BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


21. Mai 2010

Landwirtschaftskammer warnt: Hähnchenmast lohnt sich nur für wenige Landwirte!

Glückliche Hühner auf dem BUND-Hof Wendbüdel

„Hähnchenmast: Wirtschaften im Centbereich“ lautet der Titel und das Ergebnis einer Studie, die nicht etwa von einer Tierschutzorganisation veröffentlicht wurde, sondern von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen!

Aus ökonomischen Gründen warnt sie die Bauern davor, einfach dem Trend zu folgen und in der Hähnchenmast aktiv zu werden, ohne vorher genau durchzurechnen, ob sich der Betrieb dazu eignet.


„Um wirtschaftlichen Erfolg zu haben, muss der Mäster möglichst im Durchschnitt, besser im oberen Viertel der Betriebe wirtschaften. Nur so gelingt ein guter Start mit kräftigem Durchhaltevermögen auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten.“ So lautet das Fazit der Kammer. Das heißt im Klartext: 50 Prozent der Betriebe verdienen kein Geld mit der Mast von Hühnern, haben aber das Risiko der großen Investition zu tragen. Die Investition rechne sich nur für Betriebe, die wirtschaftlich ohnehin stabil aufgestellt sind und nicht für kleine Betriebe, die wirtschaftlich nicht gesund sind und aus diesem Grund in die Hähnchenmast einsteigen wollen.


Laut Landwirtschaftskammer erzielen bislang nur ein Viertel der Hähnchenmäster gute Gewinne. Denn die Bau- und Betriebskosten eines Stalls sind hoch, die Futterpreise gestiegen, und es bedarf großer landwirtschaftlicher Flächen zur Entsorgung des anfallenden Geflügelkots. Außerdem ist die Nachfrage nach Hähnchenfleisch laut Landwirtschaftskammer fast komplett gedeckt. „Der Markt ist im Augenblick noch moderat aufnahmefähig, aber auf der anderen Seite auch gut versorgt. Dieses schlägt sich in der aggressiven Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels nieder.“ Im vergangenen Jahr konnten daher nur Betriebe gute Gewinne mit der Hähnchenmast erzielen, die günstig Futter und billig Küken einkaufen konnten – und deren Bestände gesund geblieben sind.


Mitglieder der Landesregierung werden aber nicht müde zu betonen, dass durch den Bau neuer Massentierhaltungs-Anlagen viele neue Arbeitsplätze in Niedersachsen entstehen und alle Betriebe damit ihre wirtschaftliche Basis verbessern können. Auch die neue Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU) sagte zuletzt, dass die Geflügelmästereien viele Aufträge in eine Region brächten.


Aus der Studie der Landwirtschaftskammer geht auch hervor, dass der Selbstversorgungsgrad mit Hähnchenfleisch in Deutschland schon bei knapp 100 Prozent liegt, in der EU bei 102 Prozent. Und: Mehr als 50 Prozent der deutschen Hähnchen werden in Niedersachsen gemästet!


Der BUND Niedersachsen appelliert vor dem Hintergrund der vielen Auseinandersetzungen um neue Stallbauten an alle Landwirte, den Worten der Politiker und der Schlachthof-Investoren nicht blind zu vertrauen, sondern im eigenen Interesse die Investition gut durchzurechnen und mit dem Ärger abzuwägen, den ihnen der Widerstand der Bevölkerung vor Ort bringen kann.


Wer nicht in Massentierhaltungsställe investiert, handelt zudem zum Wohle der Umwelt und der Tiere.


Mehr Informationen finden Sie bei der Landwirtschaftskammer Niedersachen:

http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/tier/nav/229/article/13959.html)


Foto: Glückliche Hühner auf dem BUND-Hof Wendbüdel


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/themen/landwirtschaft/landwirtschaft_detailansicht/browse/6/artikel/landwirtschaftskammer-warnt-haehnchenmast-lohnt-sich-nur-fuer-wenige-landwirte-1/