Tilman Uhlenhaut - Gentechnik: Steigbügelhalten oder klares Nein?

Foto: Tilman Uhlenhaut

Die Diskussion um die Gentechnik schüttelt den BUND gerade wieder ganz besonders. Wie kommt das? Ist die BUND-Position gegen die Manipulation von Erbanlagen überholt? Die Gentechnik scheint in allen Lebensbereichen unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein. GenSoja, GenMais, GenEnzyme in Waschmitteln, Brot und Käse, GenPharmaka.

Der BUND hat auf seiner Bundesdelegiertenversammlung im Juni beschlossen, die Diskussion um diese Technik im Verband erneut sehr grundsätzlich zu führen. Hier sollen nicht die Ergebnisse vorweg genommen werden.

Klar ist aber, daß wir uns in der Diskussion nicht allein auf eine Technik beschränken lassen. Es wird nötig sein, neben den ökologischen, den gesundheitlichen und den ethischen Fagen auch die gesellschaftliche und politische Dimension der Gentechnik zu betrachten. Dabei zählt nicht in erster Linie wie dies Gen-Unternehmer und Gen-Forscher immer wieder behaupten das Expertenwissen - hier zählt vor allen Dingen die Kompetenz, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen zusammenzubringen.

Der BUND hat diese Kompetenz. In der Landwirtschaft zum Beispiel wollen wir eine umweltverträgliche Wirtschaftsweise auf der ganzen Fläche. Es sollen möglichst viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft erhalten bleiben, u.a. damit regionale Strukturen erhalten und entwickelt werden können. Die Produkte dieser Landwirtschaft sollen natürlich und gesund sein und weitestgehend aus der Region stammen. Dies sind wichtige Teile einer zukunftsfähigen Entwicklung, die nur in ihrer Gesamtheit eine Chance auf Erfolg haben. Gentechnik in der Landwirtschaft ist ein Instrument, das in vielen Bereichen erhebliche Risiken birgt.

Der Mensch beginnt Artgrenzen zu überschreiten und schafft neuartige Genkombinationen, ohne die langfristigen Folgen seines Tuns auf den Naturhaushalt abschätzen zu können. Nutzpflanzen wie Soja oder Mais werden mit Hilfe der Gentechnik auf bestimmte Schädlingsbekämpfungsmittel "getrimmt" - was aber, wenn die Schädlinge nach einigen Jahren resistent gegen dieses Pestizid geworden sind? Sollen die Nutzpflanzen alle Jahre wieder an ein neues Pflanzenschutzmittel angepaßt werden?

Niemand kann das ernsthaft wollen.

Wie sich genmanipulierte landwirtschaftliche Erzeugnisse auf den Menschen auswirken, ist noch
umstritten, klar ist aber, daß gentechnisch veränderte Lebensmittel zumindest die Gesundheit der Allergiker gefährden und möglicherweise neuen Allergien Vorschub leisten. Gentechnik wird darüberhinaus die Rationalisierung in der Landwirtschaft vorantreiben und damit weitere dringend benötigte Arbeitsplätze vernichten. Der vielbeschworene Nutzen der Gentechnik für die Gesellschaft bleibt alles in allem höchst fraglich.

Hier ist der BUND gefordert, Gentechnik in der Landwirtschaft als Sackgassentechnologie zu bekämpfen, trotz des massiven Drucks von Industrie und Regierungen. Gleichzeitig werden wir uns immer wieder für eine umweltverträgliche bäuerliche Landwirtschaft einzusetzen. Der angebliche Vormarsch der Gentechnik ist nach wie vor die wichtigste Argumentationshilfe für eine Politik, die nach dem Motto handelt: Ob wir wollen oder nicht, die Gentechnik kommt sowieso. Hier versuchen sich Entscheidungsträger um unseren Wählerauftrag zu drücken und lassen sich zum Büttel industrieller und wissenschaftlicher Interessen machen.

Der BUND hat die gesellschaftliche Aufgabe, diese Interessen aufzudecken, auf die Gefahren der Gentechnik aufmerksam zu machen und technokratische Lösungen für gesellschaftliche und politische Probleme als nicht zukunftsfähig zu entlarven. Er muß in Zusammenarbeit mit anderer gesellschaftlichen Gruppen ganzheitliche Ziele für eine zukunftsfähige Entwicklung formulieren und die entsprechenden Wege dorthin einfordern. Das Ringen um den kleinsten gemeinsamen Nenner mit den GenMachern und GenVerwaltern bedeutet leider allzuoft nur "Steigbügel halten" für deren Interessen. Ein grundsätzliches NEIN kann eine wichtige politische Position sein. Mischen wir uns ein!

Tilman Uhlenhaut ist stellvertretender Geschäftsführer des BUND - Landesverbandes Niedersachsen und Vorstandsmitglied bei NEULAND e.V.

Seit Oktober 1996 verarbeiten deutsche Ölmühlen u.a. in den USA beigemischtes genmanipuliertes Soja der Firma Monsanto. Dem Verband Deutscher Ölmühlen gehören zur Zeit 22 Firmen an, darunter auch die Ölmühle Hamburg, die mit rund 2 Mio. Tonnen verarbeiteter Sojabohnen im Jahr zu den größten Sojaverarbeitern in der EU zählt. 1995 betrug der Gesamtjahresumsatz des Verbandes 4,8 Mrd. Mark.



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