Jetzt im Mai haben wir die Möglichkeit, die größten Individuen eines Volkes – die 35 Millimeter großen Königinnen – bei der Gründung ihres Staates zu erleben. Den Winter haben sie dank eines körpereigenen Frostschutzmittels überlebt, und nun suchen sie nach Nahrung und Nistplätzen. Fehlen Baumhöhlen, greift die Hornisse gerne auf alte Schuppen, Nischen in Dachböden oder auch Holzverschalungen an Balkonen zurück. Zu erkennen ist die Art an ihrer auffälligen Größe, der Wespentaille, der rot-braunen oder schwarzen Brustfärbung und dem gelb-schwarz gestreiften Hinterleib. Ist ein geeigneter Standort gefunden, fertigt die Königin die ersten Waben und Schutzhüllen mit einer papierartigen Masse aus zerkautem Holz. In die Waben legt sie befruchtete Eier. Sobald die Arbeiterinnen geschlüpft sind, übernehmen diese die meisten anfallenden Arbeiten.
Ein Volk kann auf bis zu 700 Tiere anwachsen und täglich an die 500 Gramm Insekten für die wachsende Brut erbeuten. Kleinere Wespen, Bienen, Heuschrecken, Käfer, Fliegen: Alles, was die Hornisse überwältigen kann, dient als Futter für die Larven. Der Beute wird Kopf, Flügel und Hinterbeine abgetrennt, um das eiweißreiche Bruststück zu erhalten. Werden die Larven hungrig, kratzen sie mit ihren Kieferzangen an den Wabenwänden, was die Arbeiterinnen animiert, weitere Beute zu holen. Erwachsene Tiere ernähren sich hauptsächlich von Pflanzensäften oder Fallobst.
Im Hochsommer werden dann erste Geschlechtstiere herangezogen, die im Spätsommer zur Paarung das Nest verlassen. Dies markiert den Anfang vom Ende für den Rest des Volkes, welches spätestens beim ersten Nachtfrost stirbt. Nur die begatteten Königinnen überwintern.