Abholzungen in der Elbtalaue - stoppt die EU Umweltminister Sander?

Foto: Umweltminister Sander
Baumfrevel in korrekter Arbeitskleidung: Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander griff beherzt zur Kettensäge und fällte ufernahe Weiden im Biospärenreservat "Niedersächsische Elbtalaue". Foto: Christian Kaiser
Foto: Demo gegen Umweltfrevel
Protest gegen sinnlose Abholzaktion: Vertreter der BUND Kreisgruppen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg, des Naturschutzbundes NABU und der Deutschen Umwelthilfe demonstrierten gegen Sanders beispiellosen Aktionismus an der Elbe. Foto: Christian Kaiser

Wegen seiner demonstrativen Kettensägenaktion in der Kernzone des Biosphärenreservates "Niedersächsische Elbtalaue" droht Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) erneut Ärger mit der Europäischen Union. Nach einer Beschwerde der Deutschen Umwelthilfe (DUH) prüft die EU-Kommission, ob sie ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland einleitet. Die Generaldirektion Umwelt hat dazu genaue Auskunft über Ort, Ausdehnung und Umstände der bereits durchgeführten und weiter angekündigten Abholzungen auf einem etwa 25 Kilometer langen niedersächsischen Elbabschnitt verlangt. Denn möglicherweise verstieß Sander gegen geltendes europäisches Naturschutzrecht, als er am Vormittag des 29. November 2006 mit einer Kettensäge den Auweiden bei Wendischthun nahe Bleckede höchstpersönlich zu Leibe rückte.

Die Aktion, die bei Naturschützern Kopfschütteln und Empörung auslöste, sei ein Beitrag zum Hochwasserschutz, erklärte der Umweltminister der Öffentlichkeit. Weiden und Pappeln, die beidseitig der Elbe in einem schmalen Band wachsen und Lebensraum für viele bestandsgefährdete Arten wie der Elbe-Biber sind, verhinderten nach Sanders Ansicht das rasche Abließen von Hochwässern und sollten entfernt werden.

"Ein solcher Eingriff in ein Schutzgebiet von europaweiter Bedeutung ist ohne eine zuvor durchgeführte Umweltverträglichkeitsprüfung rechtswidrig", kritisierte der Elbe-Experte Dr. Frank Neuschultz von der DUH. Auch die Naturschutzreferentin beim BUND Niedersachsen, Dr. Marita Wudtke, hält die Hochwasserstrategie des Umweltministeriums für verfehlt und wirft Sander vor, ohne jede ökologische Sachkenntnis und ohne ein ausreichend belastbares wasserwirtschaftliches Gutachten eine Politik gegen die natürliche Umweltdynamik zu betreiben. Selbst Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte die Kettensägenaktion seines niedersächsischen Amtskollegen scharf: Das sei sowohl falsch verstandener Naturschutz als auch falsch verstandener Hochwasserschutz. Sander hat nichtsdestotrotz weitere Abholzaktionen in der Lüneburger Elbmarsch und Landkreis Lüchow-Dannenberg angekündigt.

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Bei Redaktionsschluss hat die Niedersächsische Landesregierung auf das eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik reagiert und einen Abbruch der Abholzaktionen an der Elbe verfügt. Vor weiteren Kahlschlagaktionen sei zunächst die Übereinstimmung mit der europäischen FFH-Richtlinie zu prüfen. "Das ist ein Erfolg für alle, die sich für den Erhalt der Elbtalaue eingesetzt haben", sagte BUND Landesgeschäftsführer Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler am 25. Januar.



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