BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Raum und Zeit für den Fluss - Der BUND-Aktive Walter Oppel aus der Grafschaft Bentheim erhält den ZDF-Umwelt-Preis

Foto: Walter Oppel
Der Schüttorfer MUNA-Preisträger Walter Oppel an "seinem" Fluß, der Vechte. Foto: Nibbrig

Naturschutz gelingt nicht durch Verordnungen von oben. Die größten Chancen bestehen, wenn Naturschutzprojekte von Aktiven vor Ort ausgehen und diese eine hohe Akzeptanz bei allen Betroffenen schaffen. Ein Paradebeispiel findet sich in der Grafschaft Bentheim.
Seit 1994 bemüht sich die dortige BUND-Kreisgruppe mit ihrem Vorsitzenden Walter Oppel um die Renaturierung des Flusses Vechte, mit großem Erfolg. Oppel wurde dafür jetzt vom ZDF mit dem Preis "Mensch und Natur" (MUNA) 2002 für das beste Nachhaltigkeitsprojekt ausgezeichnet.

Das Thema des 53-jährigen Biologielehrers und seiner Mitstreiter könnte aktueller nicht sein. Die Hochwasserereignisse in 2002 und zu Beginn dieses Jahres machen deutlich, wie wichtig es ist, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben.

"Wir haben uns einen Flussabschnit vorgenommen, wo man das Ruder aus Sicht des Naturschutzes noch herumreißen kann", erzählt Walter Oppel. 1998 veröffentlichte die Kreisgruppe ihr "Entwicklungskonzept Vechteaue".

Auf einer Strecke von sieben Kilometern zwischen Schüttorf und Nordhorn soll die Vechte wieder eine natürliche Dynamik entwickeln und die Artenvielfalt der Auenlandschaft gesichert werden. Hierzu gehört auch die Schaffung von Uberschwemmungsräumen und die Extensivierung der Landwirtschaft. Mit dem Konzept stieß der BUND auf offene Ohren. "Wir hatten das Gefühl, dass der Landkreis regelrecht darauf gewartet hat, die Zeit war reif für neue Ansätze," sagt Walter Oppel.
Seitdem hat sich einiges getan. Der Landkreis richtete eine Naturschutzstiftung ein. Diese kauft in der Vechteaue regelmäßig Flächen für Ersatzmaßnahmen auf. Dort werden die Uferrandstreifen verbreitert, die extensive Bewirtschaftung übernehmen wiederum ortsansässige Landwirte.

"Unser Fernziel ist, spezielle Pflegehöfe einzurichten, das kann eine Chance für die Landwirtschaft sein", sagt Walter Oppel. Am Fluß selbst brauche man gar nicht soviel zu verändern. "Man muß ihn wieder mehr sich selbst überlassen", so Oppel. Sandbänke und Auskolkungen werden jetzt größtenteils belassen. Dadurch verringert sich die Fließgeschwindigkeit.
Flutmulden werden angelegt und der Uferbewuchs erhält wieder eine Chance. Demnächst soll ein Auwald gepflanzt werden. Und auch um die Sanierung der 50 Vechte-Altarme kümmern sich die Naturschützer seit langem, unterstützt von der Sparkassenstiftung. "Oft müssen wir ersteinmal aufräumen, die Altarme wurden jahrzehntelang als Müllkippen mißbraucht", sagt Walter Oppel.

Es bleibt also viel zu tun. Im Jahr 2000 wurde der Flächennutzungsplan für das Gebiet geändert und auch bei der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung machte der BUND mit. "Wir brauchen bestimmt 15 bis 20 Jahre, um aus dem Flussabschnitt wieder einen so vielfältigen Lebensraum zu machen wie vor 100 Jahren."
Das alles funktioniere nur, indem man auf die Beteiligten zugehe und die Projekte miteinander abstimme. "Als radikale Naturschützer hätten wir hier keine Chance", meint Walter Oppel. Und natürlich kann ein BUND-Kreisvorsitzender das nicht allein. Zu den Aktiven in der Grafschaft Bentheim zählen etwa zehn Personen. Die 5.000 Euro, die es mit dem MUNA-Preis gab, wollen sie ganz der Vechte zugute kommen lassen.

Manfred Böhling

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Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/12003/raum_und_zeit_fuer_den_fluss_der_bund_aktive_walter_oppel_aus_der_grafschaft_bentheim_erhaelt_den_zdf_umwelt_preis/