"Oh nein, schon wieder ein Haufen!" schallt es durch den Garten, und dieser Ausruf fasst das Verhältnis vieler Gärtner zum Maulwurf treffend zusammen. Leider, denn dem Tier wird wahrlich Unrecht getan. Grund genug, sich den Erdbewohner einmal genauer anzusehen und hoffentlich ins Herz zu schließen.
Der europäische Maulwurf (Talpa europaea) verdankt seinen Namen dem althochdeutschen Wort "Molte", welches feuchte Erde bedeutet. Und Erde wirft er wahrlich genug. Bis zu 6.000 Quadratmeter kann das Jagd- und Wohnrevier des Männchens zur Paarungszeit umfassen. In einer einzigen Nacht kann der Maulwurf mit seinen schaufelartigen Vorderbeinen Tunnel von 100 Meter Länge anlegen. Fast das Dreißigfache seines Körpergewichtes hebt der Buddler an. Ab und an wird ein Gang zur Oberfläche gegraben und der Aushub mit dem Kopf nach draußen gestoßen. Voilà: Ein Maulwurfshügel! Dieser dient nun auch der Belüftung des unterirdischen Gängesystems, obwohl der Maulwurf natürlich auch physiologisch an den Sauerstoffmangel unter der Erde angepasst ist: Der besonders hohe Hämoglobingehalt im Blut ermöglicht eine bessere Sauerstoffbindung.
Doch das ist nur eine der vielen Anpassungen, die den Maulwurf zum perfekten Untergrundbewohner machen. Er besitzt eine walzenförmige Gestalt, seine winzigen Augen sind durch Fell geschützt, die Gehörgänge von Hautlappen verdeckt. Beim Graben selbst werden auch Mund und Nase mit Hautfalten verschlossen. Die Vorderbeine sind zu Grabschaufeln umgebildet, und ein seidenweiches Fell ohne Strich ermöglicht ihm ein Manövrieren vor- und rückwärts.
Immerhin 67 Meter pro Minute kann der Maulwurf in seinen Gängen zurücklegen – etwa wenn er eine Nahrungsquelle wittert. Mit seinem hervorragenden Gehör, Geruchssinn und den Tasthaaren an seiner Schnauze nimmt er den kleinsten Eindringling in seinem Reiche wahr, dazu wohl auch von Beutetieren abgegebene elektrische Impulse. Sein schneller Stoffwechsel macht den Maulwurf gefräßig: Bis zu 30 Kilogramm Schnecken, Raupen, Regenwürmer und Insektenlarven vertilgt er pro Jahr. Im Winter sammeln die Tiere vor allem Regenwürmer, denen sie die Vordersegmente abbeißen und sie so an der Flucht hindern.
Sieht man einen riesigen Maulwurfshaufen, bedeutet das meist, dass die Wiese sehr feucht ist und deshalb eine Sumpfburg – ein oberirdisches Nest – angelegt wurde. Auffällig gebuddelt wird auch zur Paarungszeit im Frühling, wenn Männchen ihr Revier erweitern, damit es sich mit dem benachbarter Weibchen überlappt.
Doch nun zu Mensch und Maulwurf. Der Maulwurf ist ein ausgesprochener Nützling im Garten, verspeist er doch genau die Schädlinge, die den Gartenfreund zur Verzweiflung treiben, etwa Schnecken oder Engerlinge. Wühlmäuse vertreibt das territoriale Tier ebenso. Der Maulwurf trägt außerdem dazu bei, den Boden zu durchmischen, zu belüften und zu drainieren. Maulwurfshügel liefern zudem hervorragende Erde für Blumenbeete.