21. Mai 2010
BUND fordert mehr Naturwald und mehr Grünland für den Erhalt der biologischen Vielfalt
Hannover - Morgen (am Samstag, den 22. Mai 2010) ist der von den Vereinten Nationen ausgerufene „Internationale Tag der Biologischen Vielfalt“. Anlässlich dieses Aktionstages hat das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium heute in einer Pressemitteilung verkündet, dass die Artenschutzbemühungen der Landesregierung Früchte tragen. Als Beispiele für den Erfolg nennt das Ministerium unter anderem die Wildkatze und den Luchs, die wieder durch Niedersachsens Wälder streifen. Ministerin Grotelüschen lobt die naturnahen Wälder im Land, erteilt aber Forderungen nach pauschaler Stilllegung von Waldflächen zum Erhalt der Artenvielfalt eine Absage.
Auch der Umweltminister hat sich heute zu Wort gemeldet und beschreibt unter anderem die Entwicklung des Schwarzstorch-Bestands als Erfolgsgeschichte.
Der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. begrüßt generell die Bemühungen der beiden Ministerien zum Erhalt der Artenvielfalt. „Doch so rosig wie beide Minister die Lage im Land schildern, ist sie nicht“, sagt Dr. Reinhard Löhmer, stellvertretender Vorsitzender des BUND Niedersachsen und nennt Beispiele: „Gefährdet sind unter anderem Brachvogel, Kiebitz, Feldlerche und Feldsperling. Sie haben es schwer, sich in unserer Landschaft noch zu behaupten.“
Weltweit verringert sich die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten pro Jahr um bis zu 75.000 Arten. In Deutschland sind:
40 Prozent aller Wirbeltierarten gefährdet
fast 30 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen gefährdet
mehr als 70 Prozent der Lebensraumtypen gefährdet
In Niedersachsen sind von 2003 bis zum Verbot des Grünlandumbruchs im Oktober 2009 durch eine EU-Vorschrift fast 70.000 Hektar Grünland und damit Lebensraum für die hier angepassten Pflanzen und Tiere beseitigt worden. Der Biologe Dr. Löhmer erklärt: „Der Umbruch von Brachen, die „Vermaisung“ der Kulturlandschaft zur Biogasgewinnung sind Entwicklungen in der Landwirtschaft, die die Biodiversität insgesamt deutlich geschwächt haben.“ Die Folgen dieses Landschaftswandels werden sich erst in einigen Jahren deutlich im weiteren Rückgang der Biodiversität zeigen.
Beide Ministerien führen in ihren Mitteilungen den Schwarzstorch als Beispiel für gelungenen Artenschutz ein. Doch Dr. Löhmer stellt klar: „Die positive Entwicklung beim Schwarzstorch, dessen Bestand sich auf niedrigem Niveau stabilisiert hat, ist nicht nur ein Erfolg von engagierten Naturschützern und Förstern, sondern hängt auch ganz wesentlich damit zusammen, dass der Bestand im mittel- und osteuropäischen Raum angewachsen ist.“
Der BUND Niedersachsen sieht im Gegensatz zu Ministerin Grotelüschen auch den Zustand der Wälder kritisch: „Noch nie ist der Wald in Niedersachsen so intensiv genutzt worden. Die Wälder werden nach wie vor zu sehr ausgebeutet, zu wenig Totholz bleibt zurück“, erklärt Dr. Löhmer. „Den Zersetzern im Ökosystem wird dadurch die Nahrungsgrundlage entzogen, die Standorte verarmen, weil zu viele Nährstoffe entzogen werden.“ Der BUND fordert daher mehr Naturwald-Parzellen und mehr ältere Baumbestände, die ökologisch von besonderer Bedeutung sind.
Der BUND Niedersachsen setzt sich nicht nur auf politischer Ebene für den Erhalt der biologischen Vielfalt ein, sondern auch mit vielfältigen Projekten, unter anderem mit dem Projekt „Leise Pfoten – Wilde Wege“, das der Vernetzung der Lebensräume der Wildkatze dient oder dem Projekt „Diepholzer Moorniederung“. Mehr Informationen dazu gibt es im Internet unter www.bund-niedersachsen.de
Das Foto im Anhang (Porträt Dr. Reinhard Löhmer, stellv. Vorsitzender des BUND Niedersachsen) ist zur Veröffentlichung in Zusammenhang mit dieser Meldung freigegeben.
Die Pressemitteilung zum Download (PDF-Format, ca. 44 KB)