7. Februar 2017
Trübe Sicht für die Nordsee - Hohe Nährstoffbelastung mit schwerwiegenden Folgen für das Ökosystem im Meer
Oldenburg/Hannover. Die Belastung der Nordsee durch Nährstoffeinträge ist seit Jahren unverändert hoch. Politik, Landwirtschaft und Naturschutz müssen hier gemeinsam Lösungen entwickeln und rasch umsetzen, denn die Folgen der Überdüngung sind bereits jetzt schwerwiegend. Aus diesem Grund lädt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Landwirtschaft und Naturschutz in Oldenburg ein, um über den Zustand der Nordsee zu beraten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Dr. Jörg Wagner vom Bundesumweltministerium erläutert: „Die Küsten von Nord- und Ostsee sind dauerhaft durch den übermäßigen Einsatz von Stickstoffdünger belastet. Es gibt hier in den letzten Jahren kaum Anzeichen einer Verbesserung. Für einen Erhalt der Artenvielfalt in unseren Meeren, müssen wir stärker als bisher gegensteuern, etwa durch verschärfte Düngeregeln." Der aktuelle Nitratbericht des Bundesumweltministeriums belegt, wie stark Düngemittel aus der Landwirtschaft, insbesondere der Wirtschaftsdünger Gülle, die Gewässerqualität beeinträchtigen.
"Den Schutz unserer Nordsee können wir nur gemeinsam mit allen Akteuren erreichen“, betont Almut Kottwitz, Staatssekretärin im Niedersächsischen Umweltministerium. „Das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium im Bund brauchen eine gemeinsame klare Handlungsstrategie, auch im Hinblick auf die dringend erforderliche Neufassung der Düngeverordnung. Nur so können wir den Schutz unserer Gewässer, der Meere, Flüsse und Seen und des Grundwassers, wirksam umsetzen."
„Hauptverursacher der starken Nitratbelastung der Nordsee ist die industrielle Landwirtschaft mit ihrer Intensivtierhaltung“, so Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, Geschäftsführer des BUND Niedersachsen. „Die Tierhaltung konzentriert sich auf immer weniger und größere Betriebe. Diese verfügen nicht über ausreichend Fläche, um die anfallende Gülle auszubringen. Die Folge ist eine Überdüngung der Böden. Bereits jetzt ist das Grundwasser vielerorts mit Nitrat belastet, die Gewässer in schlechtem ökologischen Zustand.“
Diese Belastung der Nordsee durch die Überdüngung hinterlässt schwerwiegende Spuren im empfindlichen Ökosystem unter Wasser. „Das Zuviel an Nährstoffen im Wasser lässt die Menge kleiner Algenarten vor allem im Frühsommer sprunghaft ansteigen, wodurch das Wasser stark eingetrübt wird“, erklärt Nadja Ziebarth vom BUND-Meeresschutzbüro.
„Die Folgen werden sichtbar durch Schaumberge an den Stränden. Unter dem Lichtmangel leiden aber auch die Seegraswiesen und damit der Lebensraum und die Kinderstube unzähliger Arten, wie etwa das Seepferdchen.“
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Stiftungsverbund der Heinrich-Böll-Stiftung statt. Sie ist Teil des Projekts „Weitsicht für unsere Meere“, das durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wird.
Weitere Informationen: www.bund.net/eutrophierung
Für Rückfragen:
Tilman Uhlenhaut, BUND Niedersachsen, Stellv. Geschäftsführer und Agrarreferent, Tel.
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