holzeinschläge der letzten Jahre reißen das Kronendach auf und exponieren die Wälder für Hitze, Wind und Insekten - der Restbestand hält nicht durch, wird wipfeltrocken und vergeht nach einer zwanzig­jährigen Tot­holzphase, falls die Brennholzhysterie nicht bereits vorher für den Rest gesorgt hat. Für über hundert Jahre werden sich diese Wälder anschließend in einem strukturarmen Zustand befinden. In den Eichenwäldern wird der Kahlschlag, der negativste Eingriff in das Ökosystem Wald, wieder zum gewohnten Bild. Menschen sind im forstlichen Betriebsgeschehen eher lästiger Kostenfaktor geworden. Mit dem Verlust forstlicher Erfahrung gerät aber auch alte Waldbaukunst allmählich in Vergessenheit.

Die Aktion "Grüne Riesen" der Stiftung Naturlandschaft ist auf große Resonanz gestoßen. Sie zeigt die große Betroffenheit der Menschen, wenn oftmals unbekannte Hintergründe und Ursachen im Waldgeschehen aufgezeigt werden, die sich in ihrer Vielschichtigkeit dem Betrachter nicht so leicht erschließen.

Mit dem Schutz einzelner alter Bäume allein ist es nicht getan. Es geht vielmehr um die alten Wälder, in denen die "Baumriesen" im ganzen Gefüge bis zu ihrem Lebensende stehen können, bevor sie durch ihr Vergehen Teil eines neuen Kreislaufes werden. Die Aktion "Grüne Riesen" ist ein Baustein in dem übergreifenden "Grünen Netz durch Niedersachsen", das die Stiftung Naturlandschaft bereits vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. Die Diskussion um unsere Wälder war bisher überwiegend auf illustre Fachzirkel begrenzt - allmählich interessieren sich aber auch immer mehr Bürgerinnen und Bürger für das Thema. Erst jetzt wird aufmerksam registriert, was in den Wäldern geschieht. Das stärkt die Position verantwortungsbewusster Forstleute.

Es gibt wohl kaum eine schönere Aufgabe, als zum Erhalt und der Schaffung alter Wälder beizutragen. Beginnen wir also eine Diskussion über unsere Wälder und verfolgen wir aufmerksam, was im Reich der grünen Riesen geschieht.
Die BUND-Kreisgruppe Helmstedt hat auf ihrer Internetseite www.bund-helmstedt.de ein Waldforum eingerichtet. Sie ist als
Informations- und Diskussionsplattform vorgesehen und wird laufend aktualisiert.

Karl-Friedrich Weber
Präsident Stiftung Naturlandschaft

email: stiftung@snls.de



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