9. November 2016
Schaffen niedersächsische Landesforsten vollendete Tatsachen? - Naturschutzverbände bitten Landesregierung, den Einschlag von Alteichen in vorgeschlagenen Naturwäldern zu stoppen
Hannover, 7. November 2016 - Im Zuge der Diskussion zur „Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt“ sollen in Niedersachsen 10 Prozent der Landeswaldfläche dauerhaft einer natürlichen Waldentwicklung (NWE) überlassen werden. Die Verbände BUND Niedersachsen und NABU Niedersachsen hatten dies begrüßt und Vorschläge zu Gebietsausweisungen übermittelt verbunden mit einem Einschlagsmoratorium in den schutzwürdigen Waldflächen.
Am Hangfuss des Norddeisters, des hannoverschen „Hausberges“, ist auf einer Fläche von ca. 39 Hektar urwüchsiger Eichen-Buchenwald erhalten geblieben. Weil solche wertvollen, quellreichen Wälder mit geschlossenem Bestand alter Laubbäume in Niedersachsen sehr selten geworden sind, haben die Naturschutzverbände bei der Bürgerbeteiligung zur Auswahl der Gebiete für eine natürliche Waldentwicklung (NWE) im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung dieses Waldstück als „Urwald von Morgen“, also als Naturwald vorgeschlagen. Der Prozess der Gebietsauswahl nach der Bürgerbeteiligung läuft aktuell.
Nun ziehen sich bis in das feucht-quellige Herz dieses vorgeschlagenen Naturwaldes breite und tiefe Schlammschneisen. Am Wegrand liegen neben Eschen, Hain- und Rotbuchen auch ca. 70 dicke Alteichen. Weitere, besonders schöne Alteichen sind bereits zum Fällen markiert. Greenpeace, BUND und NABU sind entsetzt: Mitten im Prozess der Gebietsauswahl nach der Bürgerbeteiligung schaffen die Landesforsten hier vollendete Tatsachen. Sie bitten deshalb die Minister für Umwelt und für Landwirtschaft, diesem Treiben Einhalt zu gebieten, bevor noch mehr Schäden am Tafelsilber unseres Naturerbes entstehen und die NWE-Gebietskulisse fertiggestellt ist.
Da die Naturschutzverbände die Gefahr bereits früh sahen, dass in potentiellen Naturwäldern kurz vor Ausweisung noch die wertvollsten, alten Bäume gefällt und verkauft werden, hatten sie vehement ein Einschlagsmoratorium in diesen Gebieten gefordert, damit der Wert der von vorgeschlagenen Flächen nicht durch Fällungen beeinträchtigt wird. Nun hat sich leider bestätigt, wie berechtigt diese Sorge war. Die Verbände heben dabei die Bedeutung alter, naturnahen Eichen-Mischwälder als einen unverzichtbaren Bestandteil im Netz der Wälder mit natürlicher Entwicklung hervor. Dies hatten auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung klar gezeigt.
HINTERGRUND
Flächenbeschreibung in Anlage 2 des Verbändevorschlags
„Für NWE vorgeschlagene Flächen“ - (Seite 45):
Hangfußwälder bei Egestorf (Großer Deister), Region Hannover 9.5093:52.2743 ca. 39 ha
Nachdem in den Vorjahren und auch aktuell im Umfeld massiv durchforstet wurde, handelt es sich hier wohl um das Waldstück im Landeswald, das noch am besten die wertvollen Laubmischwälder am Hangfuß des Norddeisters repräsentiert. Die hangabwärts gelegenen Flächen sind trotz des hohen Bestandsalters noch sehr geschlossen und stammzahlreich. Eingebettet in einen teils quelligen Hangfußwald aus Buche-Traubeneichen mit Übergängen in Stieleichen-Hainbuchenwald finden sich EErlen-Galerien entlang nicht eingetiefter Quellbäche. Lediglich ein Lochhieb und eine kleine Eichenkultur sowie an einer Stelle in Einzelmischung Altfichten.
Hinweis: einen Kartenausschnitt der Verbändevorschlags Hangfußwälder bei Egestorf haben wir Ihnen beigefügt.
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