BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Macht Mobilfunk krank? Experten warnen vor gesundheitlichen Risiken

  • Foto: Dr. L. von Klitzing
  • Foto: Blick in den gefüllten Hörsaal
  • Foto: Sendemast

Auf so großes Interesse stieß im vergangenen Oktober eine Informationsveranstaltung der BUND-Kreisgruppe Lüneburg zum Thema Mobilfunk, dass sie vier Wochen später im Hörsaal der Universität wiederholt werden musste: Rund 400 Zuhörer folgten am 14. November den kritischen Ausführungen des Medizin-Physikers Lebrecht von Klitzing aus Lübeck und dem auf Umweltrecht spezialisierten Anwalt Wilhelm Krahn-Zembol aus Wendisch-Evern.

Fazit der Expertenrunde: Mit der steigenden Zahl von Handys und Mobilfunksendemasten wachsen die - noch immer nicht vollständig erforschten - gesundheitlichen Risiken für Handy-Benutzer und die Bevölkerung. Uber die Hintergründe der von ihm organisierten Veranstaltungen berichtet Thomas Riekmann von der BUND-Kreisgruppe Lüneburg.

Im Frühjahr kam ein Mitglied unserer Kreisgruppe aufgeregt in die Geschäftsstelle: "In unserem Dorf ist direkt neben einem Wohngebiet ein Sendemast für Mobilfunk aufgestellt worden. Wir müssen sofort etwas dagegen unternehmen!" Ich erkundigte mich daraufhin bei der Gemeinde Adendorf nach dem neuen Sendemast, und man teilte mir mit, dass die Aufstellung des Turmes und seine Inbetriebnahme nach Recht und Gesetz erfolgt seien.

Die Verwaltung könne nichts dagegen tun. Als einige Monate später bei Anwohnern Schlafstörungen, nächtliche Schweißausbrüche, Schwindel und ständige Ohrgeräusche auftraten, taten sich die Betroffenen zusammen und legten Widerspruch gegen den Betrieb des Senders bei der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Lüneburg ein.

Vor diesem Hintergrund entschloss ich mich, für den BUND eine Informationsveranstaltung zum Thema Elektrosmog und Mobilfunk zu organisieren. Als Referenten konnte ich den Medizinphysiker Dr. Lebrecht von Klitzing vom Universitätsklinikum Lübeck und den Rechtsanwalt Wilhelm Krahn-Zembol gewinnen, die Moderation des ersten Infoabends am 17. Oktober übernahm Dr. Hayo Dieckmann, Leiter des Lüneburger Gesundheitsamtes.
Die Uberraschung: Der Saal der AOK Lüneburg war mit weit über 100 Zuhörern rasch hoffnungslos überfüllt, so dass wir viele Interessierte abweisen mussten.

Deshalb wiederholten wir die Veranstaltung vier Wochen später im großen Hörsaal der Universität Lüneburg - und wieder war der Andrang riesengroß: Es kamen noch einmal fast 400 Menschen, um sich über die Risiken von Mobilfunk zu informieren.
Lebrecht von Klitzing vertrat die These, dass mit der Mobilfunktechnik ein Massenexperiment mit der Bevölkerung durchgeführt werde, da noch niemand die gesundheitlichen Auswirkungen abschätzen könne. Forschungen gäben aber bereits Hinweise darauf, dass Menschen und Tiere die andauernde Bestrahlung mit den elektromagnetischen Wellen nicht vertrügen.

Deshalb forderte der international anerkannte Fachmann eine Senkung der heute in Deutschland gültigen Grenzwerte für elektromagnetische Strahlung um den Faktor 10.000!
Wilhelm Krahn-Zembol bemängelte, dass die derzeitigen Gesetze die Menschen nicht ausreichend schützten, da ihnen die Beweislast auferlegt werde. Wenn man beispielsweise nach Inbetriebnahme eines Senders in der Nachbarschaft nicht mehr gut schlafen könne, sei es praktisch unmöglich, ein Gericht davon zu überzeugen, dass der Sender die Ursache dafür sei.

Medizinphysiker Lebrecht von Klitzing und weitere Experten lockten rund 400 Zuhörer in den großen Hörsaal der Universität Lüneburg. (Fotos: O. Bruckner)

Krahn-Zembol kritisierte die Genehmigungspraxis der Behörden, die seiner Meinung nach nicht restriktiv genug sei. Oft gälten sogar Antennen von zehn bis zwölf Metern Höhe als genehmigungsfrei.

Fernmeldetechnische Anlagen müssten bereits ab 4 bis 5 Metern Höhe genehmigt werden.

Ein Stadtplan von Lüneburg mit den eingetragenen 21 Standorten für Mobilfunk-Sender sorgte denn auch für Aufregung im Saal: Eine Anlage sendet vom Kirchturm St. Paulus aus, zwei direkt neben Schulen, zwei auf dem Kaufhaus Karstadt, mehrere auf einer Wohnanlage für Krankenhauspersonal direkt neben dem Krankenhaus, 13 (!) Antennen auf dem Dach eines Wohnheims für Schüler und Lehrlinge und noch einmal insgesamt 16 Antennen auf Hochhäusern in dichter Wohnbebauung - so viele Sender im Stadtgebiet hatten die meisten nicht vermutet.
Nur einen Tag später, am 18. Oktober, beschloss die Stadt Lüneburg, eine öffentliche Anhörung zu dem Thema durchzuführen - auf den Termin warten die Lüneburger leider immer noch. Indessen regt sich immer mehr Widerstand in der Bevölkerung gegen den Bau von Mobilfunksendern.

So hat beispielsweise der Protest gegen den von der Klosterkammer Hannover geplanten Bau eines Senders auf der 600 Jahre alten St. Michaelis-Kirche in Lüneburgs Altstadt bis Mitte Januar bereits über 600 Unterschriften eingebracht. Wenig Resonanz dagegen hat bislang der Protest der Adendorfer Bürger gebracht: Auf den Widerspruch gegen den neuen Sendeturm hat die Kreisverwaltung noch nicht reagiert.

Unsere Kreisgruppe hat einen Arbeitskreis zum Thema Mobilfunk gegründet, mit dem wir auch Bürgerinitiativen im Landkreis unterstützen wollen.

Thomas Rieckmann

Weitere Informationen gibt es beim
Arbeitskreis Immissionsschutz des BUND
Bundesgeschäftsstelle
Am Köllnischen Park 1
10179 Berlin
Telefon: 030/275864-0

Außerdem erhalten Sie beim BUND-Infoversand kostenlos das vierseitige Positionspapier
"Sendeanlagen für Mobilfunk - BUND-
Forderungen an die Politik"
Tel.: 0511/96569-0 oder Fax.: 0511/662536.

Das Positionspapier im PDF-Format (ca. 53 KB) können Sie sich auch direkt herunterladen. (Rechte Maustaste: Speichern unter...)

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Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/service/bundmagazin/12001/macht_mobilfunk_krank_experten_warnen_vor_gesundheitlichen_risiken/